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„Ziemlich beste Leute“Von Veedelsputz bis Weihnachtsmarkt: Ralf Samary engagiert sich quer durch Vingst

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt Ralf Samary vor dem „Vingster Pohl“.

In der Traditionsgaststätte „Vingster Pohl“ finden die Sitzungen der Bürgervereinigung Vingst statt, deren erster Vorsitzender Ralf Samary ist. Dort kennt ihn scheinbar jeder Gast.

An den arbeitsintensivsten Tagen investiert Ralf Samary bis zu 16 Stunden in sein Ehrenamt. Ziel dabei: Sozial Schwächeren helfen und ein Veedel aufwerten.

Nachdem sich Ralf Samary an einen der zahlreichen, dunkelbraunen Holztische im Hof der Traditionsgaststätte „Vingster Pohl“ gesetzt hat, dauert es keine fünf Minuten, bis er von eintretenden Gästen gegrüßt wird. „Hallo Ralf“, rufen sie lächelnd, schütteln ihm die Hand und tauschen einige Worte mit ihm aus. Diese freundlichen Begegnungen sollen sich fortan über den gesamten Abend wiederholen – und zwar gefühlt im Minutentakt. Ganz Vingst scheint Ralf Samary zu kennen. Aus gutem Grund. Als Ehrenamtler engagiert sich der 59-Jährige in seinem Veedel nämlich seit Jahren federführend in mehreren Vereinen und Initiativen. In unserer Reihe „Ziemlich beste Leute“ stellen wir ihn vor.

Darum ist Ralf Samarys Arbeit notwendig: „Vingst ist ein Problemveedel“

In Anbetracht der breiten sozialen und wirtschaftlichen Missstände, die sich in Köln intensiviert haben, ist zivilgesellschaftliches Engagement grundsätzlich in der ganzen Stadt nicht nur höchst lobenswert, sondern auch zunehmend notwendig. Für manche Stadtteile gilt das weniger, für andere mehr. In Vingst liegt einiges mehr im Argen, als in anderen Veedeln. „Hier gibt es Probleme mit Drogen, Diebstählen, Armut. Vingst ist ein Problemveedel“, sagt Ralf Samary. Eingeschüchtert oder hoffnungslos wirkt er dabei allerdings keineswegs. Ganz im Gegenteil: Die bestehenden Missstände lösen in Samary offensichtlich einen kräftigen, optimistischen Tatendrang aus.

Das ist er

Samary ist gelernter KfZ-Mechaniker, arbeitet aber mittlerweile im Bereich Qualitätssicherung. In Kalk geboren, ist der mittlerweile 59-Jährige in Vingst aufgewachsen und seiner Heimat seither (bis auf ein fünfjähriges Intermezzo in Mülheim Mitte der 90er-Jahre) treu geblieben. Nachdem Samary Vater zweier Töchter geworden war, kam er zum Ehrenamt: „Ich wollte, dass meine beiden Töchter es besser haben“, erklärt er.

Das macht er

So kam der Ehrenamtler 2009 zunächst in der Funktion als Beisitzer zur Bürgervereinigung Vingst, deren erster Vorsitzender er seit 2022 ist. Damit allein ist Samary allerdings nicht ausgelastet. Er ist Co-Leiter des Spielezelts im „HöVi-Land“, einer Initiative, die sozial benachteiligten Kindern in den Sommerferien ein buntes und ausgesprochen preisgünstiges Freizeitprogramm bietet. Außerdem engagiert er sich im Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Höhenberg-Vingst. Für seine ehrenamtliche Arbeit beim Erzbistum Köln nimmt sich Samary zudem jedes Jahr acht Tage unbezahlten Urlaub. Und weil ihm dabei scheinbar noch immer etwas Freizeit bleibt, übernimmt er noch einzeln anfallende Aufgaben wie die jährliche Anbringung der Weihnachtsbeleuchtung in Vingst, die Organisation von Veedelsputzen oder die Unterstützung kleinerer Vereine durch die BV Vingst.

Bei all diesen Vereinen und Initiativen fällt insbesondere Organisationsarbeit an. „Ganz wichtig ist auch die Vernetzung. Das Engagement wird teilweise zum Selbstläufer, wenn man genug Leute kennt“, erklärt Ralf Samary. Wer immer verlässlich ist und für andere einspringt, kann auch auf deren Unterstützung zählen: „Wenn wir beispielsweise auf dem Weihnachtsmarkt ein technisches Problem haben, dann rufe ich im Handwerkerverbund an. Den haben wir auch in der BV Vingst gegründet. Dann kommt sofort jemand vorbei und in einer Stunde ist das Problem gelöst.“ Samary und die BV Vingst machen vor, wie gelebte Kollektivität funktioniert. So sagt der Ehrenamtler: „Ohne das tolle Team wäre die Arbeit nicht möglich.“

Das Bild zeigt Ralf Samary.

An den arbeitsintensivsten Tagen investiert Ralf Samary bis zu 16 Stunden in sein Ehrenamt.

„Meine Lieblingsaufgabe ist die Organisation und Durchführung des Weihnachtsmarktes“, erzählt Samary. Beim Durchgehen der Liste mit den zu erledigenden Aufgaben könnte einem schwindelig werden: Vom Einholen der Erlaubnisse bei der Stadt Köln über die logistische Planung mit GAG und AWB bis hin zur Erstellung eines abwechslungsreichen Programms. Um alles fristgerecht zu erledigen, fängt Samary bereits im Juni mit der Arbeit für den Weihnachtsmarkt an.

Das motiviert ihn

„Ich möchte, dass es alle Kinder schön haben. Das ist meine Motivation“, erklärt Samary und ergänzt: „Und ich möchte die junge Generation für das Ehrenamt begeistern. Engagement gibt ja auch ein tolles Gefühl zurück.“ In dieser Hinsicht freut sich Samary stets zu sehen, wenn ehemalige Teilnehmer aus dem „HöVi-Land“ im Jugendlichen- und Erwachsenenalter als Leiter zurückkommen. Das klappt auch privat: „Meine beiden Töchter engagieren sich mittlerweile auch ehrenamtlich.“

Das würde er zuerst tun, wenn er OB von Köln wäre

„So hoch hinaus möchte ich gar nicht“, antwortet Samary lachend auf die Frage, was er als Oberbürgermeister von Köln zuerst tun würde. In Vingst verwurzelt und bodenständig wie er ist, ergänzt der Ehrenamtler: „Ich bin froh, wenn ich vor Ort in meinem Veedel anpacken und helfen kann.“

Das ist sein persönliches Grundgesetz

„Immer erreichbar für Freunde.“

Das ist seine Aussicht

Trotz des immensen zeitlichen Aufwands, den Samary in seine ehrenamtliche Arbeit investiert, denkt er noch lange nicht ans Aufhören. Im Gegenteil: „Ich hoffe, dass ich mit 63 Jahren in Rente gehen kann – und dann hänge ich mich so richtig rein ins Ehrenamt.“

So kann man seine Arbeit unterstützen

Die Bürgervereinigung Vingst, die die meiste Zeit von Samarys Engagement in Anspruch nimmt, lässt sich über ihre Internetseite unterstützen. Samary sagt: „Dort kann man Mitglied werden, spenden, oder sich über unsere Veranstaltungen informieren. Beispielsweise über unseren Weihnachtsmarkt, den unbedingt jeder besuchen sollte.“