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Gents of CologneKölner verkaufen ausgefallene Hüte und Herrenmode im 20er-Jahre-Stil

Lesezeit 3 Minuten

Jörgen Fahrig (v.l.), Pia Diefenthal und Thomas Rüttgers

Köln – Genauso wie es in Köln eine große Auswahl an Geschäften mit Damengarderobe gibt, existieren natürlich auch jede Menge Läden mit Herrenmode. Dieser ist jedoch ein wenig anders. Er richtet sich explizit an „Männer mit Benzin im Blut und Rock ’n’ Roll im Herzen.“ Wie diese Spezies aussieht, kann man seit Oktober vergangenen Jahres bei „Gents of Cologne“ sehen, wo sowohl die beiden männlichen Geschäftsführer Jörgen Fahrig und Thomas Rüttgers als auch Rüttgers’ Lebensgefährtin Pia Diefenthal genau das tragen, was sie auch verkaufen: einen Look, der sich an der Arbeitskleidung der 1920er bis 1960er Jahre orientiert. Groß karierte Holzfällerhemden, unvorbehandelte Bluejeans und Schirmmützen oder ausgefallene Hüte. Letztere, die Hüte, waren es auch, die die Geschäftsidee im vergangenen Jahr ins Rollen gebracht haben.

Erfolg mit Diefenthal-Hüten für Männer

Als Urenkelin des einstigen Firmengründers verkörpert Pia Diefenthal die vierte Generation des vor 111 Jahren an der Scheidtweiler Straße gegründeten Hutunternehmens. Diefenthal-Hüte wurden im Laufe der Zeit zwar an verschiedenen Standorten – zwischenzeitlich auch in Paris – produziert, doch der Kölner Showroom hatte bis in die 1980er Jahre Bestand, obwohl der Firmensitz während der 1960er Jahre in die Eifel verlegt wurde. Dort, in Wershofen, werden bis heute Diefenthal-Hüte hergestellt.

Vor dem Hintergrund, dass sich heute viele Frauen, die Hüte mögen, am liebsten Männermodelle aufsetzen, machte sich Diefenthals Lebensgefährte Rüttgers dafür stark, die bisherige reine Damenlinie aufzuweichen. Wie richtig der Schritt war, zeigte sich vergangenen Sommer in Berlin, als Diefentahl und Rüttgers bei einer Oldtimer-Veranstaltung die Hüte anboten und so erfolgreich waren, dass sie auf der Rückfahrt beschlossen, einen eigenen Klamottenladen mit Hüten in Köln zu eröffnen.

Wie so oft im Leben kam in dieser Zeit der Zufall in Gestalt eines alten Freundes mit ins Spiel: Immobilienmakler Jörgen Fahrig hatte ebenfalls Lust auf einen Laden in der Art eines Männerwohnzimmers. Mit einem Sofa, auf das man sich fläzen und vielleicht erst mal einen Bourbon nehmen kann. Einen Laden, in dem es weder Business-Anzüge noch Mainstream-Mode gibt, aber dafür jede Menge Wohlfühlfaktoren.

Während die drei vor dem Mainzer Hof saßen und über ihre Geschäftsidee sprachen, sahen sie, dass der schräg gegenüberliegende Copy-Shop zu vermieten war. Noch „bevor es irgendeine Idee zur Grundeinrichtung gab“, berichtet Fahrig, hätten sie einen alter Barbierstuhl bei Ebay ersteigert, der heute übrigens nicht allein aus Dekorationsgründen im Laden steht. Einmal im Monat (das nächste Mal am 23. und 24. Februar) kommt ein professioneller Barbier aus Dublin eingeflogen und nimmt sich der Haarpracht an, die die Stammklientel insbesondere am Kinn sprießen lässt.

Tapete mit Lederoptik

Eine 250er Moto Guzzi aus dem Jahre 1945, ein zum Tisch umgebautes altes, amerikanisches Bügelbrett, eine Tapete mit Lederoptik, Leuchten, die irgendwann mal in einem Salon über dem Billardtisch gehangen haben und alte Perserteppiche prägen den Stil des Ladens, wo der Kunde beim Klamottenkauf aus antiken Schildkrötentassen Apfelkorn trinken kann.

Neben Diefenthal-Hüten in teilweise abgefahrenen Formen findet man nach alten Schnitten geschneiderte Hosen sowie Hemden, Westen und Jacken. Gents of Cologne habe laut Rüttgers die Alleinvertretung für die Elchlederhandschuhe der Firma Hestra und führen nach Vorbild der alten Arbeiterschuhe Chippewa-Modelle.

Die Stammklientel des Ladens sucht keine vorgewaschenen Jeans mit aufwendig eingearbeiteten Rissen, sondern kauft viel lieber brettharte Hosen ohne Kuschelfaktor und sorgt selbst für die Patina. Selbst wenn das Jahrzehnte dauert.

Gents of Cologne, Men’s Clothing,

Mainzer Straße 16. Telefon: 0221/30141434. Öffnungszeiten: Di–Do 12–19, Fr und Sa 12–20 Uhr.

www.gents-of-cologne.de