Manuel Ostermann teilte auf X seine Theorie, warum in Köln ein Grabscher im Schwimmbad mit blonden Haaren illustriert wird. Im Netz hagelt es Kritik.
„Rassismus verblendet“Polizeigewerkschafter empört sich über Kölner Plakataktion in Schwimmbädern – und erntet Kritik

Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Manuel Ostermann, hat sich in einem Post auf X gegen eine Kölner Plakataktion ausgesprochen.
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Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Manuel Ostermann, hat sich in einem Post auf X über eine Kölner Plakataktion empört, die im August 2024 von einem Kölner Netzwerk ins Leben gerufen wurde.
„Ein Bild, das die Ohnmacht oder den Widerwillen der politischen Akteure verdeutlicht“, schrieb der 34-Jährige über eines der Bilder der Kampagne „Ich sag’s!“, die sich für den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellen Übergriffen in Kölns Schwimmbädern einsetzt.
Manuel Ostermann über Kölner Plakat: „Darstellung hat kaum etwas mit der Wirklichkeit zu tun“
Hintergrund des Posts dürften sich häufende Meldungen über sexuelle Grenzverletzungen sein, wie etwa in einem Schwimmbad in Gelnhausen (Hessen), wo mehrere syrische Männer insgesamt neun weibliche Opfer im Alter von 11 bis 17 Jahren sexuell belästigt haben sollen. Der Vorfall hatte sich am 22. Juni in einem Freibad zugetragen.
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Ostermann, der seit 2022 Innenpolitischer Sprecher der Jungen Union NRW ist, stört sich seinen Ausführungen zufolge wohl deshalb vor allem an der Haarfarbe des dargestellten Mannes auf dem Bild. „Diese Darstellung hat in der Tat kaum etwas mit der Wirklichkeit zu tun. Nennen wir das Kind beim Namen – es sind vor allem Männer aus den Asylhauptherkunftsländern“, kritisiert der Polizeigewerkschafter, ohne eine statistische Grundlage für seine Behauptung zu liefern.

Das Bild zeigt Manuel Ostermann beim CDU-Parteitag in Berlin neben Heiko Teggatz, stellvertretender Bundesvorsitzender der Bundespolizeigewerkschaft (DPolG).
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Auch seine eigene Theorie teilt er in seinem Post: Das Bild des blonden Mannes sei lediglich aus Furcht vor den empörten Rassismus-Rufen von Links entstanden. „Bedauerlicherweise agieren Politiker häufig auf diese Weise“, so Ostermann weiter, der auch keine Belege für seine Vermutung nennt, dass die Illustrationen tatsächlich einen politisch motivierten Hintergrund haben.
Ostermanns Äußerungen lösen Kritik im Netz aus: „Ihr Rassismus verblendet Ihre Wahrnehmung!“
Derweil tauchen im Kommentarbereich bereits Bearbeitungen der Bilder auf, welche den blonden Mann in einer dunkelhäutigen und dunkelhaarigen Version zeigen. Dazu steht beispielsweise geschrieben: „Korrektur“.
Der Vorgang löst an gleicher Stelle auch einige Gegenreaktionen aus. „Als Polizist und Polizeigewerkschaftler erweist Du der Polizei mit solchen Posts einen Bärendienst“, heißt es etwa. Eine Userin bekommt viel Zuspruch für folgenden Kommentar: „Die ‚Grabscher‘ sind Männer! Jeglicher Hautfarbe und Herkunft. Aus allen Milieus, aus allen Altersgruppen, aus allen sozioökonomischen Schichten. Ihr Rassismus verblendet Ihre Wahrnehmung! Zum Fürchten, dass Sie Staatsbeamter und Polizist sind.“
Plakat-Motive richten sich an Kinder und sollen „ermutigen, statt abschrecken“
Die Kampagne „Ich sag’s!“ wurde von Kölnbäder, der Kölner Fachberatungsstelle „Zartbitter“, „Kinderschutzbund“ und „Lobby für Mädchen“ gemeinsam mit dem Stadtsportbund und der Kölner Polizei ins Leben gerufen. Neben Plakaten gehören zur Kampagne auch Flyer und wasserfeste Armbänder mit der Aufschrift „Ich sag’s!“, die in allen Kölner Bädern verteilt werden.
Die Motive für die insgesamt sechs verschiedenen Plakat-Typen stammen aus der Feder der Kölner Illustratorin Dorothee Wolters. Die Initiatoren betonten bei der Vorstellung der Kampagne im vergangenen Jahr, dass die Bilder „kindgerecht und ermutigend, statt abschreckend“ wirken sollen.
Typische grenzverletzende oder auch strafrechtlich relevante Situationen in Schwimmbädern sollten mit den Illustrationen aufgegriffen werden, um dafür zu sensibilisieren, dass Beleidigungen oder Bikini-Hose-Runterziehen im Schwimmbad genauso tabu sind wie heimliches Filmen in der Umkleidekabine.
Unterdessen ist es nicht das erste Mal, dass sich Ostermann mit Äußerungen hervortut, die als populistisch aufgefasst werden. Nahezu täglich äußert sich der Polizist in den sozialen Netzwerken zur Sicherheitslage in Deutschland. Ostermanns DPolG mit ihrem Bundesvorsitzenden Rainer Wendt ist keinesfalls zu verwechseln mit der weitaus größeren Gewerkschaft der Polizei (GdP), die als DGB-nah gilt.
Polizei Niedersachsen über Manuel Ostermann: „Polizei nicht als populistisches Sprachrohr missbrauchen“
Kevin Komolka, der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei Niedersachsen distanzierte sich im Januar 2025 öffentlich von Ostermann und forderte ihn auf, „die Polizei nicht als populistisches Sprachrohr“ zu missbrauchen.
Jemand, der „tägliche Gruppenvergewaltigungen als Argument für einen schärferen Asylkurs in die Waagschale“ werfe, handele „nicht nur stark populistisch, sondern auch ohne jede statistische Grundlage und polizeiliche Sachkenntnis“, heißt es in einer Stellungnahme vom 31. Januar 2025. Ostermann erklärte daraufhin, seine Aussagen mit BKA-Kriminalstatistiken stützen zu können.
Amnesty International wirft dem Gewerkschaftler ebenfalls vor, Rassismus und Polizeigewalt zu fördern – und reichte im Dezember 2024 eine offizielle Beschwerde ein. Der Grund: In einem Video forderte Ostermann die „Abschiebung von Palästina-solidarischen Demonstrierenden“ und befürwortete „Gewalt durch Diensthunde ohne Maulkorb gegen Protestierende“, so die Begründung auf Instagram. (oke)