Vier „dezentrale“ Kontakt- und Anlaufstelle für suchtkranke Menschen will Markus Greitemann, CDU-OB-Kandidat, in Köln schaffen.
„Wir müssen jetzt handeln“Greitemann will Zürcher Drogenhilfekonzept für Köln – trotz Pull-Effekts

CDU-OB-Kandidat Markus Greitemann vor einer Anlaufstelle für suchtkranke Menschen in Zürich.
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Der Kölner CDU-Oberbürgermeisterkandidat Markus Greitemann hat sich ebenfalls dafür ausgesprochen, dass Zürcher Modell zum Umgang mit suchtkranken Menschen in Köln anzuwenden – selbst wenn es zunächst noch mehr drogenkranke Menschen anziehen sollte.
Nach einem Besuch in Zürich sagte Greitemann am Mittwoch: „Nur weil dieser Pull-Effekt (Anreiz-Effekt, Anmerkung der Redaktion) entstehen könnte, kann ich ja nicht davor kapitulieren. Wir müssen jetzt handeln.“
Laut Greitemann ist es in der Schweiz rechtlich möglich, dass etwa die Stadt Zürich suchtkranken Menschen den Zugang zu ihren Kontakt- und Anlaufstellen verbietet, wenn die Menschen nicht aus Zürich selbst stammen. Demnach schickt Zürich diese Personen per Zug in ihren Herkunftsort, damit ihnen dort geholfen wird.
Greitemann sieht rechtliche Probleme
Nur: In NRW ist das laut Greitemann nicht möglich, die Stadt Köln kann demnach nicht einfach sagen: Du kommst nicht aus Köln, also helfen wir dir in unseren Einrichtungen nicht.
Setzt die Stadt Köln also tatsächlich solche Einrichtungen wie in Zürich um, in denen die Menschen konsumieren, sich waschen, sich aufhalten und schlafen können, ist sie möglicherweise attraktiver für Drogenkranke als andere Städte, die solche Einrichtungen noch nicht anbieten.
Dezernent hatte Konzept ebenfalls präsentiert
Trotzdem will Greitemann an der Idee festhalten und auf das Land einwirken. „Wir müssen die Menschen in die Räume bekommen, damit sie den öffentlichen Raum nicht mehr brauchen.“
Greitemanns Vorschlag deckt sich in großen Teilen mit dem weiterentwickelten Suchthilfekonzept, das Kölns Gesundheitsdezernent Harald Rau am Montag dem Hauptausschuss des Rates präsentiert hat (wir berichteten). Der wesentliche Unterschied: Rau will die drei Kontakt- und Anlaufstellen nahe der Drogenszene einrichten. Greitemann will sie „dezentral“ errichten.
Greitemann will vier Anlaufstellen
Auf Nachfrage konkretisierte er, dass ein Standort aber auch etwa nur 1,5 Kilometer vom Hotspot Neumarkt entfernt sein sollte. Er spricht von vier statt drei Anlaufstellen, um die Szene in Bewegung zu halten. Zwei sollen jeweils links- und rechtsrheinisch sein.
In Zürich allerdings sind zwei der drei Einrichtungen sehr nahe am Stadtzentrum, eines rund 450 Meter vom Hauptbahnhof entfernt, das andere rund 600 Meter. Nur die dritte Anlaufstelle ist weiter außerhalb (rund vier Kilometer).
Null-Toleranz-Strategie außerhalb der Einrichtungen
In den Anlaufstellen sollen die suchtkranken Menschen auch straffrei Drogen untereinander verkaufen, außerhalb soll laut Greitemann aber eine Null-Toleranz-Regel gelten. Wie berichtet, sieht das NRW-Innenministerium von Minister Herbert Reul (CDU) den straffreien Handel von Kleinstmengen skeptisch.
Final ist das Konzept von Rau noch nicht, bis Jahresende soll der Rat laut Rau über das fertige Konzept entscheiden. Ob das so kommt, ist angesichts der Kommunal- und OB-Wahl am 14. September aber offen.
Rau geht von 17 Millionen Euro jährlich aus
Die aktuelle Lage in Köln ist so: Die Stadt betreibt seit 2022 einen großen Drogenkonsumraum im Gesundheitsamt am Neumarkt. Ein weiterer in Kalk soll dieses Jahr eröffnen. Einen weiteren betreibt der Sozialdienst Katholischer Männer am Hauptbahnhof.
Rau rechnet für drei Suchthilfezentren vorläufig mit jährlichen Mehrkosten von 14 Millionen Euro auf dann 17 Millionen Euro. Rau ist ratlos, wie er das bezahlen soll. Laut Greitemann soll das Geld „vornehmlich aus dem Etat des Sozialdezernates“ bezahlt werden, das heißt: Rau muss woanders sparen.
Bis solche Anlaufzentren vom Rat beschlossen und umgesetzt sind, dürfte dauern. Bis dahin will Greitemann Interimsangebote für Suchtkranke auf Plätzen schaffen. Das hatte Rau auch gefordert und der Hauptausschuss am Montag auf Antrag von Grünen, SPD, Linke, Volt und der Ratsgruppe Klima Freunde und Gut ohnehin beschlossen. Welche Plätze das sind, wollte Greitemann nicht sagen.