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Ziemlich beste LeuteKöln, Kirche, Karneval: Mit 88 Jahren noch ehrenamtlich engagiert

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Das Bild zeigt Heinz-Otto Schmitz-Pranghe.

Er befinde sich im „Ruhestand mit Unruhe“, so Heinz-Otto Schmitz-Pranghe. Auch mit 88 Jahren ist der Rentner noch ehrenamtlich engagiert.

Heinz-Otto Schmitz-Pranghe engagiert sich seit 62 Jahren für gelebte Gemeinschaft und kölsche Kultur. 

Seit 2019 lebt er zwar in Bornheim, seinen Bezug zur Heimatstadt Köln hat Heinz-Otto Schmitz-Pranghe aber nie verloren. Und auch das hiesige Stadtbild ist untrennbar mit dem 88-Jährigen verbunden. Denn auf Schmitz-Pranghes ehrenamtliches Engagement geht unter anderem die Errichtung des Denkmals für Kardinal Josef Frings zurück; auch sprudelt das Wasser im Petrusbrunnen dank seines Einsatzes wieder. Seit 62 Jahren engagiert sich Schmitz-Pranghe für Köln, Kirche und Karneval. In unserer Serie „Ziemlich beste Leute“ stellen wir ihn und seine Arbeit vor.

Das ist er

Schmitz-Pranghe kam 1937 im Severinsklösterchen zur Welt. Nach dem Besuch des Gymnasiums am Hansaring absolvierte er von 1954 bis 1957 eine Ausbildung zum Bankkaufmann und arbeitete sich mitten in den Wirtschaftswunder-Jahren zum Abteilungsleiter und Bankdirektor hoch. Er habe Glück gehabt, in dieser Zeit seinen Beruf ausüben zu können, sagt Schmitz-Pranghe. Von seinem Glück habe er etwas zurückgeben wollen. Dieser Gedanke beeinflusste über Jahrzehnte hinweg sein ehrenamtliches Engagement.

Das macht er

Mit dem Engagement hat Schmitz-Pranghe 1963 begonnen. Damals wurde er Vorstandsmitglied der Bürgergesellschaft Köln von 1863. Bereits sein Großvater war im Festausschuss der Bürgergesellschaft und seine Eltern brachten Schmitz-Pranghe von klein auf mit ihr in Berührung. Den Kerngedanken der Bürgergesellschaft übernahm Schmitz-Pranghe: „Mir war immer wichtig, das Kulturelle und das Gesellschaftliche im christlichen Familiensinn zu fördern.“

So präsidierte er bereits 1964 zum ersten Mal die Karnevalssitzung der Bürgergesellschaft – und führte das 38 Jahre lang fort. 1986 wurde Schmitz-Pranghe erster Vorsitzender und führte in dieser Funktion 1991 die Vergabe des „Ohrenordens“ ein. Mit dem Orden wird jährlich ein Mensch – in der Regel aus Köln – für sein soziales Engagement ausgezeichnet. Der Reinerlös der Verleihungsveranstaltung wird dabei an die Wirkungsstätte des Ordenträgers gespendet.

Das Bild zeigt das Denkmal für Kardinal Josef Frings.

Die Errichtung des Denkmals für Kardinal Josef Frings geht auf das Engagement von Heinz-Otto Schmitz-Pranghe zurück.

Neben dem ehrenamtlichen Routinegeschäft war Schmitz-Pranghes Engagement vor allem durch die Umsetzung großer Projekte geprägt. Im Jahr 1990 unterstützte er so die Spendenaktion für eine neue Domglocke durch umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit. Innerhalb von vier Monaten wurde so der Betrag für die neue Glocke erreicht. „Jeder Kölner liebt den Dom“, sagt Schmitz-Pranghe, „da muss doch auch die Glocke funktionieren.“

Auch die Errichtung des Denkmals für Kardinal Josef Frings geht auf das Engagement von Schmitz-Pranghe zurück. 90.000 D-Mark wurden dafür gespendet. Parallel dazu brachte er ein Buch über den Kardinal mit dem Namen „Frings“ heraus. Darin enthalten sind Bilder von Frings und Geschichten über den Ehrenbürger Kölns. 2500-mal wurde das Buch verkauft; für jedes Exemplar wurden drei Euro an „Adveniat“ gespendet. Dabei handelt es sich um eine Organisation, die Hilfe für Hungerleidende leistet. „Frings hat sich sein Denkmal verdient wie wohl kaum ein anderer. Das ‚Fringsen‘ als Begriff ist legendär“, sagt Schmitz-Pranghe dazu.

So verband Schmitz-Pranghe soziale Hilfe mit kultureller Erhaltung. Auch beim „Höhepunkt seines Ehrenamtslebens“, so Schmitz-Pranghe, habe er sich ebendieser kulturellen Erhaltung gewidmet. 2007 warb er öffentlichkeitswirksam für eine Spendenaktion, die der Restaurierung des Petrusbrunnen diente. 70.000 Euro Spendengelder und 80.000 Euro von der Stadt Köln bereitgestelltes Kapital ließen letztendlich im Petrusbrunnen wieder Wasser sprudeln. Und auch heute, mit 88 Jahren, ist Schmitz-Pranghe noch aktiv: In der Seniorenresidenz, in der er mittlerweile wohnt, organisiert er jede Session ehrenamtlich ein buntes Karnevalsprogramm für die Bewohner. Selbst das Kölner Dreigestirn schaut dafür jedes Jahr in Bornheim vorbei.

Das ist seine Motivation

Schmitz-Pranghe prägen seine Erfahrungen als Zeitzeuge des Zweiten Weltkrieges. Und sie motivieren ihn für die ehrenamtliche Arbeit: „Ich habe den Krieg und das zerstörte Köln noch voll mitbekommen. Da weiß ich das große Glück, das ich später beruflich und privat erfahren durfte, zu schätzen. Ich sehe die Verpflichtung, etwas von diesem Glück an andere weiterzugeben.“ Auch habe seine Partnerin Ilse Prass ihn inspiriert und motiviert: „Ohne ihre Unterstützung gäbe es das Karnevalsprogramm bei uns in Bornheim nicht.“

Das würde er zuerst tun, wenn er OB wäre

„Ich würde Köln gerne das Image verschaffen, das der Stadt eigentlich gebührt“, so Schmitz-Pranghe. Grundsätzlich ist er optimistisch, dass in seiner Geburtsstadt mehr steckt, als politische Diskurse oder Negativschlagzeilen manchmal darstellen.

Das Bild zeigt den Petrusbrunnen am Dom.

Dass im Petrusbrunnen wieder Wasser sprudelt, ist ebenfalls Schmitz-Pranghes Einsatz zu verdanken.

Das ist sein persönliches Grundgesetz

„Das Kölsche Grundgesetz – das ist wie ein Evangelium für mich“, sagt Schmitz-Pranghe lachend.

Das ist seine Aussicht

Den Karneval in der Bornheimer Seniorenresidenz möchte Schmitz-Pranghe, so lange es geht, jährlich weiter organisieren. Das Programm für das kommende Jahr steht bereits seit Mai; nächstes Jahr setzt sich Schmitz-Pranghe dann an die Planungen für 2027.