Weltfrauentag in KölnKita-Streik für mehr Lohn und Anerkennung

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Am Weltfrauentag demonstrierten die Mitarbeiterinnen mit einer Kundgebung für höhere Löhne.

Köln – Mehr als 1300 angestellte Erzieherinnen und Pädagoginnen in kommunaler Trägerschaft haben in Köln am Dienstagmorgen für mehr Lohn, Anerkennung und bessere Arbeitsbedingungen gestreikt. Dem bundesweiten Aufruf der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, auf die Straße zu gehen, sind am Internationalen Frauentag auch darum Beschäftigte der kommunalen Kindertagesstätten und der sozialen Arbeit gefolgt, weil diese Tätigkeiten nach wie vor weiblich dominiert sind.

Streik in Köln: „Zeit für Anerkennung"

„Wir, die Beschäftigten der Care-Work-Bereiche, sorgen jeden Tag mit unserer Arbeit dafür, dass diese Gesellschaft nicht den Zusammenhalt verliert“, rief Eva-Marie Jäger von Verdi den versammelten Menschen von der Bühne an der Deutzer Werft zu. „Darum ist es an der Zeit, und zwar nicht erst seit Pandemie-Beginn, dass dieser wichtige tägliche Einsatz endlich entsprechend anerkannt wird - wir sind der Kit der Gemeinschaft.“

Auch in Köln viele Stellen unbesetzt

Mit ihrer Abwehrhaltung in der ersten Tarifrunde am 25. Februar könnten die Vertreter der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände die „berechtigten Forderungen nach finanzieller Aufwertung und besseren Arbeitsbedingungen“ nicht dauerhaft blockieren, sagte Achim Schlömer, Mitglied der Verhandlungskommission und Vorsitzender des Verdi-Ortsvereins Köln.

Vor der zweiten Verhandlungsrunde am 21. März wolle man darum „in der Sache knallhart“ ein Zeichen setzen, denn bundesweit fehlten „allein im Bereich der Kindertagesstätten 173.000 Fachkräfte“, hieß es weiter.

In Köln arbeiten in diesem Bereich rund 4000 Menschen, etwa 400 offene Stellen seien derzeit unbesetzt. „Der Markt sei leer gefegt, weil viele Menschen unter den aktuellen Bedingungen nicht in diesen Bereichen arbeiten wollen“, vermutete vor Ort auch Anke, die in Porz eine Einrichtung mit 20 Kolleginnen und 120 Kindern leitet. Ausgleich in Form von Entlastung der Gruppen sei aufgrund von Fehlzeiten und hoher Belastung viel zu oft nicht möglich.

„Besonders bedauerlich ist, dass die Arbeitgeber unsere Vorschläge zur Entlastung rundweg abgelehnt haben“, kritisierte auch Achim Schlömer. Zudem würde eine Festlegung der Vor- und Nachbereitungszeiten der pädagogischen Arbeit verwehrt.

Streikende: Soziale Schieflage schon vor der Pandemie

Die Rednerinnen und Redner verwiesen am Dienstag darauf, dass schon vor der Pandemie prekäre Lebenslagen in der Gesellschaft zugenommen hätten: „Armut, Isolation, Streit und Gewalt, aber auch gesellschaftliche Spaltungen bedeuten in der Sozialarbeit einen Anstieg der Arbeitsbelastung bei gleichzeitig schlechten Personalschlüsseln und aufgrund von Fachkräftemangel unbesetzten Stellen“, führte Philipp Stewart aus, Gewerkschaftssekretär bei Verdi in Köln.

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„Es ist wichtig, im öffentlichen Dienst endlich eine Gleichstellung der sozialen Berufe mit den Männer-dominierten Berufen zu erreichen“, so Stewart weiter. „Darum ist auch nicht nachzuvollziehen, dass etwa Sozialarbeiterinnen bei gleichwertigem Studienabschluss weniger verdienen als Ingenieure.“

Die Tarifverhandlungen für die sozialen Berufe - in denen insgesamt rund 83 Prozent Frauen tätig seien, bei den Erzieherinnen in Kitas 94 Prozent – sei also auch eine Auseinandersetzung um die Gleichstellung von Frauen im Arbeitsleben. So nutzten die Demonstrantinnen den Internationalen Frauentag, um auf ihrer Demonstrationsroute zum Heumarkt in Köln lautstark auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen.

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