Schulstraße in Köln-ZollstockPolitiker wollen Rosenzweigweg für „Elterntaxis“ sperren

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Eine Straße, auf der Kinder spielen, ist gesperrt.

Die Gemeinschaftsgrundschule am Rosenzweigweg nahm Anfang Mai an der Aktion „Schulstraße“ teil und sperrte den Weg vor ihrer Schule an einem Vormittag für Autos.

Die Bezirksvertretung Rodenkirchen möchte ein Durchfahrtsverbot für Kraftfahrzeuge vor zwei Kölner Schulen auf den Weg bringen.

Autos, die rangieren und wenden, Fahrzeuge, die rückwärtsfahren, dazwischen Kinder, die zur Schule oder nach Hause wollen – vor vielen Kölner Grundschulen herrscht morgens und nachmittags eine unübersichtliche, für die Schüler gefährliche Situation. Der Verkehr vor den Schulen wird zumeist von „Elterntaxis“ verursacht. So sieht es auch auf dem Rosenzweigweg in Zollstock aus.

Verkehrschaos vor Kölner Schulen – Durchfahrtsverbot gefordert

An dessen Ende liegen die Gemeinschaftsgrundschule Rosenzweigweg und die Wilhelm-Leyendecker-Schule, eine Förderschule mit Förderschwerpunkt Lernen. Um mehr Sicherheit für die Schüler zu schaffen, forderten die Bezirksvertreter in ihrer jüngsten Sitzung in Anlehnung an das Projekt „Schulstraßen“ der Stadt ein temporäres Durchfahrtsverbot für Kraftfahrzeuge auf dem Rosenzweigweg morgens zwischen 7.45 und 8.30 Uhr und nachmittags zwischen 14.45 und 15.15 Uhr.

Der Rosenzweigweg ist eine Sackgasse. Sie geht neben dem Rosenzweigpark von der Vorgebirgstraße ab und endet vor dem Lehrerparkplatz. Anwohner gibt es hier nicht. „Da die kleine Stichstraße keinen Wendeplatz aufweist, müssen die Elterntaxis auf den vorhandenen Flächen wenden, was eine erhöhtes Gefahrenpotenzial aufweist. Daher reicht schon eine geringe Anzahl an PKW aus, um ein völliges Verkehrschaos im unmittelbaren Schuleingangsbereich zu verursachen, wodurch es regelmäßig zu einer erheblichen Gefährdung der Schülerinnen und Schüler kommt“, heißt es im Antrag der Grünen, dem sich die SPD anschloss.

„Da macht es viel mehr Sinn, dass sie zu Fuß oder mit dem Rad kommen“ – Ausnahmen soll es geben

Lehrer sollen weiterhin uneingeschränkt zum Lehrerparkplatz fahren können, das Ausfahren aus den wenigen Parktaschen am Anfang der Straße soll auch in den Sperrzeiten möglich sein und im Einzelfall sollen ebenfalls Eltern von Kindern mit Einschränkungen weiterhin auf der Straße fahren dürfen, so die Antragsteller. „Wir freuen uns über den Beschluss und hoffen, dass sich die Situation vor unserer Schule in Zukunft deutlich entspannt“, sagt Georg Urban, Leiter der Grundschule. Anfang Mai nahm die Einrichtung am „Aktionstag Schulstraße“ teil und sperrte den Rosenzweigweg für einen Vormittag. Organisiert hatten das Eltern.

Die Grundschule besuchen 200 Kinder, die meisten wohnen in der näheren Umgebung. „Da macht es viel mehr Sinn, dass sie zu Fuß oder mit dem Rad kommen, als dass sie mit dem Auto gebracht werden.“ Eltern der Grundschüler würden die Zufahrtsregelungen, zumindest in der Anfangszeit, begleiten, erklären Grüne und SPD in ihrem Antrag. Dagegen äußert Christoph Schykowski, CDU, Bedenken. Er hält es für problematisch, wenn „die quasi hoheitliche Aufgabe der Kontrolle der Einhaltung des Einfahrverbots von Freiwilligen aus der Zivilgesellschaft vorgenommen“ werde.

Das sei auch keineswegs beabsichtigt, stellt Urban auf Nachfrage klar. „Unsere Eltern werden bei unseren Elternabenden für eine Schulstraße werben, aber sie werden keinerlei Kontrollen durchführen und schon gar nicht bei Eltern von Schülern einer anderen Schule“, betont er. Das würde verständlicherweise Pia Münzel, Leiterin der Förderschule, ebenfalls ablehnen. „Das würde die Persönlichkeitsrechte unserer Schüler und ihrer Eltern verletzen. Ich finde das Ansinnen einer Schulstraße gut und unterstütze es“, so Münzel.

Kölner Eltern fehle Vertrauen in Sicherheit des Schulwegs

Die CDU sieht auch in der beschlossenen Fahrradspur auf der Vorgebirgstraße ein Hindernis für die Einrichtung einer Schulstraße am Rosenzweigweg. „Denn weder darf man dann auf der Vorgebirgsstraße halten noch in den Rosenzweigweg einfahren und somit ist es legal nicht möglich, sein Kind mit dem Auto zur Schule zu bringen“, kritisiert Schykowski. „Einerseits ist es sicherlich zu begrüßen, die letzten Meter vor der Schule vom Autoverkehr weitestgehend freizuhalten.

Andererseits gibt es ja Gründe, warum Eltern ihre Kinder möglichst nah an die Schule bringen wollen. Diese Gründe werden ein Stück weit auch einem fehlenden Vertrauen der Eltern in die Sicherheit des Schulweges geschuldet sein“, meint Karl Wolters, FDP. Er befürchtet, durch ein temporäres Durchfahrtsverbot vor der Schule werde die Problematik lediglich örtlich verlagert. Seine Fraktion enthielt sich ebenso wie die CDU bei der Abstimmung.

Das Projekt „Schulstraßen“

Bei dem Projekt „Schulstraßen“ handelt es sich um ein Pilotprojekt der Stadt. Im Februar und im März richtete sie vor zwei Grundschulen – die GGS Lindenbornstraße in Ehrenfeld und die Montessori-Grundschule Am Pistorhof in Ossendorf – Schulstraßen ein, mit dem Ziel die Schulwege für die Kinder sicherer und Elterntaxis entbehrlich zu machen. „Innerhalb der Projektlaufzeit von jeweils etwa einem Jahr beobachten wir die Situationen vor Ort genau. (…). Am Ende der Projektlaufzeit entscheiden wir über eine Fortführung oder eine notwendige Anpassung“, teilt die Stadt mit. (sbr)


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