Die verschiedenen Lebensabschnitte der Rondorferin waren stets mit ihnen entsprechendem Engagement verbunden. Dabei war und ist ihr Ziel, der Allgemeinheit etwas zugute kommen zu lassen.
Ziemlich beste LeuteAnne Merkenich packt seit 50 Jahren ehrenamtlich im Kölner Süden an

Die Rondorferin Anne Merkenich ist im Kölner Süden nicht nur verwurzelt, sondern engagiert sich dort auch seit einem halben Jahrhundert ehrenamtlich.
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Am 7. September wird Anne Merkenich in der Piazzetta des Historischen Rathauses den „Sonderpreis für ehrenamtliches Engagement“ der Stadt Köln von Oberbürgermeisterin Henriette Reker erhalten. Wofür genau Merkenich ausgezeichnet wird, was sie bewegt und wie es für sie weitergeht, hat sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erzählt. In unserer Serie „Ziemlich beste Leute“ stellen wir die 73-jährige Ehrenamtlerin und ihre Arbeit vor.
Welche bestehenden Probleme Merkenichs Arbeit notwendig machen: „Es gibt viele Gründe, aus denen ältere Menschen oder Senioren sich zunehmend isolieren: Beispielsweise können sich sozial Schwächere viele Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens nicht mehr leisten. Auch Personen, deren engsten Bezugspersonen verstorben sind, neigen zur Selbstisolation“, erklärt Merkenich. Die daraus resultierenden Probleme kennt sie aus ihrem eigenen Bekanntenkreis: „Wenn diese Leute dann nur noch Zuhause bleiben und vereinsamen, ist ihre Lage endgültig perspektivlos. Deshalb ist es so wichtig, den Kontakt zu älteren Menschen zu erhalten, sie unter die Leute zu bringen und die Gemeinschaft zu stärken.“
Das ist sie: Anne Merkenich bezeichnet sich selbst als „Ur-Rondorferin“. Im Veedel ist sie aufgewachsen, hat dort geheiratet und den Nachwuchs getauft, lebt dort noch immer und engagiert sich auch mit Blick auf ihr Ehrenamt hier viel. So ist die gelernte Wirtschaftskorrespondentin auch über ihre Verwurzlung in Rondorf zum Ehrenamt gekommen: „1975 hat mich die damalige Chefin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands in Rondorf (KFD) gefragt, ob ich die KFD-Zeitschriften vor Ort verteilen kann. So hat alles begonnen.“
Das macht sie: Diese Zeitschrift verteilt Merkenich ein halbes Jahrhundert später noch immer. Hinzu sind seither aber noch viele weitere ehrenamtliche Aufgaben gekommen. Ebenfalls seit den 1970er-Jahren sammelt die Rondorferin für die KFD-Müttergenesung Spenden. Auch die lokale Pfarrbücherei baute sie mit ihrem ehrenamtlichen Engagement auf.
Eine der zeitintensivsten Stationen ihres Ehrenamts war Merkenichs Zeit als Vorsitzende der KFD-Rondorf, in der sie regelmäßig Sitzungen vor über 300 Frauen leitete. Seit 2018 ist sie außerdem im Vorstand vom Förderkreis der Kölner Seniorennetzwerke. Dort betreut Merkenich zwölf der 68 Seniorennetzwerke aus Köln und hilft beispielsweise durch finanzielle Unterstützung, wenn sich sozial schwache Rentner das Programmangebot ihres jeweiligen Netzwerkes nicht leisten können.

Als „Türöffnerin“ für alle diejenigen, die mit einem Anliegen zu ihr kommen, versteht sich Anne Merkenich mit Blick auf ihr Ehrenamt. Nicht alles kann sie selber erreichen und umsetzen – aber den richtigen Kontakt vermitteln kann die Netzwerkerin fast immer.
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Ihr aktuelles Herzensprojekt ist aber das Demenznetz Rodenkirchen. Dort organisiert Merkenich Veranstaltungen, vermittelt Hilfen und betreibt Aufklärung: „Ich möchte das Tabu-Thema Demenz aufbrechen und die Allgemeinheit für den Umgang mit erkrankten Personen sensibilisieren.“ Von 2017 bis 2022 war sie zudem gewählte politische Seniorenvertreterin im Bezirk Köln-Rodenkirchen,
Das verbindende Element zwischen den verschiedenen Aufgaben aus einem halben Jahrhundert Ehrenamt war dabei: „Ich wollte immer, dass meine Arbeit der Allgemeinheit zugutekommt.“ Unterstützt wird Merkenich von ihrem Mann Jochen: „Er chauffiert mich überall hin. Ohne ihn wäre meine Arbeit nicht möglich“, sagt die 73-Jährige.
Das bewegt sie: Die Motivation für ihr Engagement macht Merkenich auch in ihrer Neugierde und ihrem Interesse aus. „Es ist so spannend, immer etwas Neues zu lernen und in neuen Bereichen zu arbeiten“, sagt sie. Durch ebendiese Neugierde habe die Ehrenamtlerin ein großes Netzwerk an Kontakten geknüpft, das sie wiederum bei ihrem Engagement unterstütze: „Bei allem kann ich natürlich auch nicht helfen“, sagt sie lachend. Aber: „Ich kenne eigentlich immer jemanden, der jemanden kennt. Ich verstehe mich als Türöffnerin.“
An das Aufhören denkt Merkenich auch trotz körperlicher Beschwerden noch lange nicht. „Wenn die Gesundheit es zulässt, möchte ich noch gerne ein paar Jahre im Ehrenamt weitermachen.“ Lediglich den Umfang etwas herunterzuschrauben, käme für sie in Betracht.
Das würde sie tun, wenn sie Oberbürgermeisterin von Köln wäre: Dann würde Merkenich den Rollentausch auch konsequent zu Ende führen: „Wenn ich Oberbürgermeisterin wäre, dann würde ich Frau Reker ans Herz legen, ein Ehrenamt zu übernehmen. Oder lieber zwei“, sagt Merkenich und zwinkert.
Das ist ihr persönliches Grundgesetz: „Wer alle Menschen mag, dem geht das meiste viel leichter von der Hand“, sagt Merkenich mit einer Herzlichkeit, die keinen Zweifel an der Richtigkeit ihrer Worte lässt.