Nachruf auf David WarnerVon Leonardo ausgetrickst und von Satan geköpft

Lesezeit 2 Minuten
Neuer Inhalt (7)

David Warner im Jahr 1967  

London – Der britische Schauspieler David Warner war der beste Hamlet seiner Generation, bereits mit 24 Jahren gab der Star der Royal Shakespeare Company den Dänenprinzen unter der Regie von Peter Hall: Das war 1965 und Warners Hamlet war ein aufsässiger Student, der Welt, in die er hineingeboren worden war, begegnete er mit abgrundtiefer Verachtung.

Betrachtet man heute Szenenbilder der Produktion erinnert er mit seinem langen roten Schal unweigerlich an einen seinen Lehrjahren entwachsenen Harry Potter und für eine Spielzeit war David Warner die perfekte Verkörperung jugendlichen Nichteinverstandenseins.

Noch im selben Jahr spielte Warner seine erste Kinohauptrolle in Karel Reisz’ Komödie „Protest“, als verkrachter Künstler, der beschließt, der Spießerwelt im Gorillakostüm zu begegnen.

Vielversprechende Anfänge

So viel Aufsässigkeit hat ihren Preis: Den viel versprechenden Anfang seiner Karriere konnte Warner nie ganz einlösen, er wurde zum gefragten Charakterdarsteller. Sein gewaltsamer Tod im Horrorfilm „Das Omen“ (1976) schockte und erfreute Generationen von Kinogängern und Videotheken-Besuchern – ein vom wiedergeborenen Satan selbst manipulierter Lastwagen rast rückwärts auf Warners hippiesken Fotografen zu, ein Schaufensterglas löst sich von der Ladefläche und köpft den Unglücklichen aufs Eindrücklichste. „Hamlet“ war das freilich nicht.

Das kann man auch nicht von „Flucht in die Zukunft“ (1979) behaupten, in dem Warner Jack the Ripper spielt, der sich vom „Die Zeitmaschine“-Autor H.G. Wells verfolgt, ins San Francisco von 1979 rettet. Oder vom ahnungsvollen Computer-Abenteuer  „Tron“: Hier gibt Warner den eiskalten Business-Gegenspieler zu Jeff Bridges’ fröhlichem Hacker. Beide Filme sind übrigens ein großer Spaß, und das nicht zuletzt dank der Gravität des ehemaligen Shakespeare-Mimen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der Vielbeschäftigte hält zudem den Rekord in gleich drei Filmen mitgespielt zu haben, die den Untergang der Titanic zum Thema haben, zuletzt in James Camerons Version als Billy Zanes Handlanger Spicer Lovejoy, der  Leonardo DiCaprio  noch mit Handschellen fixiert, während schon das Wasser durch die Tür läuft.

Am Sonntag ist David Warner wenige Tage vor seinem 81. Geburtstag in der Nähe von London einer Krebserkrankung erlegen.

KStA abonnieren