Rote FunkenDienstältestes Mariechen vereidigt

Sie schwörte auf den historischen Plaggen: Ersatzmarie Andrea Schug. Neben ihr Tanzoffizier Pascal Solbach (l.) und Ehemann Stephan.
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Köln – Das hat es in der langen Geschichte der Roten Funken bislang noch nicht gegeben: die Vereidigung eines Mariechens vor einer Sitzung. Zum Auftakt der „Echt Kölsch“-Sitzung im Sartory erklärte Präsident Heinz-Günther Hunold die Jecken im ausverkauften Saal kurzerhand zu „Trauzeugen“ und ließ die neue Funkenmarie Andrea Schug auf den historischen Plaggen schwören. Und die ist mit 43 Jahren wohl das derzeit älteste Tanzmariechen im Kölner Karneval und eher unverhofft in die Rolle gerutscht. Da die eigentliche Marie Jacqueline Melcher sich in der Vorwoche bei einem Auftritt einen Muskel-Teilabriss im Oberschenkel zugezogen hat und die gesamte Session nicht mehr tanzen kann, haben die Funken sich kurzfristig nach einem Ersatz für die Pechmarie umgesehen. Fündig wurden sie bei der Trainerin ihres Tanzpaares, die nun an der Seite von Tanzoffizier Pascal Solbach über die Bühnen wirbelt. „Ich weiß doch auch genau, was ich machen muss. Im Training übernehme ich doch auch schon mal die eine oder andere Position, falls einer der beiden mal fehlt“, sagt Schug. Ein bisschen aufgeregt war sie vor ihrer Premiere dann doch. Schließlich hatte sie seit 15 Jahren nicht mehr auf einer Bühne getanzt. Zuvor war sie mit ihrem Mann Stephan Schug zehn Jahre als Solo-Tanzpaar bei der Luftflotte aktiv. „Ich traue mir das schon zu, denn den Mariechentanz verlernt man nicht. Das ist wie Radfahren.“ Ehemann Stephan (45), der ihr bei der Vereidigung beistand und früher auch mal Tanzoffizier bei den Funken war, darf nun in ihrem Heim in Rath-Heumar auf die beiden Kinder aufpassen, während sie mit dem Funkenheer unterwegs ist. Mit Andrea Schug stemmt Tanzoffizier Solbach (33), der im rheinland-pfälzischen Kölsch-Büllesbach lebt, inzwischen bereits die sechste Marie in seiner Karriere in die Höhe. Mit elf Jahren ist er nun Rekordhalter im Tanzpaar der Roten Funken. „Solange es beruflich noch passt und Spaß macht, mache ich weiter.“ Damit hat Solbach in dieser Session Hans Honnef übertroffen, der von 1926 bis 1935 zehn Jahre im Einsatz war – als männliches Funkemariechen. „Er hätte sicher auch noch ein elftes und zwölftes Jahr geschafft, wenn die Nazis nicht damals – so eine Anweisung von Gauleiter Josef Grohé - die männlichen Mariechen verboten hätten“, weiß Historiker Marcus Leifeld.