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Weltweites RankingKöln bei Smogtoten auf Platz 19 – noch vor Mumbai

Lesezeit 3 Minuten
Laut Studie verursachen die Abgase aus Kölner Autos zahlreiche Tote.

Laut Studie verursachen die Abgase aus Kölner Autos zahlreiche Tote.

  • Eine seriöse Studie fördert alarmierende Ergebnisse zutage.
  • Köln schneidet schlechter ab als fast alle anderen Städte weltweit, was die Zahl der Menschen angeht, die frühzeitig an Erkrankungen gestorben sind, die auf vom Verkehr verursachten Feinstaub und Ozon zurückzuführen sind.
  • Die Wissenschaftler erklären, wie sie zu dem schlechten Ergebnis für Köln gekommen sind – und plädieren Fahrverbote.

Köln – In keiner deutschen Stadt sind 2015 im Verhältnis zur Einwohnerzahl mehr Menschen frühzeitig an Erkrankungen gestorben, die auf vom Verkehr verursachten Feinstaub und Ozon zurückzuführen sind, als in Köln.

Zu diesem Ergebnis ist eine aktuelle Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT), der George Washington Universität sowie der Universität Colorado Boulder gekommen. Auf einer weltweiten Liste mit den 100 Metropolen, in denen die meisten Toten dem Verkehr zuzuordnen sind, nimmt Köln Rang 19 ein und schneidet somit schlechter ab als Städte wie Mumbai in Indien und Bangkok in Thailand. Die Spitzenreiter mit der höchsten Sterberate in Folge von Abgasemissionen des Verkehrs sind Guangzhou in China, Tokio in Japan und Shanghai in China.

Die Wissenschaftler beziehen sich auf Emissionen, die Diesel- und sonstige Fahrzeuge im Straßenverkehr, die Schifffahrt und mobile Quellen außerhalb des Straßenverkehrs (wie etwa Landwirtschafts- und Baumaschinen und der Zugverkehr) verursacht haben. Ursache für die Todesfälle sind Schlaganfälle, Herz- und Lungenerkrankungen, Lungenkrebs und Diabetes. „Der hohe Anteil an Todesfällen in Folge von Luftverschmutzung durch Verkehrsemissionen zeigt, wie wichtig bundesweite und lokale Pläne zur Verbesserung der Luftqualität und die Kontrolle dieser Emissionen sind“, heißt es in einer Kurzfassung der Studie.

Dass Feinstaub und Ozon in Köln zu tödlichen Erkrankungen führen, überrascht auf den nächsten Blick, da die Grenzwerte im Gegensatz zu denen für Stickstoffdioxid eingehalten werden – bei Stickstoffdioxid handelt es sich jedoch um eine Vorläufersubstanz von Feinstaub und Ozon. Dafür verantwortlich sind insbesondere Autos und Lieferwagen, welche die Euro 6d Norm nicht erfüllen sowie Lkw und Busse der Euro-Norm 4 und 5.

Entscheidung über Fahrverbote im August

„Die Gesundheitsschäden, die auf veraltete und nicht normgerechte Fahrzeug- und Motorentechnik zurückgehen, werden voraussichtlich solange andauern, bis die Technik nachgerüstet oder ausrangiert wird“, halten die Verfasser in der Studie fest. Daher sei es zunächst sinnvoll, andere Maßnahmen zu ergreifen. „Denkbar wären hierbei Fahrverbotszonen und andere Beschränkungen für Fahrzeuge mit hohen Emissionen“, schreiben die Wissenschaftler. Ob es in Köln zu Fahrverboten kommen wird, will das Oberverwaltungsgericht Münster im August bekanntgeben. Das Verwaltungsgericht Köln hatte zwar Fahrverbote innerhalb der bestehenden Umweltzone angeordnet, das Land legte jedoch Berufung ein.

Die Zahl der Todesfälle in Folge von Verkehrsemissionen in einer einzelnen Region wie Köln wurde für die Studie berechnet, indem die Zahl der geschätzten verkehrsemissionsbedingten Sterbefälle mit 100.000 multipliziert und durch die Einwohnerzahl dividiert wurden, um die Todesfälle pro 100.000 Einwohner zu ermitteln. Das International Council on Clean Transportation, das zu den Urhebern der Studie gehört, ist eine unabhängige und gemeinnützige Organisation, die im September 2015 gemeinsam mit der West Virginia Universität den VW-Abgasskandal aufdeckte.

Einige Lungenärzte kritisieren, dass es keine ausreichenden Belege für einen Zusammenhang zwischen der Luftverschmutzung und Todesfällen gebe. Die Stadtverwaltung wollte sich auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht zu der Studie äußern. „Die zuständigen Ämter müssen das zunächst fachlich prüfen“, sagte eine Stadtsprecherin. Es werde eine ganze Zeit dauern, bis eine Auswertung vorliege.

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