Verbot ab SeptemberE-Scooter aus Paris kommen nach Deutschland – Anbieter äußern sich zur Lage in Köln

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Mehrere E-Scooter des Anbieters „Lime“ stehen auf dem Bahnhofsvorplatz am Kölner Hauptbahnhof vor dem Kölner Dom.

In Köln stehen derzeit Tausende E-Scooter mehrerer Anbieter zur Verfügung. Ein Verbot, wie ab September in Paris, steht derzeit nicht zur Debatte.

In Paris werden ab September E-Scooter verboten. Tausende Roller bekommen eine neue Heimat – einige auf deutschen Straßen.

Ab dem 1. September ist Schluss für E-Scooter auf den Straßen von Paris. Die Stadtverwaltung setzt das Ergebnis eines Bürgerentscheids aus dem Frühjahr um. Ein Novum in Europa, zumal die Roller in den meisten Ländern vor nicht mal vier Jahren eingeführt wurden. Tausende E-Scooter mehrerer Hersteller müssen neu verteilt werden – einige von ihnen sind in Zukunft in Deutschland unterwegs.

Der Anbieter Tier, dessen Flotte alleine in Köln aus etwa 3600 E-Scooter besteht, will einen Großteil seiner in Paris nicht mehr gewollten Roller in Deutschland einsetzen. „Ein Teil der Pariser Flotte wird nach Berlin kommen und die älteren E-Scooter-Modelle dort ersetzen“, sagte ein Sprecher auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Tier zieht zum 1. September 5000 E-Scooter aus der französischen Hauptstadt ab.

E-Scooter-Verbot in Paris: Roller werden von Tier und Lime künftig in Deutschland eingesetzt

Neben Berlin sollen die ehemaligen Paris E-Scooter auf „weitere französische Märkte“ verteilt werden. Tier setzte dort überwiegend das Modell Tier 5 ein, das in Berlin ältere E-Roller vom Typ Tier 4 ersetzen soll. „Das Modell Tier 5 ist beispielsweise am Trittbrett breiter und insgesamt robuster als das Modell Tier 4“, erklärte ein Sprecher weiter. Die Tier-4-Roller sollen an anderen Standorten in Deutschland zum Einsatz kommen.

In Köln setzt Tier bereits die Modelle Tier 5 und auch das neueste Modell Tier 6 ein. Demnach ist derzeit nicht geplant, Roller aus Paris nach Köln zu bringen. „In Köln haben wir das Fahrzeugkontingent angemeldet und bezahlen dafür jährliche Gebühren. Dadurch wird die Flotte dort weder verkleinert, noch vergrößert“, heißt es seitens Tier weiter.

E-Scooter in Köln: Anbieter stellen Tausende Roller zur Verfügung – Angebot wird gut angenommen

Die Roller des Anbieters sind modular aufgebaut, einzelne Teile können also jederzeit ausgetauscht werden. „Teile, die gar nicht mehr genutzt werden, werden recycelt. Wir haben verschiedene Partner, mit denen wir in dieser Hinsicht zusammenarbeiten“, sagte ein Tier-Sprecher.

„Ganz allgemein gesprochen wird unser Angebot sehr gut angenommen.“
Sprecher des E-Scooter-Anbieters Lime zur Situation in Köln

Lime, ebenfalls in Paris und Köln aktiv, wollte auf Anfrage keine genauen Zahlen zum Angebot in Köln nennen. „Ganz allgemein gesprochen wird unser Angebot von den Menschen in Köln sehr gut angenommen“, erklärte ein Sprecher auf Anfrage. In Paris habe das Unternehmen im Jahr 2022 alleine für E-Scooter 1,5 Millionen Nutzerinnen und Nutzer gehabt.

E-Scooter: Anbieter Lime kritisiert Verbot in Paris – Roller sollen weltweit verteilt werden

Zuletzt habe es noch 400.000 aktive Fahrerinnen und Fahrer bei insgesamt drei Anbietern gegeben. Lime will die in Paris nicht mehr genutzten E-Scooter weltweit an neuen Standorten einsetzen, nachdem sie untersucht und gegebenenfalls gewartet wurden. „Wir schauen uns also an, wo die Nachfrage der Nutzer:innen hoch ist bzw. weiter wächst“, erklärte ein Sprecher weiter. Ein Teil der E-Scooter soll auch in Deutschland alte Modelle ersetzen.

Lime kritisiert das in Paris umgesetzte Verbot: „Das Verbot könnte dazu führen, dass täglich 50 U-Bahnen benötigt werden, um das Defizit an E-Scootern auszugleichen, wenn alle Nutzer auf die Metro umsteigen. Dieses Netz stößt allerdings momentan schon an seine Grenzen“, sagte ein Sprecher.

Der Anbieter Voi, der in Paris keine Flotte besitzt, stellt in Köln derzeit 3300 E-Scooter zur Verfügung. Auch Voi hat mit der Stadt ein festes Kontingent vereinbart. „Mit der Stadt Köln ist eine Sondernutzungsvereinbarung geschlossen worden [...]. In Köln wie auch in anderen Städten halten wir uns an diese Maximal-Vorgaben“, erklärte ein Sprecher auf Anfrage.

Ärger über E-Scooter in Köln – feste Abstellbereiche für Roller werden diskutiert

In Köln steht ein Verbot derzeit nicht im Raum, allerdings gibt es immer wieder Ärger wegen E-Scootern, die auf Fuß- oder Radwegen abgestellt wurden und diese versperren. In einigen Teilen der Stadt hat die Verwaltung daher bereits Verbotszonen eingerichtet, in der die Roller nicht mehr abgestellt werden dürfen, beispielsweise vor dem Kölner Dom.

E-Scooter werden seit dem Sommer 2019 auch in Köln angeboten. Da viele Roller wahllos abgestellt oder teilweise sogar in den Rhein geworfen wurden, gab es immer wieder Debatten über feste Abstellzonen für E-Scooter. In anderen europäischen Ländern ist dieses System bereits weit verbreitet, in Deutschland hat Augsburg als erste Stadt vor wenigen Monaten ein Pilotprojekt gestartet. Die Ergebnisse stehen noch aus. (shh)

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