„Die Kölner sind sehr direkt“Zwei TV-Stars im Theater am Dom – Frei ist nur am Montag

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Anouschka Renzi (l.) und Mariella Ahrens

Anouschka Renzi (l.) und Mariella Ahrens

Anouschka Renzi und Mariella Ahrens spielen bis zum 16. Juni in Köln. Ein Gespräch über Geld, Ruhm und fehlende Rollen für ältere Schauspielerinnen.

„Die Kölner sind sehr offen und direkt. Die bleiben stehen, gucken und sagen: Sie kenne ich doch aus dem Fernsehen“, erzählt Mariella Ahrens lachend. Das sei sehr sympathisch, findet Anouschka Renzi. „In Berlin, wo wir beide leben, sind die Leute viel distanzierter.“

Mariella Ahrens und Anouschka Renzi spielen derzeit gemeinsam in der Komödie „Das Blaue vom Himmel“ im Theater am Dom.  Während des Engagements wohnen sie – getrennt in zwei Wohnungen – in einem Haus gegenüber der Wolkenburg, das das Theater seinen Schauspielern zur Verfügung stellt. „Ich habe mein eigenes Kissen und Handtücher dabei“, sagt Ahrens.

Vom „Bergdoktor“ bis zum „Dschungelcamp“

Marielle Ahrens (55) ist bekannt aus vielen Serien wie dem „Bergdoktor“ bis zu RTL-Show „Die Verräter“. Anouschka Renzi (59), Tochter beziehungsweise Adoptivtochter der Schauspielerlegenden Eva Renzi und Paul Hubschmid, spielt seit ihrer Kindheit Theater, geriet unter anderem durch einen Gerichtsstreit mit Désirée Nick, die über Renzis Schönheitsoperationen gelästert hatte, in die Schlagzeilen. Einen Monat sind sie schon in Köln, das Stück läuft noch bis zum 16. Juni, jeden Tag außer montags.

Pendeln nach Berlin lohne sich da einfach nicht, sagen sie. Ahrens mag den Rheinauhafen, die Aachener Straße, die Ehrenstraße. Renzi liebt die persischen Restaurants am Mauritiussteinweg. Abends geht es um 19.15 Uhr ins Theater, mehr Vorlauf ist da nicht nötig.

Jeden Abend eine Herausforderung

„Das ist ja kein historisches Stück, wir brauchen keine Maske und man muss sich ja auch psychologisch nicht groß vorbereiten“, sagt Anouschka Renzi. Außerdem haben die beiden, die sich schon sehr lange kennen, das Stück schon einmal zusammen gespielt.

Routine also, wenig glamourös. „Aber es macht auch viel Spaß, es ist jeden Abend eine Herausforderung“, sagt Ahrens. Beide sind alleinerziehende Mütter, Ahrens‘ 25-jährige Tochter ist gerade ausgezogen, die 17-Jährige lebt noch bei ihr. Renzi hat eine 25-jährige Tochter aus der 2000 geschiedenen Ehe mit Schauspielerkollegen Jochen Horst. Sie finanziert ihr das Studium.

Die beiden Schauspielerinnen auf der Bühne

Die beiden Schauspielerinnen im Stück „Das Blaue vom Himmel“

Wegen des Geldes war Renzi  2022 im „Dschungelcamp“. „Ich habe 13 Mal abgesagt. Aber nachdem durch Corona zwei Jahre alle Einnahmen weg fielen, habe ich dann ja gesagt und es mir gut bezahlen lassen. Es ist kein Karriere-Booster. Aber vom Image alleine kann man nicht leben.“

Marielle Ahrens gehörte 2004 zum Cast des allerersten „Dschungelcamps“. „Ich bin damals tatsächlich aus Spaß und Abenteuerlust hingegangen. Man wusste ja nicht, was einen erwartet. Aber als es dann boulevardmäßig so ausgeschlachtet wurde, war es für mich schwierig, mich beruflich bei den öffentlich-rechtlichen Sendern zu behaupten.“

Es habe durchaus „eine kleine Auftragsdelle“ gegeben. Dass es wie im Falle von Heinz Hoenig so weit kommt, dass man wegen ausbleibender Rollenangebote an der Krankenversicherung spart, können allerdings beide nicht verstehen. „Ich habe immer genug Geld auf die Seite gelegt“, sagt Renzi.

Mariella Ahrens heißt privat immer noch Gräfin von Faber-Castell

Mariella Ahrens hat noch mit einem ganz anderen Thema zu tun. Sie war bis 2012 mit Patrick Graf von Faber-Castell verheiratet, dem Erben des berühmten Schreibwaren-Konzerns. Nach der Scheidung behielt sie den Namen Gräfin von Faber-Castell. „Weil meine Töchter so heißen, das ist dann in der Schule und auf Reisen einfacher.“

Hat der Namen Vorteile? „Nein, im Gegenteil, weil viele denken, mit dem Namen hat man Millionen auf dem Konto oder würde mit einer Kutsche umherfahren. Am Ende muss man mit diesem Namen noch draufzahlen.“

Was beide kritisieren: Für Frauen in ihrem Alter gebe es kaum Rollen in Film und Fernsehen. „Das meiste wird zwischen Mitte 20 und Mitte 30 besetzt“, sagt Mariella Ahrens. Und Renzi: „Rollen von älteren Frauen werden immer von denselben Darstellerinnen gespielt. Oft von Frauen, die eher neutral und patent sind, die Attraktivität ist da egal. Ansonsten wird es nicht akzeptiert, wenn man vor der Kamera altert.“

Nach dem Gastspiel in Köln wird Mariella Ahrens als Moderatorin bei einer Gourmet-Eventwoche des Reiseveranstalters Aldiana arbeiten, dann folgen Dreharbeiten. Anouschka Renzi wird in München in dem Zwei-Personen-Stück „Betty und Joan“ mit ihrer ehemaligen Kontrahentin Désirée Nick auftreten. Freundinnen seien sie immer noch nicht, es sei eher eine „Zweckgemeinschaft“ von Kolleginnen. „Aber das Spielen ist mein Beruf, davon lebe ich.“ 

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