Änderung bei „The Simpsons“Warum Homer nie mehr Bart würgen wird

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THE SIMPSONS, from left: future Bart Simpson, Homer Simpson, Mr. Lisa s Opus , Season 29, ep. 2908, aired Dec. 3, 2017. TM and Copyright 20th Century Fox Film Corp. All rights reserved./courtesy Everett Collection ACHTUNG AUFNAHMEDATUM GESCHÄTZT PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: x20thCentFox/CourtesyxEverettxCollectionx TCDSIMP FE244

In einer „The Simpsons“-Folge aus dem Jahr 2017 stranguliert Homer den zukünftigen Bart

Die langlebige Zeichentrickserie „The Simpsons“ verabschiedet sich von einem ihrer ältesten Running Gags.

„Siehst du, Marge, den Jungen zu würgen hat sich gelohnt“, raunt Homer Simpsons seiner Frau zu, nachdem ihm ein neuer Nachbar zu seinem festen Händedruck gratuliert hat. Aber dann fügt er hinzu: „Nur ein Scherz, das mache ich nicht mehr. Die Zeiten haben sich geändert.“ So geschehen in der dritten Folge „McMansion & Wife“ der aktuellen Staffel von „The Simpsons“, es ist die 35.

Tatsächlich hat Homer seinen einzigen Sohn Bart zuletzt in der 31. Staffel gewürgt, unter Zuhilfenahme eines Gartenschlauchs. Der Strangulationsgag ist noch älter als die langlebigste aller Zeichentrickserien, Homer ging Bart schon an die Gurgel, als die Abenteuer der Familie noch als Kurzfilme in der „Tracey Ullman Show“ liefen. Und schon damals hat er so kräftig zugedrückt, dass Barts Zunge aus dem Mund hing und seine Augen hervor glubschten.   Seitdem hat sich dieser bedauernswerte Vorfall häuslicher Gewalt rund 140 Mal wiederholt, ohne dass dies zu irgendwelchen Lernprozessen geführt hätte.

2011 widmeten die „The Simpsons“ dem Würgen sogar eine eigene Episode („Love is a Many Strangled Thing“) in der Basketball-Legende Kareem Abdul-Jabbar Homer die Luftzufuhr abklemmt, um ihm zu zeigen, wie sich das anfühlt, „jung, klein und verängstigt zu sein“. Die Schocktherapie wirkt nur zu gut: Homer kann nicht mehr handgreiflich werden, was Bart brutalstmöglich ausnützt. Doch in der nächsten Staffel geht der animierte Kindesmissbrauch weiter, als wäre nichts geschehen.

Änderung bei „The Simpsons“: Homer darf Bart nicht mehr würgen

So lautet übrigens auch die Einschätzung der „Simpsons“: Bereits vor 23 Jahren, im selbstreferentiellen Finale der 11. Staffel „Behind the Laughter“, heißt es nach einer Würgeszene: „Und dieser abscheuliche Akt des Kindesmissbrauchs wurde zu einem unserer geliebten Running Gags!“

Diese Einsicht blieb lange folgenlos. Was viele Kommentatoren an die Kontroverse um den Simpsons-Charakter Apu Nahasapeemapetilon erinnert hat. Der indische Kwik-E-Mart-Betreiber galt schon lange als rassistischer Stereotyp, doch die „Simpsons“-Macher reagierten auf die Vorwürfe mit einem Schulterzucken.

„The Simpsons“: Running Gags haben sich problemlos der jeweiligen Zeit angepasst

Erst nachdem der Dokumentarfilm „The Problem with Apu“ das Problem ausführlich beleuchtete und Apu-Sprecher Hank Azaria in der Folge seinen Rücktritt von der Rolle erklärte, änderte sich das. Seit 2017 hat man Apu nicht mehr in den „Simpsons“ sprechen gehört, seit Mai 2022 ist die Figur gar nicht mehr in der Serie aufgetreten. Womit man es sich wiederum ein bisschen arg einfach macht.

Humor und gesellschaftliche Normen ändern sich mit der Zeit. Als die dysfunktionale Simpson-Familie 1987 zum ersten Mal unsere Bildschirme gelb färbte, lachte man noch über ganz andere Dinge. Etliche der Running Gags, die nun schon seit 36 Jahren laufen, haben sich problemlos ihrer jeweiligen Zeit angepasst: Das Zusammentreffen auf der Couch, Barts Strafarbeit an der Tafel, oder die Telefonstreiche, mit denen er Moe hereinlegt.

Aber Würgen bleibt Würgen. Es ist kein Scherz. Und es ist gut, dass Homer das nicht mehr macht. Es gibt lustigere Arten, ein schlechter Vater zu sein.

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