„Zigeunerfestival” in EhrenfeldMit Musik gegen Vorurteile angehen

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Die Avangard Brass Band sorgte auf dem Neptunplatz für ausgelassene Stimmung.

Ehrenfeld – Wer Markus Reinhardt zuhört, wenn er über sich und sein Volk spricht, stutzt jedes Mal beim Wort „Zigeuner“. Reinhardt, Geiger, Spross einer Musikerdynastie und Organisator der „Zigeunerwagen-Tour“, weiß genau, wovon er spricht. Die meist verpönte Bezeichnung rutscht ihm nicht zufällig heraus.

„Nennt uns ruhig so. Wir tun es ja selbst auch“, sagt er und fügt hinzu, dass er nichts dafür könne, dass es als Schimpfwort verwendet worden sei. Erst kürzlich habe er im Osten Deutschlands an einer Wand den Spruch „Sinti und Roma raus!“ gelesen. „Das ist doch genauso als Schimpfwort gemeint“, gibt er zu bedenken. Dennoch gelten Markus Reinhardt und andere, die das Wort Zigeuner anstelle von Sinti und Roma verwendet haben wollen, als Einzelkämpfer.

Gespräche dieser Art ergaben sich rasch beim „Zigeunerfestival“ auf dem Neptunplatz. Es war der vorläufige Schlusspunkt einer Tour, mit der Markus Reinhardt und seine Mitstreiter im Verein Maro Drom die Kultur ihres Volkes in die Stadt tragen wollen. Unter anderem hatten sie einen alten Zirkuswaggon als rollenden Ausstellungsraum dabei. „Wir wollen nicht mehr als Kriminelle wahrgenommen werden, sondern als respektabler und selbstbewusster Teil dieser Gesellschaft“, heißt es im Begleitflyer zum Festival. Als schwermütiger, mahnender Beitrag zu einer kulturellen Debatte wollte es dennoch nicht verstanden werden.

Das lag nicht zuletzt am sehr musiklastigen Programm während der fünf Tage auf dem Neptunplatz. Neben Markus Reinhardt und seinem Ensemble waren unter anderem die Kölner Musiker Bömmel Lückerath (Bläck Fööss) sowie Hartmut Priess und Kafi Biermann zu hören. Andere, mit viel Beifall von den zahlreichen Zuhörern bedachte Künstler waren die Avangard Brass Band sowie die Formation Hopstop Banda. Der Stadtteil Ehrenfeld war wegen der langen Tradition des früheren Lagerplatzes an der Venloer Straße in Bickendorf ausgewählt worden.

Nina Reinhardt und Zeitzeugen führten Interessierte durch den Stadtteil. „Dabei haben uns viele Menschen von ihren Erinnerungen berichtet – Zigeuner und Nichtzigeuner“, erzählt Markus Reinhardt. Genau dies ist eines der Anliegen seines Vereins, der die Tour fortsetzen möchte. Ohne eine permanente finanzielle Unterstützung sei die Arbeit jedoch kaum zu leisten.

www.zigeunerfestival.de

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