Immer mehr Menschen pendeln nach Köln„Wir haben mit zunehmenden Verkehrsbelastungen zu rechnen“

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Auf der Inneren Kanalstraße herrscht viel Verkehr.

In keine andere Stadt in Nordrhein-Westfalen pendeln so viele Beschäftigte wie nach Köln.

Fast 360.000 Menschen fuhren im Jahr 2022 von außerhalb zum Arbeiten nach Köln – erneut mehr als im Vorjahr. Was bedeutet das für die Stadt?

Der Wecker klingelt. Fix unter die Dusche springen, einen Kaffee trinken und los geht's zur Arbeit: Für fast fünf Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen ist der Arbeitsweg mit einer Fahrt in eine andere Stadt verbunden. So viele Berufspendlerinnen und -pendler gab es nach einer Auswertung des Statistischen Landesamts im Jahr 2022 in NRW. Und die meisten von ihnen pendelten nach Köln.

Die Daten zeigen: 357.299 Menschen arbeiten zwar in Köln, leben aber in einer anderen Stadt oder Gemeinde. Damit zieht Köln NRW-weit die meisten Beschäftigten an, gefolgt von Düsseldorf (325.865 Einpendelnde) und Essen (165.852).

Meist sind es mehr Männer, die zum Arbeiten in die Top-10-Einpendlerstädte fahren – mit Ausnahme von Bonn. Dort liegt die Zahl der weiblichen Einpendelnden knapp über der der männlichen.

Schon im Vorjahr zog Köln die meisten Berufspendler an, die Zahl der Einpendelnden ist seitdem jedoch gestiegen – wie auch in allen anderen Städten, die unter den Top 10 rangieren. Was bedeutet das für eine Stadt wie Köln?

Pendeln nach Köln: Verkehrsbelastungen werden weiter wachsen

Diese Frage kann Dominik Geyer vom Kölner Stadtplanungsbüro Dr. Jansen beantworten: „Es ist natürlich relativ offensichtlich, dass wir mit zunehmenden Verkehrsbelastungen zu rechnen haben, die sich wohl auch weiter verschärfen werden.“ Hier müssten Städte wie Köln mit Kapazitätssteigerungen reagieren, beispielsweise durch den Ausbau von Park-and-Ride-Angeboten oder den Einsatz längerer Straßenbahnen, die in höherer Taktung fahren. Keine leichte Aufgabe, wie Geyer betont: „Es ist kaum möglich, hier mit der Entwicklung Schritt zu halten.“

Und auch in anderen Bereichen wirkt sich die zunehmende Zahl der Pendlerinnen und Pendler aus. „Während die Zahl der Arbeitsplätze in der Stadt zunimmt, kommt der Wohnungsbau nicht hinterher, wodurch immer mehr Menschen Wohnraum außerhalb Kölns suchen. Wir sehen das an den Preisen, die auch in Frechen, Bergisch Gladbach, Pulheim oder Hürth in die Höhe schießen und inzwischen fast auf Kölner Niveau angekommen sind“, erklärt Geyer. „Inzwischen verlagern sich die Verflechtungen sogar in einen weiteren Ring um Köln, bis hinaus in Gemeinden wie Titz (Kreis Düren) oder Elsdorf (Rhein-Erft-Kreis).“

Neben den Top-Einpendelgebieten erfasst das Statistische Landesamt auch die Städte und Gemeinden, aus denen die meisten Menschen zum Arbeiten nach Köln fahren. Die meisten Menschen kommen aus Bergisch Gladbach nach Köln. Mit 17.955 Beschäftigten (ein Anteil von fünf Prozent an allen Einpendelnden) landet die Nachbarstadt auf dem ersten Platz, gefolgt von Leverkusen mit 16.117 Beschäftigten (4,5 Prozent). Bonn landet mit 15.102 Menschen, die regelmäßig zum Arbeiten nach Köln fahren (4,2 Prozent), auf Platz drei.

Wie sich das Arbeiten im Homeoffice, das seit der Corona-Pandemie in vielen Jobs gang und gäbe ist, auf die Pendlerströme auswirkt, kann das Statistische Landesamt nicht auswerten. „Wir tragen seit vielen Jahren Daten aus dem Mikrozensus, von den Arbeitsagenturen und diversen anderen Quellen zusammen, um die Aussagekraft der Statistik weiter zu optimieren. Aber gewisse Faktoren können wir nicht erfassen. Wie oft jemand im Homeoffice arbeitet, wird nirgendwo gemeldet“, erklärt eine Sprecherin des Statistischen Landesamts IT.NRW.

Experte rechnet mit weiter steigenden Pendelströmen

Zwar arbeiteten mittlerweile viele Beschäftigte regelmäßig von zu Hause aus, dennoch sei ihr Anteil an allen Erwerbstätigen relativ gering. „Viele Jobs lassen sich im Homeoffice nicht machen, so zum Beispiel im Einzelhandel, der Gastronomie oder im medizinischen Bereich“, sagt die Sprecherin. Nach den Erstergebnissen des Mikrozensus 2022 gaben 75,4 Prozent der Erwerbstätigen in NRW an, in den vier Wochen vor der Befragung ihre Erwerbsarbeit nie von zu Hause ausgeübt zu haben.

Auch Stadtplaner Dominik Geyer rechnet nicht damit, dass sich das mobile Arbeiten zukünftig stark auf die Pendlerströme auswirkt: „Es ist schwer, dazu eine Prognose abzugeben“, sagt er. Zwar habe die Nachfrage nach neuen Büroflächen zuletzt deutlich abgenommen. „Doch die Büros, die es gibt, werden weiter genutzt.“ Und weil die Stadt Köln mit dem erforderlichen Wohnungsbau nicht hinterherkommt, erklärt Geyer, „werden die Pendlersalden wohl erstmal weiter steigen“.

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