Waldschule in Köln-OssendorfDie Klangschmiede mitten im Grünen

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Dozent Christoph Krieger (mit Kappe) gab den Rhythmus vor.

Dozent Christoph Krieger (mit Kappe) gab den Rhythmus vor.

Köln-Bocklemünd – Zwischenwerk IIIb, Waldschule – nie gehört? Die ehemalige preußische Militäranlage im Nüssenberger Busch ist selbst vielen Bocklemündern kein Begriff. 1877 wurde sie fertiggestellt, wie alle Festungsbauten musste auch diese Anlage nach dem Ersten Weltkrieg geschleift werden. Von 1925 bis in die späten 70er Jahre betrieb die Stadt Köln hier ihre „Waldschule“. Ein von viel Natur umgebener Lernort für die kölschen Pänz.

Heute wird wieder gelernt hinter den trutzigen Mauern der stehengebliebenen Reste der früheren Kehlkaserne. Geschützt von dichtem Strauch- und Buschwerk ist das fast 150 Jahre alte ehemalige Kasernengebäude der ideale Ort, wo Jugendliche mit unterschiedlichsten Fluchterfahrungen die Gelegenheit bekommen, Neues auszuprobieren, Menschen kennenzulernen und sich ein Stück weiter in die neue Umgebung einzuleben.

Musik und Handwerk sind der Schlüssel dazu. Andreas Müller hat seine „Klangschmiede“ in den Gewölben des Zwischenwerks IIIb eingerichtet. In einem Raum lodert das Feuer der Schmiedeesse und Ambosse stehen bereit. In einem anderen kann nach Herzenslust musiziert werden. Bei gutem Wetter bietet das Außengelände beste Bedingungen für spontane Konzerte.

Der Percussionist und Schmied hatte vor kurzem ein gutes Dutzend Jugendlicher aus diversen Krisengebieten zu Gast. Junge Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak trafen auf Altersgenossen, die zum Teil schon länger hier leben, aber den Balkan ebenfalls fluchtartig verlassen mussten. Die Offene Jazzhausschule, der Verein Rheinflanke und verschiedene Wohnheime für Flüchtlinge organisierten gemeinsam das einwöchige Projekt.

Bei der Abschlusspräsentation herrschte ausgelassene Stimmung. Schlagzeuger Christoph Krieger hatte eine Sprache gefunden, die alle verstanden: den Rhythmus: „Bumm – tscha – ... – tscha“. Dazu schlug er seine Hände im Takt auf eine Holzkiste, die zugleich sein Stuhl war. „In der Pause liegt die Spannung“, erläuterte er.

Die meisten, die um ihn herum saßen, hatten ebenfalls eine Kiste: Cajons. Ein Schlagzeug, Congas und Bongos komplettierten die Rhythmusgruppe, die sichtlich Spaß an der gemeinsamen Session hatte. Der Rhythmus wechselte hin und wieder von einem lateinamerikanischen in einen eher orientalisch klingenden Stil. Am Mikrofon wurden einfache improvisierte Strophen angestimmt. „Wir haben außerdem in der Schmiede Triangeln und Klangeisen hergestellt sowie Cajons aus Holz“, berichtete Andreas Müller.

Mit Workshops für Kinder und Jugendliche aus Kölner Jugendeinrichtungen hat er seit 2014 Erfahrung. Im vergangenen Jahr konnten erstmals junge Flüchtlinge aus Wohnheimen in der Nähe in seiner Werkstatt mitmachen. Dieses Projekt wurde mit der Offenen Jazzhausschule und der Landesarbeitsgemeinschaft Musik durchgeführt. In diesem Jahr kamen mit der Rheinflanke ein auf Jugendarbeit und Flüchtlingshilfe spezialisierter Träger sowie die Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit Nordrhein-Westfalen (NRW) hinzu.

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