2015 in „Zurück in die Zukunft II“Das Jahr, in das Marty McFly reiste

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Im (fiktiven) Jahr 2015 können die Autos fliegen. Nicht, weil Regisseur Robert Zemeckis das wirklich geglaubt hat, sondern weil es meinte, dass es im Kino einfach besser aussieht.

Im (fiktiven) Jahr 2015 können die Autos fliegen. Nicht, weil Regisseur Robert Zemeckis das wirklich geglaubt hat, sondern weil es meinte, dass es im Kino einfach besser aussieht.

Manchmal geht es vorwärts zurück. Spaziert man nichtsahnend ein Möbiusband entlang, nur um an der gleichen Stelle wieder anzukommen. Hier war ich doch schon mal? Bin ich jetzt oben oder unten gelandet? Vorwärts in die Vergangenheit oder rückwärts in die Zukunft?

Willkommen in der Zeitschleife, willkommen im Jahr 2015. Dem Jahr, das Marty McFly längst kennt. In das er uns um 30 Jahre und mit 140 Stundenkilometern vorausgeeilt ist. In Doc Browns fliegendem DeLorean-DMC-12-Sportwagen, mit Hilfe des mysteriösen Flux-Kompensators.

Die „Mr. Fusion“-Maschine, mit deren Hilfe der DeLorean in der Zukunft angetrieben wird, ist eine Kaffeemühle von Krups.

Auf den Bildschirmen im „Café 80“ laufen „Familienbande“ und „Taxi“, die Serien mit denen Michael J. Fox, respektive Christopher Lloyd, bekannt wurden.

Carl Sagan, Astronom, Astrophysiker und Autor, lobte „Zurück in die Zukunft II“ als den glaubwürdigsten aller Zeitreisen-Filme.

In keinem „Zurück in die Zukunft“-Film stürzen Christopher Lloyd und Michael J. Fox wilder durch die Zeiten als im zweiten Teil der Trilogie. Die Reise startet am 26. Oktober 1985, von da aus geht es im schnellen Vorlauf direkt ins Jahr 2015. Beziehungsweise dem Jahr 2015, wie es sich Regisseur Robert Zemeckis im Jahr 1989 vorgestellt hat, als er mit den Dreharbeiten zur Fortsetzung seines größten Erfolges begann. Lange hatte er gezögert, seine Helden in die Zukunft reisen zu lassen.

Erstaunlich viele Treffer gelandet

Weil er nicht von der Wirklichkeit eingeholt werden wollte, nur um dann dumm dazustehen. Er hat es trotzdem gemacht, fliegende Autos inklusive. Nicht, weil er glaubte, dass 2015 Autos fliegen werden, sondern weil das im Kino toll aussieht. Tatsächlich wurde im realen 2014 ein Flug-Pkw namens „AeroMobil 3.0“ in Wien vorgestellt. Aber natürlich haben sich weder selbstverschließende Schuhe (aber Nike hat für 2015 ebensolche versprochen!), noch die Mode, zwei Krawatten nebeneinander zu tragen, durchgesetzt.

Und niemand stülpt die Innentaschen seiner Jeans nach außen. Trotzdem haben Zemeckis und sein Drehbuchautor Bob Gale erstaunlich viele Treffer gelandet. In Hill Valleys Filmpalast laufen endlose Fortsetzungen in 3D. Es gibt wandgroße Flachbildfernseher, die mehrere Programme gleichzeitig zeigen können, es gibt Computerspiele, die man nur durch Gesten steuern kann.

Die Presse nutzt Drohnen zur Berichterstattung (ein Glück, es gibt noch Zeitungen!), Passanten zücken iPhone-ähnliche Kameras und lassen sich routinemäßig chirurgisch nachbessern. Bevor man über die fünf Fax-Maschinen im McFly-Haushalt lacht, sollte man lieber die Google-Glass-artigen Datenbrillen bestaunen, die Martys Geschwister tragen. Auch auf das Zahlen per Fingerabdruck müssen wir wohl nicht mehr lange warten. Nur als vergangenen März Christopher Lloyd höchstselbst ein funktionierendes Hoverboard – das schwebende Skateboard, mit dem Marty seinen Verfolgern entkommt – vorstellte, stellte sich das ein paar Tage später als ausgeklügelter Spaß der Comedy-Website „Funny or Die“ heraus. Und brach etlichen großen Jungs das Herz. Die dürfen wieder hoffen: In Kalifornien stellten zwei Ingenieure vor kurzem ein neues, diesmal ernstgemeintes Modell vor.

Nichts jedoch hat „Zurück in die Zukunft II“ exakter erfasst, als die Retro-Seligkeit unserer Jahre. Das Café, das Marty 2015 betritt, hat ein Thema: die 80er. Irgendwie muss Zemeckis damals geahnt haben, wie wir uns an seine Gegenwart erinnern werden. Die einstige Milchbar ist zu ihrer eigenen Zeitmaschine geworden.

In deren Version der 1980er sich Ronald Reagan und der Ajatollah Khomeini einen Bildschirm teilen müssen, von dem aus sie Bestellungen aufnehmen. Da sitzt der kleine Zeitreisende vor seiner eigenen Geschichte, doch bevor sich alte Konflikte wiederholen könnten, seufzt er: „Ich will nur eine Pepsi.“ „Beat It“ kiekst Pepsi-Werbeträger Michael Jackson dazu, und zwei Gäste strampeln auf alten Fitness-Rädern im Leerlauf.

Wenn Marty McFly Doc Brown am Ende der dritten und letzten „Zurück in die Zukunft“-Folge fragt, ob er nun erneut in die Zukunft reise, antwortet der „Da war ich schon gewesen.“ Und lässt 2015 in seiner Vergangenheit zurück. Zum 30. Geburtstag des ersten Films wird ein „Zurück in die Zukunft“-Musical im Londoner West End Premiere feiern. Die Handlung kennen wir schon, aber diesmal dürfen wir mitsingen.

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