Kommentar zur c/o popDas Musikfestival hat die Stadt aus dem Pandemieschlaf geweckt

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co pop ehrenfeld

Das Musikfestival c/o pop fand vom 20. bis 24. April in Köln statt.

  • Die c/o pop hat an fünf Tagen daran erinnert, welche Magie in Konzerten liegt.
  • So lebendig hat man Ehrenfeld lange nicht erlebt.
  • Ein Kommentar.

Köln – Man gewöhnt sich bekanntlich an alles. Und so ist in den vergangenen zwei Jahren fast in Vergessenheit geraten, wozu so ein Musikkonzert eigentlich gut sein soll. Im grauen Trott zwischen Home-Office, Supermarkt und Netflixmarathon verblasste die Erinnerung daran, welche Magie darin liegt, sich inmitten einer verschwitzten Menschenmasse dröhnenden Bässen hinzugeben. Gut, dass die c/o pop daran erinnert hat. Wer in den letzten fünf Tagen auf dem Festival in Ehrenfeld unterwegs war, durfte mitansehen, wie das Kulturleben in Köln aus dem Pandemieschlaf geweckt wurde.

Nach zwei digitalen Ausgaben war die diesjährige c/o pop eines der ersten Musikfestivals in Deutschland, das praktisch ohne Corona-Beschränkungen auskam. 170 Bands gab es zwischen Ehrenfeldgürtel und Leyerndeckerstraße zu entdecken, dazu kamen Workshops, Flohmärkte, Diskussionspanels, Stand-Up-Shows und vieles mehr. Das alles ohne Tests, Maskenpflicht oder Mindestabstand.

Auf dem Festival sorgte das für eine euphorische Stimmung. Zwischen Bassläufen und Gitarrensolos konnte man ein kollektives Aufatmen vernehmen, sowohl bei den Künstlerinnen und Künstlern als auch beim Publikum.

Höhepunkt am Wochenende

Am Wochenende erreichte das Festival dann seinen Höhepunkt. Die Venloer Straße wurde abgesperrt. Aus Bars und Restaurants dröhnte Musik, die Schlangen vor den Clubs und Konzerthallen stauten sich und auch in kleinen Boutiquen und Geschäften stolperte man in Konzerte von Newcomern, abseitigen Avantgarde-Bands und vielversprechenden Talenten. So lebendig hat man Ehrenfeld lange nicht erlebt.

Und doch blieb auch die c/o pop vom leidigen Thema Corona nicht ganz verschont. Immer wieder musste das Festivalteam morgens den Ausfall mehrerer Bands bekannt geben, die wegen einer Corona-Erkrankung doch nicht auftreten konnten.

Auch größere Bandnamen suchte man abgesehen von Bilderbuch bei der c/o pop vergeblich. Das Risiko, bekanntere und damit auch teurere Bands zu buchen, sei aufgrund der unsicheren Pandemielage im Vorfeld des Festivals zu groß gewesen, sagte Festivalchef Norbert Oberhaus im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

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Musikalisch überzeugte die c/o pop trotzdem. Das lag auch an der bewussten Entscheidung der Festivalleitung, die Diversität im Line-Up zu stärken. Zum ersten Mal standen bei der c/o pop mehr Frauen als Männer auf der Bühne. Mit der c/o queer bot das Festival darüber hinaus einen ganzen Tag lang Programm von und für queere Menschen an.

Das war nicht nur ein gutgemeintes politisches Signal. Die diversen Identitäten und kulturellen Hintergründe von Acts wie Priya Ragu, C’est Karma, Albi X oder Smoothboi Ezra schlagen sich auch in ihrer Musik nieder und setzen kreative Impulse. Ihre Auftritte gehören zu den Highlights der diesjährigen c/o pop.

Man kann nur hoffen, dass sich die pandemische Lage weiter entspannt und die Leitung des c/o pop im nächsten Jahr wieder mehr Sicherheit bei der Festivalplanung haben wird. Damit neben den vielen spannenden Newcomern bald auch wieder der ein oder andere größere Name den Weg nach Ehrenfeld findet.

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