Zwei Kaffee, bitte!Was das Geld angeht, machen die Deutschen viel falsch

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Christian Schonauer  - Kopie

  • Wie reagieren Menschen, was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zum Kaffee einlädt? Dieser Frage geht Susanne Hengesbach regelmäßig nach.
  • Heute spricht sie mit einem Versicherungs- und Finanzmakler über das veränderte Verhalten in Geldangelegenheiten.
  • Der Kölner Christian Schonauer rät in der momentanen Situation zu mehr Besonnenheit anstelle von Panikreaktionen.

Köln – Dieses Mal bin ich in Zollstock unterwegs und treffe dort auf einen Kölner, der sich fest vorgenommen hat, wieder eine richtige Mittagspause einzuführen und nicht wie in den vergangenen zwei Jahren lediglich „mal schnell zwischendurch am Schreibtisch“ was zu essen. Ich habe also kein Problem, Christian Schonauer ins Café de Kok zu lotsen, wo am Mittag sogar Hochbetrieb herrscht. Als der leckere Cappuccino vor uns steht, beginnt der 43-Jährige das Gespräch mit einer Medienschelte. Die andauernde Krisenberichterstattung spüre er deutlich in seinem beruflichen Umfeld. „Inwiefern?“, frage ich. „Es hat Auswirkungen, was die Altersvorsorge betrifft. Gerade bei den jungen Deutschen.“

Schonauer hat, wie ich erfahre, Versicherungswesen studiert und ist in seiner eigenen Agentur in Zollstock als Finanz- und Versicherungsmakler tätig. Er bedauert, dass Heranwachsende den Umgang mit Geld nicht in der Schule lernen und findet, dass wir diesbezüglich fast „in einer Diaspora leben“. Gerade in der momentanen Situation, in der seiner Ansicht nach Besonnenheit gefragt ist, erlebe er dieselben überstürzten Reaktionen wie bei der Finanzkrise 2008. Jetzt, da erneut die Finanzmärkte nachgeben, mache der Deutsche genau dasselbe wieder. „Er verkauft seine Papiere zum ungünstigsten Zeitpunkt – natürlich mit Verlust – und legt sich das Geld aufs Konto, sodass es dort durch die wachsende Inflation weiter vernichtet wird.“

„Man möchte das Geld bei sich haben“

„Alles, was man falsch machen kann, wird falsch gemacht?“, frage ich. Schonauer nickt. „Jeder hört um sich herum nur Schlechtes. Da möchte man sein Geld bei sich haben. Aber das ist der verkehrte Schritt.“

In den folgenden Minuten berichtet mir mein Gegenüber über das Ergebnis einer von ihm durchgeführten Google-Keyword-Analyse. Während sich Menschen vor Beginn der Corona-Pandemie für Themen wie Altersabsicherung oder Kapitalanlage-Möglichkeiten interessiert hätten, werde nun auffallend häufig danach gefragt, wie man seine Altersvorsorge kündigen oder zumindest beitragsfrei stellen könne.

Fatale Auswirkungen vor allem für Frauen

Ob sich das nicht vor allem für Frauen fatal auswirken könne, frage ich, „wenn man bedenkt, dass unter den rund fünf Millionen Menschen hierzulande, die weniger als 1000 Euro Monatsrente zur Verfügung haben, weit mehr als doppelt so viele Frauen sind. Schonauer nickt zustimmend und berichtet, dass es auch bei ihm in der Praxis primär um die Vorsorge der Männer gehe.

Er erlebe das immer wieder bei Terminvereinbarungen, wenn er frage: „Ist Ihre Frau denn nicht mit dabei?“ – Antwort: „Nein, wieso?“ - Mein Gegenüber schüttelt den Kopf. „Als wenn die Frau das Thema überhaupt nichts angehe.“

Mal für zwei oder drei Monate ein Haushaltsbuch führen

In der Krise sei Vorsorge praktisch überhaupt kein Thema mehr. Die Leute, vor allem junge Leute, „denken auch nicht mehr an Altersliquiditätsplanung“, stellt der Kölner fest. Dabei sei diese so wichtig, betont er und verweist auf die Schwierigkeit, als Rentner einen Kredit von der Bank zu bekommen. Gerade in Zeiten wie diesen sei es wichtig, sich mit solchen Themen aktiv zu beschäftigen und zu überlegen, wo es Sinn mache zu investieren und wo man vielleicht sparen könne.

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Seinen Kunden empfiehlt der 43-Jährige gerne, mal für zwei, drei Monate ein Haushaltsbuch zu führen, um beispielsweise den versteckten Ausgaben auf die Schliche zu kommen. „Das muss dann auch ein bisschen weh tun, denn die meisten lernen ja doch nur über Schmerz.“ Sich darauf zu verlassen, dass die Rente reichen und der Staat es schon irgendwie richten werde, sei definitiv der falsche Weg.

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