Säugling lag vor BabyklappeKölnerin ab Februar wegen Totschlags vor Gericht

Elias wurde auf dem Nordfriedhof beerdigt.
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Köln – Die 36 Jahre alte Kölnerin, die im Sommer ihr Neugeborenes vor einer Babyklappe am Haus Adelheid in Bilderstöckchen abgelegt haben soll, muss sich ab dem 2. Februar vor dem Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr Totschlag durch Unterlassen vor. Ob der Junge schon tot war, als die Frau ihn am Morgen vor der Babyklappe abgelegt hatte oder ob er in den zwei Stunden starb, ehe er dort gefunden wurde, konnten Rechtsmediziner nicht mehr sicher feststellen. Der 36-Jährigen drohen mindestens fünf Jahre Gefängnis. Sie sitzt seit vier Monaten in Untersuchungshaft.
Baby in Decke eingewickelt und in den Schrank gelegt
Nach den Recherchen der Polizei ist Elias, wie der Junge posthum von der Belegschaft des Haus Adelheid genannt wurde, am 11. Juli zur Welt gekommen. Die Mutter, die bereits vier Kinder hat, soll die Schwangerschaft vor ihrem gesamten Umfeld, sogar vor dem Kindsvater, verheimlicht haben. Sie soll Elias zur Hause unbemerkt zur Welt gebracht und ihm die Nabelschnur durchtrennt haben. Anschließend soll sie den Säugling in eine Decke gewickelt und ihn in einem Kleiderschrank abgelegt haben. Was sie dazu bewog, wird sich möglicherweise im Prozess herausstellen.
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Am nächsten Morgen gegen 8.45 Uhr soll sie den Jungen in der Decke zur Babyklappe gebracht haben. Weil sie ihn mutmaßlich nicht wie vorgesehen im so genannten Moses-Fenster abgelegt hatte, sondern davor, löste der automatische Alarm nicht aus. So fand eine Mitarbeiterin den Neugeborenen erst bei einem Routinerundgang gegen 10.45 Uhr. Ein herbeigerufener Arzt konnte ihn nicht mehr retten.
Wie ein Sprecher des Landgerichts mitteilte, sind für die Hauptverhandlung vier Tage angesetzt. Es sollen mehrere Zeugen gehört werden. Eingeweiht in die Schwangerschaft war offenbar nur ein Arzt oder eine Ärztin. Vier Wochen nach dem Fund der Leiche nahm die Polizei die 36-Jährige fest. Die Ermittler waren ihr durch den Kassenzettel eines Discounters auf die Spur gekommen, der zwischen dem Baby und dem Handtuch geklebt hatte. Ermittlungen in dem Geschäft brachten schließlich den entscheidenden Hinweis.
Elias wurde am 22. Juli vor 40 Trauergästen auf dem Kindergräberfeld des Nordfriedhofs bestattet.