Video zeigt AttackeThüringer Bürgermeister greift Journalisten bei Marktfest an

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Ein Fotoreporter auf dem Weg zur Arbeit (Symbolbild)

Bad Lobenstein – Bei einem Marktfest in Bad Lobenstein soll der parteilose Bürgermeister Thomas Weigelt auf einen Reporter losgegangen sein. Ein Video dessen Kollegen belastet Weigelt, Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat sich auf Twitter entsetzt über den Vorfall gezeigt.

Die mutmaßliche Attacke auf einen Reporter der „Ostthüringer Zeitung“ (OTZ) soll am 20. August stattgefunden haben, in einem Bericht des Blattes schildert dieser den Vorfall. Demnach sei der Bürgermeister der Kleinstadt Bad Lobenstein, Thomas Weigelt (parteilos), am Samstag während eines Marktfestes unvermittelt auf den Journalisten losgestürmt und habe diesen körperlich angegriffen.

Reporter gibt an, durch Attacke verletzt worden zu sein

Dabei soll der Reporter verletzt worden sein, zudem berichtet die Zeitung am Sonntag, dass es zu Schäden an der Ausrüstung des Mannes gekommen sein.

Neben dem Bericht der OTZ belasten auch auf Twitter veröffentlichte Videoaufnahmen eines Kollegen des betroffenen Reporters den Bürgermeister. Darauf ist zu sehen, wie Weigelt schnellen Schrittes und mit ausgestreckter Hand auf die Kamera zugeht und diese zu fassen bekommt – anschließend werden die Bilder unscharf, offensichtlich wurde die Kamera auf den Boden befördert.

Bodo Ramelow reagiert nach Angriff auf Journalisten auf Twitter

Die Polizei nahm eine Strafanzeige des Journalisten der Reporter der „Ostthüringer Zeitung“ auf. Es bestehe der Verdacht der Körperverletzung und der Sachbeschädigung. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) zeigte sich nur wenige Stunden nach dem Vorfall auf Twitter empört. „So etwas geht einfach gar nicht! „Ein Bürgermeister greift einen Journalisten persönlich und körperlich an“, schrieb der 66-jährige Linken-Politiker am Samstag auf dem Kurznachrichtendienst.

Dem Journalisten wünsche er alles Gute und drücke ihm seine Solidarität aus. „Jetzt muß (sic) amtlich gehandelt werden und diese inakzeptabel Handlung geahndet werden“, forderte der Regierungschef.

Ostthüringer Zeitung erhebt weitere Vorwürfe gegen Thomas Weigelt

Warum der Bürgermeister scheinbar unvermittelt auf den Journalisten losstürmte, ist auf den Videoaufnahmen nicht ersichtlich. Berichten zufolge soll Weigelt dem OTZ-Journalisten im Vorfeld den Zutritt zu einem Empfang verwehrt haben. Ein weiteres Video auf Twitter soll das belegen. Bodo Ramelow äußerte sich auch zu diesem Vorwurf: „Steuergeld wird für den Empfang ausgegeben und Amtsräume benutzt und ein Journalist wird am arbeiten gehindert. Was verbirgt sich hinter verschlossenen Türen?“, so Thüringens Ministerpräsident.

Laut der „Ostthüringer Zeitung“ werde das Blatt immer wieder in seiner Arbeit behindert. „Die Redaktion der OTZ lässt sich allerdings auch künftig nicht mit Gewalt einschüchtern. Wir werden stets berichten, was wir entdecken“, heißt es in einem nach dem Vorfall veröffentlichten Statement von Chefredakteur Jörg Riebartsch.

Nach Attacke auf Journalisten: Politiker fordern Rücktritt von Thomas Weigelt

Kritik an dem Vorgehen des parteilosen Politikers gab es in der Folge von vielen Seiten. Julia Becker, die Aufsichtsratsvorsitzende der Funke Mediengruppe, zu der die Zeitung gehört, bezeichnete das Vorgehen Weigelt als „Angriff auf unseren Reporter“, aber auch als „Angriff auf die Pressefreiheit“. Sie forderte den Rücktritt des Bürgermeisters.

Ähnlich äußerten sich auch Politiker verschiedener Parteien. „Ich bin schockiert und fassungslos über diese Nachricht aus Bad Lobenstein“, schrieb der Landrat des Saale-Orla-Kreises, Thomas Fügmann (CDU), auf Facebook. „Ich fordere von Thomas Weigelt den sofortigen Rücktritt von seinem Amt als Bürgermeister von Bad Lobenstein.“

Auch Astrid Rothe-Beinlich, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, äußerte sich auf Twitter zu dem Vorgang. „Angesichts des unmöglichen Verhaltens ist die Forderung nach einem Rücktritt und einer Entschuldigung von #Weigelt die einzig richtige.“

Auch viele Nutzer zeigten in den sozialen kein Verständnis für das Vorgehen des Bürgermeisters, gegen den nun ermittelt wird. Er selbst hat sich zu dem Vorfall am Samstag bislang nicht geäußert.

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