Schüleraustausch mit den USA ist bislang unverändert begehrt. Auch ein Kölner Gymnasium will seinen Austausch im Oktober wie geplant starten.
Schüleraustausch mit den USABei Kölner Organisationen läuft trotz Trump und schärferer Einreiseregeln alles reibungslos

Schüleraustausch mit Aufenthalten in den USA ist zumindest in diesem Jahr unverändert beliebt.
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Die USA stehen an der Spitze der beliebtesten Gastländer für einen Schüleraustausch. Fast 40 Prozent der deutschen Schülerinnen und Schüler, die mit einer Austauschorganisation zu Beginn der Oberstufe für ein Halbjahr oder ein Schuljahr ins Ausland gehen, wählten bislang die Vereinigten Staaten von Amerika. Doch seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten wächst die Unsicherheit: Verschärfte Einreisebestimmungen durch die Trump-Administration, Kontrollen von Social-Media-Accounts der Einreisenden und Zurückweisungen an der Grenze sorgen für Schlagzeilen.
Bei Kölner Austauschorganisationen läuft allerdings auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bislang auch unter Präsidenten Trump weiter alles wie geplant. Nach den ersten Nachrichten über verschärfte Einreisekontrollen habe es bei vielen Eltern Unsicherheiten gegeben. „Aber die konnten wir im Gespräch in allen Fällen sehr gut ausräumen“, sagt Tasja Frenzel, die bei dem Kölner Anbieter Carl Duisberg Sprachreisen die Abteilung Internationale Schulprogramme leitet. Man stehe immer in engem Austausch mit den Partnern vor Ort. Auch visumstechnisch gebe es für die Schülerinnen und Schüler bei regulären Schüleraustauschen keine Veränderungen. Es sei bei Visa für Schüleraustausch bislang noch in keinem Fall zu Problemen gekommen. Nach Rückkopplung mit den Partnern vor Ort gebe es auch keinerlei Anzeichen dafür, dass sich das ändern könne, erläutert Frenzel. Probleme habe es bislang überhaupt nur für Transitreisende gegeben, die über die USA nach Mexiko weiterreisen wollten.
Alle Plätze für den USA-Austausch konnten problemlos belegt werden
Für die Kölner Austauschorganisationen läuft gerade die heiße Phase der Vorbereitung für die Ausreise der Kölner Schülerinnen und Schüler, die nach den Sommerferien für ein halbes oder ein ganzes Jahr in Amerika zur Schule gehen und in Gastfamilien leben werden. „Auch in diesem Jahr konnten wir alle Plätze für das US-Programm problemlos belegen“, erklärt Frenzel. Wobei diejenigen, die jetzt im Herbst ausreisen, sich bereits ein Jahr vorher – also noch vor den US-Wahlen – für den Austausch beworben haben. Im Hinblick auf die Bewerberphase für das nächste Jahr könne es daher sein, dass es zu Verschiebungen komme. Schon bei der Bush-Administration und der ersten Trump-Amtszeit habe man beim Schüleraustausch auch Verschiebungen in Richtung Kanada beobachten können. Aber bislang laufe es auch mit dem Bewerberinteresse für das kommende Jahr vielversprechend an.
Dabei muss man wissen, dass ein Auslandsjahr in den USA im Vergleich etwa zu Kanada oder Neuseeland deutlich erschwinglicher ist, da in dem preisgünstigsten US-Programm weder der Bundesstaat noch die Schule gewählt werden kann, sondern diese quasi zugeteilt werden – von Michigan über Texas, Washington und Kalifornien bis zu Alaska und Hawaii sind etwa bei den Carl Duisberg Sprachreisen etliche Bundesstaaten mit im Programm. Außerdem bekommen die Gastfamilien – anders als etwa in Kanada oder Irland – kein Geld dafür, dass sie eine deutsche Schülerin oder Schüler aufnehmen. „Eine wichtige Motivation ist das Motiv der Völkerverständigung und die Familien haben ein echtes Interesse daran, einen jungen Menschen aus Europa kennenzulernen“, so Frenzel.
Dass dann ein Jugendlicher aus Köln womöglich mitten im ländlichen Texas in einer republikanischen Familien landen kann, mag erst einmal herausfordernd klingen. Aber es kann eben die wertvolle Erfahrung ermöglichen, dass Gastfreundschaft und Zugewandtheit nichts damit zu tun haben, ob die Gastfamilie Republikaner oder Demokraten gewählt hat. Die Gastfreundschaft in den USA und das Interesse an Europa sind dabei unverändert hoch: „Wir haben zum jetzigen Zeitpunkt bereits für etwas die Hälfte unserer Schülerinnen und Schüler eine US-Gastfamilie - das ist wesentlich früher als in vergangenen Jahren“, berichtet Frenzel. Im vergangenen Jahr nahmen bundesweit 2,5 Prozent aller Jugendlichen in den Klassen 9 bis 11 aller Schulformen an einem Schüleraustauschprogramm teil.
Kölner Innenstadtgymnasium hält an US-Austausch fest
Schulen, die im Rahmen ihres Schulprogramms einen regelmäßigen Schüleraustausch mit einer US-amerikanischen Schule pflegen, gibt es vergleichsweise wenige – schon allein wegen der zurückzulegenden Entfernung und den damit verbundenen Kosten. Aber während Gymnasien in Siegburg und Sankt Augustin ihre geplanten Austausche mit ihren Partnerschulen in den USA in diesem Jahr angesichts der Politik abgesagt haben, hält die Kölner Königin-Luise-Schule an ihrem geplanten Austausch fest. In dem Innenstadtgymnasium laufen gerade alle Vorbereitungen für den Austausch im Oktober. „Wir rudern gerade nicht zurück, sondern setzen weiter auf Völkerverständigung“, betont Schulleiterin Ute Flink. Zumal bereits alles gebucht sei und die Kosten nicht rückerstattungsfähig seien. Die Schulleiterin beobachtet die Lage sehr aufmerksam und hat noch nicht von Schwierigkeiten für Schülergruppen gehört. Im Moment gehe sie daher davon aus, dass die Gruppe im Oktober wie geplant fliege.