Mit 92 Jahren gestorbenTrauer um Kölner Komponisten Günter Eilemann

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Das Trio zu seinen Glanzzeiten: Walter Schweden (v.l.), Charly Niedieck und Günter Eilemann.

Das Trio zu seinen Glanzzeiten: Walter Schweden (v.l.), Charly Niedieck und Günter Eilemann.

Köln – Einer der letzten großen alten Männer des Kölner Karnevals ist tot. Günter Eilemann (92), der mit seinem Trio das kölsche Liedgut um einige Evergreens erweitert hatte, starb nach langer Krankheit in einem Pflegeheim in Weiden – nicht weit entfernt von seinem Haus in Lövenich, in dem er mehr als 40 Jahre mit Ehefrau Karin gewohnt hatte. Musik war sein Leben. Solange er konnte, setzte er sich an sein Klavier und spielt Swing-Melodien.

Wäre es nach den Eltern gegangen, wäre er Zahnarzt geworden. Doch der Zweite Weltkrieg veränderte alle Pläne. Verwundet an der russischen Front, kam Eilemann in ein italienisches Lazarett. Dort lernte er den Schauspieler und Kabarettisten Werner Fink kennen. Das war der Anfang seiner Musikerkarriere. 1948 kehrte er zurück nach Köln und jobbte als Pianist in einem Hotel. Dort sprach ihn Schlagertexter Peter Urban an und bat ihn, Karnevalslieder zu komponieren. Zuerst dachte Eilemann, das sei nichts für ihn, doch dann nahm er die Herausforderung an. Der erste große Hit war „Etz kütt et rut, rut, rut, dann blievs du stonn“, Eilemanns Kommentar zur Einführung der Verkehrsampeln in Köln. „Mit dem Lied stand das Eilemann-Trio am 11.11. 1952 erstmals auf der Bühne – bei der Großen Kölner KG, für eine Gage von 45 Mark“, weiß deren Präsident Joachim Wüst, auch Vize im Festkomitee. Wüst kannte Eilemann von klein auf, man wohnte in der Nachbarschaft und Vater Bruno Wüst arbeitet in den 70er Jahren als dessen Texter. Denn schreiben konnte Eilemann eher nicht, auch die Kölsche Sprache hat er erst durch seine Texter gelernt.

Dagegen war er ein begnadeter Komponist und Musiker. Joachim Wüst wird auch bei der Trauerfeier – auf Wunsch der Witwe Karin Eilemann – sprechen und an die karnevalistische Karriere erinnern. Zunächst mit Karl-Heinz Nettesheim und Horst Muys, später mit Zahnarzt Willy Schweden an der Gitarre und Innenausstatter Charly Niedieck am Kontrabass, zählte das Eilemann-Trio ab den 1950er Jahren zu den Spritzenkräften im Kölner Karneval – und weit darüber hinaus. „Wir waren das Beste, was es damals in Deutschland gegeben hat“, hatte Eilemann noch an seinem 90. Geburtstag gesagt. „Wir waren bei allen Sendern gefragt, traten in Hörfunk und Fernsehen auf, waren Stammgäste in den großen Samstagabendshows von Peter Frankenfeld, Hans-Joachim Kulenkampff und Hans Rosenthal.“

Das Trio lebte nicht nur vom Karneval – man trug nie ein Kostüm, immer einen Maßanzug –, sondern war das ganze Jahr im Geschäft: bei Kreuzfahrten auf Luxusschiffen. Nach dem Unfalltod Niediecks im Jahr 1992 löste Eilemann, der auch einige Jahre der Vorsitzende der Karnevalistenvereinigung Muuzemändelcher war, sein Trio auf und zog sich von der großen Bühne zurück. Es folgten nur noch sporadische Auftritte, mal am Piano, mal mit seinem Akkordeon. Das hängt inzwischen im Karnevalsmuseum.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Was sagen Tommy Engel, Henning Krautmacher und andere Kölner Musiker zum Tod von Günter Eilemann?

Ludwig Sebus, Sangeskollege

„Wir haben uns jahrzehntelang als Kollegen und Konkurrenten begleitet. Eilemann war ein sehr selbstbewusster Mann, der musikalisch feste Vorstellungen hatte. In den letzten 20 Jahren waren wir auch privat befreundet. Auf ihn konnte man sich verlassen.“

Tommy Engel, kölscher Sänger

„Ich kenne die Eilemänner aus Zeiten, als Horst Muys noch mitspielte. Günter Eilemann hatte stets schwer an seinem Akkordeon zu tragen. Das war ein richtig schweres Instrument, nicht so ein kleines Teil, wie es die heutigen Bands nutzen. Und mit 92 Jahren hat der hervorragende Musiker doch auch ein gesegnetes Alter erreicht.“

Henning Krautmacher, Höhner

„Eilemann war in der Anfangszeit der Höhner ein großes Vorbild. Da wollte man auch hin. Als Kollegen hat er seine Erfahrungen weitergegeben. Wenn man einen Hit hat, müsse man das ausnutzen. Es kämen auch mal schlechtere Zeiten.“

Wicky Junggeburth, Ex-Prinz

„Ich habe Eilemann zu meiner Zeit als Prinz kennengelernt und wir haben uns stets respektiert. Er hatte wahrlich Ecken und Kanten. Es brauchte seine Zeit, um mit ihm persönlich warm zu werden. Er erschloss sich einem nicht sofort.“

Gerd Köster, Schauspieler, Sänger

„Das Trio hatte einen schöne Swing. Das war eine richtig gute Band. Ich habe Eilemann Anfang der 90er Jahre bei einer Talkrunde getroffen. Er riet uns, in den Karneval zu gehen. „Herr Köster, nehmen Sie das Geld mit.“ Das war nett gemeint, aber das haben wir nicht gemacht.“

Trauerfeier und Beerdigung von Günter Eilemann sind am 14. Oktober (Mittwoch) um 11.30 Uhr auf dem Melaten-Friedhof.

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