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Die Hauptdarsteller von „Moulin Rouge” vor der Premiere„Das ist Hochleistungssport”

Lesezeit 5 Minuten
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Sophie Berner und Riccardo Greco spielen die Hauptrollen in „Moulin Rouge".

Frau Berner, Herr Greco, in die Produktion von „Moulin Rouge“ wurde sehr viel Geld gesteckt. Es soll lange in Köln laufen. Wie gehen Sie mit diesem Erfolgsdruck um?

Riccardo Greco: Ich sehe, wie viel Erwartung auf dem Stück und auf uns liegt, aber ich versuche, das so weit es geht von mir wegzudrängen. Ich kann nur meinen Job machen und zwar hoffentlich gut und die Leute abholen im Saal, aber den Druck dieses großen Projekts halte ich von mir fern.

Sophie Berner: Ich versuche auch, das auszublenden und mich darauf zu konzentrieren, was meine Aufgabe ist: Diese Rolle zu verkörpern und da mein Bestes zu geben. Es liegt natürlich auch in unserer Hand, ob es ein Erfolg wird, aber da vertraue ich auf das gesamte Team.

Eine solche Musicalproduktion ist wie ein Uhrwerk, wo vieles ineinandergreifen muss. Worauf müssen Sie alles achten?

Berner: Ja, alles hängt mit allem zusammen. Wir haben ein großes Licht-Departement, das Orchester sitzt unten. Sie sind verbunden über Telefon und Bildschirm. So sehen sie uns, denn sie sind ja nicht bei uns auf der Bühne. Wir haben wahnsinnige Technik, Dinge, die von oben heruntergefahren werden, ein Soundsystem, das bestimmte Klänge auf bestimmte Bewegungen einspielt. Alle schauen auf uns, und irgendwo muss es eine Verabredung geben, damit die Leute perfekt mit uns arbeiten können. Deshalb müssen wir in bestimmten Situationen wahnsinnig genau sein.

Premiere in Köln

Sophie Berner und Riccardo Greco spielen das Liebespaar Satine und Christian in „Moulin Rouge”, der Musical-Adaption des gleichnamigen Films von Baz Luhrmann aus dem Jahr 2001.

„Moulin Rouge!“ sartet am 6. November im Kölner Musical Dome mit einer großen Gala-Premiere. Tickets werden ausschließlich über die offizielle Webseite verkauft und sind ab 49,90 Euro erhältlich.

Es ist alles genau durchgetaktet, auch hinter der Bühne, wenn Sie die Kostüme wechseln, ist der Stress groß. Aber man darf ihn ja nicht zeigen. Wie geht das?

Berner: Ich habe dreizehn Schnellumzüge - es ist beinahe so, dass ich meine größte Show backstage spiele. Die Kunst liegt darin, wenn es darauf ankommt, im Moment zu sein. Auf der Bühne oder beim Umziehen. Es bedarf also großer Konzentration und Vertrauen darauf, dass alles funktioniert. Ich darf ja auch die, die mich umziehen, nicht verrückt machen. Und wenn wir es nicht schaffen, dann schaffen wir es nicht. Dann gehe ich trotzdem ruhig raus, und es geht weiter. Es weiß ja niemand im Publikum, wie es eigentlich hätte sein sollen.

Was ist die größte Herausforderung? Gesang, Schauspiel Tanz? Oder die Kombination aus allem?

Greco: Es ist genau das, die Kombination aus allem. Es ist Hochleistungssport. Was wir da machen, ist unglaublich. Wir starten und die Show rennt durch wie ein D-Zug. Wir fangen an und plötzlich verbeugen wir uns. Diese ganze Geschichte - Christian kommt an in Paris, mit offenem Herzen, dann passiert so viel – läuft ab und ich stehe am Ende da, habe Tränen in den Augen und frage mich, wie ich jetzt hierhin gekommen bin.

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Die deutsche Fassung ist die erste, in der einige Lieder oder Passagen ins Deutsche übersetzt wurden. Wie groß ist die Herausforderung, solch bekannte Popsongs plötzlich mit neuen Texten zu singen?

Berner: Für mich ist das Schöne daran, dass einige Lieder ins Deutsche übersetzt sind, dass sie die Geschichte so besser weitertransportieren. In dem Moment, wenn die Lieder in bestimmten Szenen auf Englisch bleiben, schaltet man schneller ab, genießt das Lied und folgt aber der Story vielleicht etwas weniger. Wir haben hier eine tolle Mischung gefunden, ungefähr 50 Prozent Englisch und 50 Prozent Deutsch. Es wird auch teilweise in Songs und in Medleys gemischt. Man muss sich natürlich daran gewöhnen, das dauert so zwei, drei Minuten - und auf einmal vergesse ich das. Dann kommen die Emotionen dazu.

Greco: Das ging mir genauso. Als ich es zum ersten Mal auf dem Blatt gelesen habe, dachte ich: Moment, „Your Song“ kennt man doch auf Englisch so gut. Und dann haben wir die Szene gemacht, und ich wusste: So muss es sein. Es geht ineinander rüber. Wir reden gerade noch miteinander, und dann geht es los. Es soll nicht darum gehen, dass die Leute mitsingen, sondern dass sie sich vergegenwärtigen, wovon das Lied eigentlich handelt. Und im besten Fall wird das Publikum gar nicht darüber nachdenken.

Es gibt sehr viele Musicals. Was macht dieses besonders?

Greco: Wenn ich meiner Familie, die mit Musicals nichts zu tun hat, erkläre, worum es geht, sage ich ihnen: Ich werdet die Musik lieben. Da ist etwas für meine 16 Jahre alte Nichte dabei, aber auch für meine Tante. Man kennt alles. Jeder wird irgendwann da sitzen und denken: Dieses Lied liebe ich. Es geht gar nicht anders.

Berner: Für mich ist es auch die Musik, die Unterschiedlichkeit, die Vielfalt an Stilen. Es ist aber auch etwas fürs Auge. Es ist einfach bombastisch – das Bühnenbild, die Kostüme, der gesamte Look. Das ist ein großes Erlebnis. Und dann natürlich diese große Liebesgeschichte, die so berührt. Ich mag auch die Tanznummern sehr. So etwas habe ich noch nie gesehen. Und daraus wieder in fein herausgearbeitete Dialogszenen zu gehen, ist besonders für ein Musical. Es kommt von einem ganz großen Spektakel und macht sich danach wieder klein.

Sie haben beide vorher noch nicht in Köln gelebt. Welchen Eindruck haben Sie von der Stadt gewonnen, seit Sie hier sind?

Berner: Mir taugen die Menschen sehr.

Greco: Geht mir genauso. Sie sind einfach sympathisch. Köln ist wie Wien, nur ein bisschen kleiner. Aber vom Flair fühlt es sich so an. Die Offenheit und das Gelassene finde ich gut.