Bildband zu gewinnenWarum Köln einen Pavillon auf der Weltausstellung 1937 hatte

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Die Terrasse des Kölner Pavillons direkt an der Seine

Die Terrasse des Kölner Pavillons direkt an der Seine

  • Während Nazi-Deutschland den Zweiten Weltkrieg vorbereitete, fand in Paris im Jahr 1937 die Weltausstellung statt, die die Völker verbinden sollte.
  • Das Deutsche Haus nach einem Entwurf von Albert Speer demonstrierte die Allmachtspläne Hitlers.
  • Köln war die einzige Stadt weltweit, die mit einem eigenen Pavillon vertreten war. Die Ausstellung „Köln an der Seine” im Kölnischen Stadtmuseum beleuchtet dieses ungewöhnliche Kapitel der Stadtgeschichte.
  • Zur Ausstellung ist im Greven Verlag ein umfangreicher Begleitband mit Fotos von Hugo und Karl Hugo Schmölz erschienen. Wir verlosen drei Exemplare.

Köln – Bedrohlich ragt der fensterlose Turm in die Höhe, auf dem Dach thront ein riesiger Reichsadler mit Hakenkreuz in den Fängen. Das Deutsche Haus, von Albert Speer für die Weltausstellung 1937 in Paris entworfen, hatte nur ein Ziel: Die Machtansprüche Nazi-Deutschlands zu demonstrieren.

Im Schatten dieser, wie Speer es nannte, „in schwere Pfeiler gegliederten kubischen Masse“ jedoch stand ein sehr viel kleinerer, freundlicherer Bau. Mit der Terrasse an der Seine wirkte er fast wie ein Ausflugslokal. Es ist der Kölner Pavillon. „Das eine ist martialischer Faschismus, das andere gemütlicher Faschismus. Aber beides ist Faschismus“, sagt Mario Kramp, Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, der die außergewöhnliche Geschichte für die Ausstellung „Köln an der Seine“ recherchiert und für ein sehr lesenswertes Buch, das nun im Greven Verlag erschienen ist, aufgeschrieben hat.

Rheinisch-lebensfroh und offen

Während Hitler längst den Krieg vorbereitete, präsentierten sich die Kölner mit Auftritten etwa der Roten Funken freundlich, rheinisch-lebensfroh und offen. Und standen doch immer im Dienst der NS-Ideologie. Die Stadt sei eine treue Dienerin des ewigen Deutschland, hieß es in einer Zeitung.

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Der Kölner Pavillion stand im Schatten des Deutschen Hauses direkt an der Seine.

Wer den Anstoß gab, Köln als einziger Stadt weltweit einen eigenen Pavillon auf der Weltausstellung zu gewähren, lässt sich nicht mehr eindeutig klären. Die Deutschen behaupteten, die Initiative sei von den Franzosen ausgegangen.

Fest steht, dass der Kölner Oberbürgermeister Karl Georg Schmidt das Projekt vorantrieb und Köln als größte Stadt in Westdeutschland eine wichtige Rolle in den deutsch-französischen Beziehungen spielte. Am 3. Juli 1937 wurde der Bau nach dem Entwurf des Architekten Josef Op Gen Oorth eingeweiht.

Die Decke des Pavillons war mit doppelköpfigen Kölner Adlern bemalt. In Vitrinen wurde Kunst aus der langen Geschichte der Stadt ausgestellt, so etwa eine der ältesten gemalten Stadtansichten, das Martyrium der heiligen Ursula vor der Stadt Köln, entstanden um 1411. Dazu kamen Goldschmiedearbeiten, römische Gläser, eine Theatermaske und andere wertvolle Gegenstände. In der Ausstellung im Stadtmuseum ist das Innere des Pavillons nachgestaltet, zahlreiche der damals ausgestellten Kunstobjekte sind dort nun zu sehen. Werke von ins Exil geflohenen Künstlern wie dem in Paris lebenden Anton Räderscheidt durften im Kölner Pavillon hingegen nicht gezeigt werden – und auf Drängen der Nazis auch sonst nirgendwo auf der Weltausstellung.

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Dieses Bild zeigt das Deutsche Haus und den sowjetischen Pavillon, die in exponierter Lage standen.

Die bemerkenswerte Ausstellung beeindruckt vor allem auch deshalb, weil sie zahlreiche bislang unveröffentlichte Fotografien der Kölner Fotografen Hugo Schmölz und Karl Hugo Schmölz zeigen kann. Vater und Sohn reisten im Auftrag des Hauses der Rheinischen Heimat sowie verschiedener Architekten und Firmen mehrfach nach Paris. Ihre Bilder legen Zeugnis ab von dieser Zeit im Schatten eines sich abzeichnenden Krieges.

Die Weltausstellung hinterließ ihre Spuren auch in Köln selbst. Der Großteil der sogenannten Werksteine des Deutschen Hauses wurde nach dem Abbruch nämlich an die Stadt Köln verkauft. Sie sollten vermutlich für das geplante, aber nicht realisierte Kunsthaus der Hansestadt Köln verwendet werden. Irgendwann verliert sich ihre Spur, sie sind vermutlich an vielen Stellen verbaut.

Der Kölner Auftritt in Paris ist im öffentlichen Gedächtnis mittlerweile weitgehend vergessen. „Köln ist einmal auf der Bühne der Weltgeschichte gewesen. Und es wurde eine Tragödie gespielt, auch wenn man das damals noch nicht wusste“, so Mario Kramp. Umso verdienstvoller ist, dass dieses Kapitel der Stadtgeschichte nun im Stadtmuseum beleuchtet wird.

Verlosung des Buches

Die Ausstellung „Köln an der Seine” ist bis zum 15. Dezember im Kölnischen Stadtmuseum zu sehen. Der begleitende umfangreiche Band von Mario Kramp „Der Kölner Pavillon auf der Pariser Weltausstellung 1937" (272 Seiten, 30 Euro) ist im Greven Verlag erschienen. In Kooperation mit dem Verlag verlosen wir drei Exemplare an unsere Leser. Hier können Sie an der Verlosung teilnehmen:

Die Verlosung läuft bis Donnerstag, 29. August um 24 Uhr.  Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Veranstalter des Gewinnspiels ist die M. DuMont Schauberg Expedition der Kölnischen Zeitung GmbH & Co. KG. Bei einer Teilnahme gelten unsere AGB als akzeptiert. Die Gewinner werden per E-Mail informiert.

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