Kommentar zum Klinik-TarifvertragDie Pflegenden mussten peinlich lange kämpfen

„Mehr von uns ist besser für alle“: Ein Protestbanner am Herzzentrum der Uniklinik
Copyright: Martina Goyert
Köln – Es ist eine peinliche Zahl: 79 Tage lang mussten Pflegerinnen und Pfleger in NRW streiken, um einen neuen Tarifvertrag zu erreichen. Peinlich für die sechs Unikliniken des Landes, die sich lange nicht dazu durchgerungen haben, eine gemeinsame Stimme des Entgegenkommens zu finden. Obwohl die zentralen Forderungen von Fachgesellschaften gestützt und in anderen Teilen Deutschlands bereits umgesetzt sind.
Peinlich auch für eine Gesellschaft, die den Pflegenotstand zweieinhalb Jahren lang mit offenem Mund beguckt und diejenigen, die unter ihm leiden, beklatscht hat.
Klinikstreik: Die Einigung ist ein unschätzbar großer Erfolg
Es ist auch eine schmerzhafte Zahl: 79 Tage lang wurden rund zwei Drittel der Operationen verschoben, Tausende insgesamt. Den Patienten ist dadurch in vielen Fällen die bestmögliche Versorgung entgangen, den Kliniken viel Geld.
Dennoch ist die Einigung als unschätzbar großer Erfolg zu werten. Eine externe Schlichtung, die zuletzt im Raum stand, hätte das Arbeitsklima in den Kliniken vergiftet – und viele hätten dem Beruf wohl den Rücken gekehrt.
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Nun stehen erhebliche Verbesserungen in Aussicht. Das kann auch die ermutigen zurückzukehren, die den Beruf mal aufgegeben haben und ihn noch immer lieben. Und es setzt andere Häuser unter Druck, mit guten Arbeitsbedingungen nachzuziehen, bevor das Personal in die Unikliniken flüchtet.
Der Tarifvertrag gibt den Pflegerinnen und Pflegern tatsächlich etwas von dem zurück, was sie der Gesellschaft geben. Doch sie mussten es gegen harten Widerstand erkämpfen.