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Kölsche Top-BandsZehntausende bei „Loss mer Weihnachtsleeder singe“ im FC-Stadion

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Bereits zum neunten Mal hieß es im Rhein-Energie-Stadion „Loss mer Weihnachtsleeder singe“. Mehr als 47.000 Menschen waren dabei.

Wenn der Fußball-Tempel zur Mitsing-Kathedrale wird und es vor weihnachtlicher Vorfreude nur so knistert. Festliche Beleuchtung und blinkende Mützen statt wedelnder FC-Schals. Wo sonst frenetische Anfeuerungsrufe zu hören sind, ging es um besinnliche Töne.

Zum neunten Mal hieß es am Dienstagabend (23. Dezember 2025) „Loss mer Weihnachtsleeder singe“ im Rhein-Energie-Stadion. Mehr als 47.000 Menschen wollten bei Kölns größtem Mitsing-Event dabei sein. Auf der Bühne standen erneut die kölschen Top-Bands.

Verkehr in Köln kam zum Erliegen – „Loss mer Weihnachtsleeder singe“ startet verspätet

Weil der Verkehr wieder einmal zum Erliegen kam, startete das feierliche Glockengeläut zum Start mit zehnminütiger Verspätung. Das Licht ging aus und auf den Tribünen leuchteten bunte Lichter. Direkt entstand im ausverkauften Stadion eine magische Atmosphäre.

Chorleiter Michael Kokott hatte in gewohnter Manier das Programm zusammengestellt und hielt als musikalischer Leiter die Fäden in der Hand. „Dieses Mega-Event im Stadion – das hat eine Dimension, die es sonst nicht gibt, wenn du Chormusik machst“, sagte er begeistert.

Alexander Grün stimmte vom Oberrang der Westtribüne Lieder an der Orgel an.

Alexander Grün stimmte vom Oberrang der Westtribüne Lieder an der Orgel an.

Zum Start hatte er einen Trend aufgegriffen. Nachdem im Sommer die britische TikTok-Organistin Anna Lapwood mit ihren Konzerten im Kölner Dom für Ausnahmezustand gesorgt hatte, ließ nun der Mainzer Organist Alexander Grün vom Oberrang der Westtribüne die Orgel erklingen.

Der hatte bereits im Petersdom und im Kölner Dom Auftritte. Diesmal verwandelte er die FC-Heimat in den Müngersdorfer Dom. In sein Medley von Weihnachtsklassikern hatte er kurzfristig noch „Driving Home for Christmas“ nach dem Tod von Chris Rea eingebaut.

„Stadion-Christmette“ und „Leechtermeer“ im Rhein-Energie-Stadion

Bei „Alle Jahre wieder“ stimmten dann alle mit ein und ließen die „Stadion-Christmette“ feierlich beginnen. Von der Südkurve begleiteten der Jugendchor St. Stephan, die Lucky Kids und die neunköpfige Band von Richie Hellenthal alle Mitwirkenden.

Die Räuber können auch besinnlich. Bei „Loss mer Weihnachtsleer singe“ präsentierten sie am Dienstagabend (23. Dezember 2025) ihren Kult-Hit in der neuen Weihnachts-Version.

Die Räuber können auch besinnlich. Bei „Loss mer Weihnachtsleer singe“ präsentierten sie am Dienstagabend (23. Dezember 2025) ihren Kult-Hit in der neuen Weihnachts-Version.

Wie im Vorjahr präsentierten die Frontsänger der teilnehmenden Bands auch wieder die Hymne zum Event. Zu „Leechtermeer“ traten Mirko Bäumer und Pit Hupperten (Bläck Fööss), Basti Campmann und Flo Peil (Kasalla), Sven West (Räuber), Frank Reudenbach (Klüngelköpp), Björn Heuser, Malinee (Jugendchor St. Stephan) sowie Julian (Lucky Kids) ans Mikro.

Auch für die Künstlerinnen und Künstler ist das Familien-Fest kurz vor Weihnachten ein ganz besonderer Herzens-Termin im Kalender. Liedermacher Björn Heuser hatte Klassiker wie „Ihr Kinderlein kommet“, „Gloria in Excelsis Deo“, „O Tannenbaum“, „Rudolph, The Red-Nosed Reindeer“, „Leise rieselt der Schnee“ und „Kling Glöckchen“ auf dem Zettel, die er aus dem Mittelkreis anstimmte.

Für mich ist immer dann erst Weihnachten, wenn diese wunderbare Veranstaltung stattgefunden hat
Björn Heuser

„Für mich ist immer dann erst Weihnachten, wenn diese wunderbare Veranstaltung stattgefunden hat“, sagte er begeistert. Vom Stadion ging’s für ihn dann noch zum letzten Mitsing-Spektakel „Warten aufs Christkind“ ins Gaffel am Dom.

Björn Heuser im Rhein-Energie-Stadion bei „Loss mer Weihnachtsleeder singe“.

Björn Heuser im Rhein-Energie-Stadion bei „Loss mer Weihnachtsleeder singe“.

Am Morgen des Heiligabends feiert er dann den Geburtstag seiner Frau Iris, ehe abends die Bescherung ansteht. Dann wandert die Gitarre erst einmal in den Koffer, ehe es direkt zum Jahresstart im Brauhaus weitergeht.

Mit den größten alten und neuen, kölschen, nationalen und internationalen Weihnachtsklassikern stimmte sich die Menge in Müngersdorf auf die Feiertage ein. Auch für die kölschen Bands stellt der besinnliche Abend den Schlusspunkt vor einer kurzen Ruhepause dar. Schon am 2. Januar geht es für die meisten Gruppen im Karneval wieder los. Die Session ist kurz und der Kalender pickepackevoll.

FC-Fan und Räuber-Gitarrist musste immer an die letzten Niederlagen denken

„Der letzte Arbeitstag des Jahres, dann ist wieder ‚Alaaf‘ angesagt“, atmete Räuber-Gitarrist Andreas „Schrader“ Dorn kurz durch. Der leidenschaftliche FC-Fan musste beim Blick aus der Südkurve ins Stadion immer wieder an die jüngsten Niederlagen denken.

„Vielleicht hilft es ja für das neue Jahr, dass wir hier noch einmal das ‚Trömmelche‘ spielen – in unserer besinnlichen Weihnachtsversion“, sagte er zum „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Jedes Johr em Winter, wenn et widder schneit, kütt d'r Hillije Ovend“, sang die Menge. Den Wunsch nach weißer Weihnacht wollte die Band zumindest musikalisch mit Bing Crosbys Ballade „White Christmas“ erfüllen.

„Loss mer Weihnachtsleeder singe“ begeistert im Rhein-Energie-Stadion.

„Loss mer Weihnachtsleeder singe“ begeistert im Rhein-Energie-Stadion.

Die Bläck Fööss hatten sich den Klassiker „Süßer die Glocken nie klingen“ ausgesucht. Bei ihrer kölschen Hymne „Unsere Stammbaum“ war die Begeisterung besonders groß und ein kleiner Hauch Karneval war zu spüren.

Das Programm bot noch viele besondere Gänsehaut-Momente wie „Zu Bethlehem geboren“ von einem sechsköpfigen Bläser-Ensemble und das berühmte Orgelstück „Toccata in d-Moll“ von Bach.

Die zehnjährige Hanna von Michael Kokotts Lucky Kids hatte Rolf Zuckowskis Hit „Es schneit“ eingeübt. Die zehnjährige Edda war für die „Weihnachtsbäckerei“ verantwortlich. Kein „Loss mer Weihnachtsleeder singe“ ohne Leonard Cohens Evergreen „Halleluja“. Jugendchorsolistin Malinee (22) übernahm den Gänsehaut-Moment.

Weihnachten ist das Fest, wo man zu seinen Liebsten nach Hause kommt
Basti Campmann

Mit Johns Lennons „Happy Xmas/War is over“ mussten Kasalla einmal mehr nachdenkliche Töne anschlagen. Mit „Sing mich noh Hus“ sangen die Kölschrocker einen weiteren bewegenden Dauerbrenner. „Weihnachten ist das Fest, wo man zu seinen Liebsten nach Hause kommt“, sagte Frontmann Basti Campmann unter dem Jubel der Menge.

Die Klüngelköpp stimmten den Wham-Dauerbrenner „Last Christmas“ an. „Für mich ist das einer der Songs, bei dem ich mich immer wieder freue, wenn ich ihn höre. Ich brauche zwar noch nicht im Oktober Spekulatius. Aber wenn die Auftritte zum Sessionsstart vorbei sind, freue ich mich auf die Weihnachtsstimmung“, sagte Frontmann Frank Reudenbach.

Die „Loss mer Weihnachtsleeder singe“-Allstars Björn Heuser, Flo Peil, Mirko Bäumer, Basti Campmann, Frank Reudenbach, Sven West und Pit Hupperten (v.l.) sangen „Leechtermeer“.

Die „Loss mer Weihnachtsleeder singe“-Allstars Björn Heuser, Flo Peil, Mirko Bäumer, Basti Campmann, Frank Reudenbach, Sven West und Pit Hupperten (v.l.) sangen „Leechtermeer“.

Natürlich durften auch in diesem Jahr im Stadion zum Finale die „Stääne“ danze. Den Wunsch nach einer frohen und friedlichen Weihnacht in der Welt übermittelten alle Mitwirkenden im Finale mit „We are the World“. „Ich hoffe, dass es uns gelungen ist, die Sorgen für einen Moment vergessen zu machen und abzutauchen“, sagte Kokott.

Wie bei der Christmette ertönte zum allerletzten Schluss „Stille Nacht“ und beendete das kölsche „Weihnachtshochamt“ leise und besinnlich.

Die Kölner Stadt-Anzeiger Medien und die Kölner Sportstätten, die das Ereignis veranstalten, begrüßten in der Hennes Weisweiler Lounge des Stadions einige bekannte Gesichter der Stadt. Schauspielerin Janine Kunze, die Moderatorinnen Shary Reeves und Biggi Lechtermann, Polizeipräsident Johannes Hermanns, die designierte Jungfrau Aenne (Stefan Blatt) sowie Agenturchef Horst Müller wollten sich das Spektakel nicht entgehen lassen.

Auch die Ex-FC-Profis Stephan Engels und Olaf Janßen stimmten sich im Stadion aufs Fest ein. Koelncongress-Geschäftsführer Ralf Nüsser war ebenso wie „Jeck im Sunnesching“-Veranstalter Jochen Gasser dabei. Nach gut zwei Stunden Programm war die zauberhafte Einstimmung auf Heiligabend vorbei.