Satirischer WochenrückblickLiebe kennt keine Liga

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Ein ferngesteuertes Mini-Fahrzeug kurvtbeim Heimspiel des 1. FC Köln gegen Werder Bremen durch den Strafraum der Gastmannschaft.

Das feuerrote Protest-Mobil kurvt ferngesteuert beim Heimspiel des 1. FC Köln gegen Werder Bremen durch den Strafraum der Gastmannschaft.

Warum das feuerrote Spielmobil aus dem Kölner Stadion in den Trophäenschrank des 1. FC Köln gehört.

Als Anhänger eines Ex-Bundesligaklubs, der den Bergischen Löwen auf den rot-blauen Trikots trägt und sich vor mehr als 30 Jahren mit Investoren auf die Nase legte, die damals noch Mäzene hießen, um mit viel Tradition bis in die vierte und zeitweise in die fünfte Liga durchgereicht zu werden, kann ich allen FC-Fans, die wegen der Tragik ihrer späten Geburt noch nie eine Meisterschaft oder einen Pokalsieg feiern konnten, nur eins raten.

Ihr müsst euch andere Trophäen suchen. Erinnerungsstücke, von denen ihr auch noch in 40 Jahren, in welcher Liga der FC dann auch sein Dasein fristet, immer sagen könnt: Leute, da war ich dabei! Das war ein ganz dickes Ding! Und nicht bloß ein abgesägter Torpfosten nach dem Erreichen der Conference League – der dritten Liga Europas, in der wohl bald auch die Reserveteams von Barcelona, Bayern und Madrid mitkicken dürfen. Und Klaksvik Itrottarfelag, der Meister der Färöer-Inseln.

Feuerrotes Strafraum-Mobil als Trophäe sichern

Eine dieser Trophäen ist das ferngesteuerte feuerrote Strafraum-Mobil, das bei der Heimpleite gegen Werder Bremen vor einer Woche minutenlang durch den Bremer Strafraum sauste, sich dabei vor lauter Empörung gegen die „Scheiß-DFL“ sogar überschlug und so ziemlich das Einzige war, was für Bewegung vor dem Werder-Tor sorgte.

Ein paar Tage später ist der Investorendeal geplatzt und ein sichtlich verstörter DFL-Sprecher Hans-Joachim Watzke irrlichtert wie vom Tennisball getroffen vor der verschlossenen Türe der DFL-Zentrale in Frankfurt hin und her, in der der Milliardendeal eingefädelt werden sollte. Als sei er von der ferngesteuerten Kiste höchstpersönlich überfahren worden.

Leute! Wo ist das feuerrote Strafraummobil, das das Investorenmodell vor die Wand gefahren hat? Sollte es von irgendwelchen Platzordnern achtlos entsorgt worden sein? Liebe FC-Fans! Macht euch auf die Suche. Ihr müsst es retten.

Spielmobil als Motiv für Prunkwagen im Rosenmontagszug

Es gehört in den Trophäenschrank des 1. FC Köln, neben die Salatschüssel und den DFB-Pokal. Das ist noch jede Menge Platz und es hat nicht den Anschein, als werde sich das in den nächsten Jahre ändern.

Eine Replik des Spielmobils könnte der FC dem Deutschen Fußballmuseum in Dortmund zur Verfügung stellen. Schließlich war das Gerät an jenem historischen Wochenende im Kölner Stadion unterwegs, das den historischen Niedergang des FC Bayern München einläutete und hat hoffentlich mit den vielen Tennisbällen und Schokoladentalern dazu beigetragen hat, dass das Pokalfinale weiter in Berlin und nicht in Saudi-Arabien oder Katar gespielt wird.

Auch wenn sich der FC in den kommenden Jahren mit dieser Frage im Gegensatz zu Traditionsvereinen wie dem 1. FC Saarbrücken wohl nicht beschäftigen muss.

Nein! Das Spielmobil darf nicht über die Wupper gehen. Im Gegenteil. Es gehört als Prunkwagen mit allen Spielern an Bord in den Rosenmontagszug 2025, dessen Motto passender nicht sein könnte: „FasteLOVEnd – wenn Dräum widder blöhe.“ Weil Liebe keine Liga kennt. Wer wüsste das besser als die Anhänger des 1. FC Köln, des größten Fußball spielenden Karnevalsvereins der Welt?

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