Streit um Qualm am EigelsteinKölner Imbisse müssen nachrüsten – Wirte teils verärgert

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mangalgrill

Grillrestaurants in der Kölner Weidengasse: Holzkohle-Grill verursachen laut einem Gutachten zu viele Geruchsemissionen. Inhaber müssen nun in Anlagen investieren.

Köln – Die Grillrestaurants in der Weidengasse müssen nachrüsten. Die Stadt hat die Betreiber aufgefordert, Anlagen zur Reinigung der Abluft zu installieren und ihnen eine Frist von vier Wochen für die Rückmeldung gesetzt, ob sie freiwillig dazu bereit sind. Der Schritt ist die Folge eines Geruchsgutachtens, das die Verwaltung in Auftrag gegeben hatte und dessen Ergebnisse jetzt der Politik präsentiert wurden. Man habe eindeutig festgestellt, dass ein Problem bestehe, sagte Gutachter Matthias Rau aus Heilbronn.

Da nun gerichtsfest „schädliche Umwelteinwirkungen“ nachgewiesen seien, „haben wir die Möglichkeit und auch die Pflicht, als Untere Immissionsschutzbehörde Maßnahmen einzufordern“, betonte Katrin Wieland vom Umwelt- und Verbraucherschutzamt der Stadt.

Kölner Bürgerverein Eigelstein zufrieden mit Ergebnis

„Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, äußerte sich Burkhard Wennemar, Vorsitzender des Bürgervereins Kölner Eigelstein. Erleichtert zeigte sich auch Bezirksbürgermeister Andreas Hupke: Seit fünf Jahren schwele der Konflikt um die Holzkohle-Abgase im Viertel, nun sei endlich eine Lösung in Sicht. Auf seinen Vorschlag hin beschloss die Bezirksvertretung Innenstadt, die Verwaltung dabei zu unterstützen, „mit allen rechtsstaatlichen Mitteln“ die Nachrüstungen durchzusetzen. „Für das Umweltamt wird es eine sehr harte Nuss werden“, prophezeite Hupke. Schließlich kommt auf die Grillrestaurants einiges zu. „Investment und Platz sind nötig“, sagte Rau, der ein vierstufiges Reinigungssystem empfahl.

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Inhaber von Kölner Grillrestaurants wenig begeistert über Ergebnis der Geruchsstudie

Das Ergebnis der Geruchsstudie löst bei den Inhabern der betroffenen Restaurants an der Weidengasse, die ihre Gerichte auf traditionelle Weise mit Holzkohle-Grills zubereiten, erwartungsgemäß wenig Begeisterung aus. Sie verstehen nicht, wieso die Stadt ausgerechnet sie dazu verpflichtet, bei den Lüftungsanlagen in ihren Läden um- und nachzurüsten, während es für hunderte weitere Kölner Restaurants, die ebenso arbeiten, keine Änderungen gibt.

„Ich habe zunehmend das Gefühl, die Bürgervereinigung will uns hier fort haben“, sagte etwa Ali Bozkurt, der seit knapp drei Jahren das Restaurant „Adana Et“ an der Weidengasse mit seinem Bruder leitet. „Hier werden nicht nur unsere Läden, sondern auch die Kundschaft und der Verkehr herangezogen und als Vorwand genutzt, die gesamte Straße als ein Problem darzustellen“, so der 27-Jährige. Rund 60.000 Euro, schätzt der Restaurant-Chef, müssten sein Bruder und er für die technischen Geräte investieren, um die Vorgaben des Bürgervereins und der Stadt im Bezug auf die Rauchentwicklung zu erfüllen.

„Wir wissen nicht, ob wir das finanziell und auch vom Platz her stemmen können“, so Bozkurt. Ihm seien aber Geräte bekannt, die den Rauch um rund 65 Prozent reduzieren würden, aber dabei lediglich gut 10.000 Euro kosteten. „Ich denke, hier sollten sich die Beteiligten noch einmal zusammensetzen und beratschlagen, damit eine für alle zufriedenstellende Lösung gefunden wird“, sagt der Gastronom.

Mangal-Gastronom am Kölner Eigelstein ist bereit zu investieren

Kompromissbereit ist auch Dag Salih, dem das ebenfalls betroffene Grill-Restaurant „Mangal“ einige Meter weiter gehört. Ihm habe seine Technikfirma einen Preis von circa 50000 Euro Investitionsvolumen für eine neue Lüftung veranschlagt. Eine Menge Geld, sagt auch der 48 Jahre alte Gastronom. „Ich bin aber bereit, das zu investieren, auch weil ich mir wünsche, dass es keinen andauernden Konflikt hier auf der Weidengasse gibt“, so Salih.

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Vor gut einem Jahr war der Konflikt hochgekocht: In einem „Hilferuf“ an den Bezirksbürgermeister, dem sich 235 Unterzeichner anschlossen, beklagte sich der Bürgerverein über die „stetig steigende Zahl der Grillrestaurants mit extrem giftigen Abgasen“ und auch über andere Zustände. Im Gutachten, das die Stadt in Auftrag gegeben hat, geht es allerdings nicht um die Gesundheitsschädlichkeit, sondern allein um die Geruchsbelästigung.

Geruchsgutachten stellt Emissionen über Obergrenze fest

Zu untersuchen waren die Emissionen von fünf Lokalen, die über insgesamt acht Küchenabluftanlagen verfügen. An den Holzkohlegrills wurden Messungen vorgenommen und Proben gezogen; dann kamen „Spürnasen“ ins Spiel: Probanden, die im Riechen geschult sind. Ausgehend von den Ergebnissen wurden nach einem Modell Simulationsrechnungen zur Geruchsausbreitung vorgenommen, die etwa die Gestalt der Dachlandschaft und die Windverhältnisse berücksichtigten. Alles in allem hat sich gezeigt, dass die Werte deutlich über der Obergrenze liegen, die in der Geruchsimmissions-Richtlinie für Wohn- und Mischgebiete festgesetzt ist: 876 Geruchsstunden im Jahr, das entspricht einem Anteil von zehn Prozent an den Jahresstunden.

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