Die zweite Staffel von „And Just Like That“, der Nachfolge-Serie zu „Sex and the City“ läuft jetzt bei Sky an. Die ersten zwei Folgen feierten jetzt Premiere im Kölner Filmpalast.
Premiere in Köln„And Just Like That“ – Endlich gibt es wieder Sex

Carrie (Sarah Jessica Parker) in einer Szene der zweiten Staffel von „And Just Like That“
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Gut, der Sex steht nicht mehr im Titel der Serie, aber natürlich denkt man ihn mit, wenn es um eine Nachfolge-Serie von „Sex and the City“ geht. Aber eben dieser Sex kam in der ersten Staffel von „And Just Like That“ nur sehr sporadisch vor.
Nun kann man zu Recht feststellen, dass Sex allein ja - außer vielleicht in Pornos - noch keine Handlung trägt, aber es war eine der großen Errungenschaften der HBO-Serie über vier New Yorker Freundinnen, die vor genau 25 Jahren startete, dass hier eben nicht nur hinter vorgehaltener Hand über das getuschelt wurde, was im Bett oder wo auch immer zwischen zwei Menschen passiert, sondern offen, laut und selbstbewusst bei Lunch- und Dinner-Verabredungen besprochen wurde.
Mr. Big wurde zu Grabe getragen
Jetzt ist der Sex zurück. Zumindest sieht man gleich zu Beginn der zweiten Staffel von „And Just Like That“ in einer Collage allen Hauptcharakteren dabei zu, fast als wollten die Macher um Michael Patrick King gleich mal zu Beginn klarmachen, dass man sich wieder auf alte Kernkompetenzen besinnt.
Bei der ersten Staffel wollte King – nach der Serie, zwei völlig missglückten Filmen und einer langen Pause – so offensichtlich alles richtig machen, dass er eigentlich alles falsch machte.
Carries (Sarah Jessica Parker) große Liebe Mr. Big musste sterben, weil „Sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“ in diesem Serien-Kosmos nicht vorkommen darf. Da gegen Darsteller Chris Noth kurz nach der Premiere der Show Missbrauchsvorwürfe laut wurden, werden die Verantwortlichen Mr. Big vermutlich mit einem besonders breiten Grinsen zu Grabe getragen haben.
Aber so verloren wie Carrie nach dem Tod des Mannes war, der sie zwar nie so behandelte, wie sie das wollte, dem sie aber trotzdem – oder gerade deswegen - nicht abschwören konnte, so verloren war auch die Serie. Das hatte viele Gründe. Durch den Umzug von Samantha nach London, deren Darstellerin Kim Catrell sich mit Parker überworfen hatte, war die Statik der Vierkonstellation ins Wanken geraten.
Es musste Ersatz her. Doch den versuchte man so krampfhaft divers aufzustellen, dass man schnell das Gefühl bekam, eine Rolle wie Dokumentarfilmerin Lisa Todd Wexley (Nicole Ari Parker) wurde nicht deshalb in die Serie geschrieben, weil sie etwas Spannendes zu erzählen hat, sondern weil sie schwarz ist. Natürlich war es richtig, den Dreiklang „Sehr weiß, sehr reich, sehr hetero“ zu durchbrechen, aber wenn der Mensch hinter der Leerstelle, die er ausfüllen soll, nicht in seiner Vielschichtigkeit zu sehen ist, bleibt eben doch wieder nur eine Leerstelle.
Die zweite Staffel von „And Just Like That“ geht das alles deutlich entspannter an. Lisa Todd Wexley, die non-binäre Comedian Che Diaz (Sara Ramirez), Immobilienmaklerin Seema Patel (Sarita Choudhury) und die schwarze Juraprofessorin Nya Wallace (Karen Pittman) sind etabliert und erhalten mehr Raum, ihre Geschichten zu erzählen.
Die Probleme reicher New Yorker
Sie alle dürfen wieder wie in den alten „Sex and the City“-Folgen hemmungslos in den Nicht-Problemen reicher New Yorker baden, als gäbe es die Krisen dieser Welt gar nicht. Warum auch nicht? Es macht eben einfach Spaß, Charlotte (Kristin Davis) dabei zuzuschauen, wie sie verzweifelt versucht, das Chanel-Kleid zurückzubekommen, das Töchterchen Lilly hinter ihrem Rücken verschleudert hat, um sich ein Keyboard zu kaufen.
Wer braucht schon Realismus, wenn er Eskapismus haben kann? Und für eine echte Park-Avenue-Mom ist das in der Tat ein großes Problem. Vor allem, wenn das Töchterchen dann ihren Eltern im Millionen-Appartement ein selbst komponiertes Lied darüber vorträgt, wie hart ihr Leben als Kind reicher Eltern doch ist. Die nächste Generation steht eben schon in den Startlöchern.
Und Carrie? Die darf nach einer Staffel Trauerzeit endlich auch mal wieder der Lust am hedonistischen Großstadtleben nachgeben. Einmal die Woche schläft sie mit ihrem attraktiven Kollegen und ihr größtes Problem ist die Frage, ob sie in ihrem Podcast wirklich Werbung für duftende Vaginal-Zäpfchen machen will.
Miranda (Cynthia Nixon) ist Che nach Los Angeles gefolgt und versucht dort einen Platz und eine Aufgabe zu finden. Von der selbstbewussten Anwältin, die ihren Freundinnen allzu oft feministischer Kompass war, ist nicht mehr viel übrig. Das ist schade. Aber davon abgesehen vertraut „And Just Like That“ wieder mehr auf das, was früher war.
Die Macher wissen, was – und vor allem wen – die Fans sehen wollen. Und so wird es gar eine Szene mit Samantha in dieser Staffel geben. Und auch Aidan (John Corbett), Carries andere große Liebe, ist zurück. Der behandelte sie zwar immer gut, war verbindlich und wollte sie heiraten, aber ihn wollte Carrie eben nicht. Und jetzt? Warten wir es ab. Ein Happy End kann es für die beiden ja ohnehin nicht geben. Was sollte sonst in Staffel 3 erzählt werden?
Die zweite Staffel von „And Just Like That ...“ gibt es bei Sky.