Konzert in der Kölner PhilharmonieAlinde Quartett begeistert zur Jubiläumsreihe „#Schubert200“

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Traten am Sonntag in der Kölner Philharmonie mit ihrem Stück in der Kölner Philharmonie auf: das Alinde Quartett.

Traten am Sonntag in der Kölner Philharmonie mit ihrem Stück in der Kölner Philharmonie auf: das Alinde Quartett.

Benannt hat sich das Alinde Quartett nach einem Lied von Franz Schubert. Zu seinem 200. Todestag hat sich das Ensemble etwas überlegt.

Klar, dass man – als Interpreten – schon mal unterschiedlicher Meinung zum emotionalen und expressiven Gehalt von Schuberts Musik sein kann. Erst recht gilt das für ein Stück wie das abgründige Streichquintett aus dem Todesjahr 1828. Der letzte Satz etwa, wo spielt er: im Wiener Wirtshaus oder in der Nervenklinik, Abteilung Depressionen? Vielleicht ja in beiden. In seiner humorigen Einführung wies der Bratschist des Alinde Quartetts beim philharmonischen Kammermusik-Konzert auf diese in Worten kaum beschreibbare Ambivalenz hin, die nach seinen Worten auch die Musiker der Formation freundschaftlich entzweit.

Nun können über das Technische hinausgehende Auffassungsunterschiede sogar vitalisierend und spannungsfördernd wirken, wenn sie sich auf dem Spielniveau des 2010 in Düsseldorf gegründeten Quartetts (und beim Quintett um die zweite Cellistin Clara Pouvreau erweiterten) artikulieren. Das ist definitiv der Fall ausweislich seines Kölner Auftritts, bei dem noch das frühe Schubert-Quartett D 87 und SJ Hankes „Fever Sketches“ von 1984 erklangen, eine hochexpressive und gestenreiche Auseinandersetzung mit Schuberts später Barkarole „Alinde“. Von ihr hat das eh Schubert-affine Quartett den Namen.

Alinde Quartett: Großartig gestaltete Übergänge

Ambivalenzen nicht glattzubügeln, sondern zu gestalten – das ist offensichtlich seine Deutungsmaxime. Sie zeigte sich etwa beim Quintett in der Durchführung des ersten Satzes, wo die „netten“ lyrischen Motive auf einmal gleichsam Zähne bekommen, aggressiv ausflippen. Schuberts Idyllen – sie gibt es, aber trauen kann man ihnen nicht. Großartig gestaltete Übergänge, stets neue Beleuchtungen des nämlichen Materials, schließlich der Mut, die Musik immer wieder an einen Nullpunkt zu führen, in einen Status des Nicht-mehr-weiter-Könnens – all das konnte erfreuen und begeistern.

Dabei ließ die satte Sonorität von Bratsche und Cello (Celli), darüber die fein-durchdringende, reich artikulierende Geige der Primaria Eugenia Ottaviano erkennen, dass man der Maxime des schönen Klangs in jeder Hinsicht zu folgen trachtete. (MaS)

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