Die Schwimmerin Sara Mardini flüchtete selbst aus Syrien und rettete dabei viele Menschenleben. Später engagierte sie sich für Geflüchtete und wurde dafür angeklagt.
Doku über Sara MardiniWenn Lebensrettung zum Verbrechen wird

Sara Mardini trainierte einst, um bei den Olympischen Spielen zu starten. Der Dokumentarfilm „Gegen den Strom“ erzählt ihre Geschichte.
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Laut der Internationalen Organisation für Migration der Vereinten Nationen sind seit 2014 mehr als 26.000 Flüchtende auf ihrem Weg über das Mittelmeer verstorben oder verschollen. Es ist eine unvorstellbare Zahl und eine Schande für die EU.
Eine, die den Weg über das Meer überlebt hat, ist Sara Mardini. Die junge Schwimmerin wuchs in Damaskus auf und trainierte hart, um eines Tages an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Der Krieg macht ihre Pläne zunichte. Mit ihrer Schwester stieg auch sie 2015 in eines der gefährlichen Schlauchboote. Als der Außenbootmotor versagte, zogen sie und ihre Schwester es über mehrere Stunden an das Ufer der griechischen Insel Lesbos.
Es ist eine filmreife Geschichte, und genau deshalb hat Netflix über die beiden Schwestern auch einen Film gemacht. Wer aber wissen will, wie es Sara Mardini nach ihrer Flucht wirklich ergangen ist, sollte den Dokumentarfilm „Gegen den Strom“ sehen, den das Erste am 26. Juli zeigt.
Das bewegende Porträt einer außergewöhnlichen Frau
Die Filmemacherin Charly Wai Feldman hat sie dafür über vier Jahre begleitet. Und Mardinis Geschichte hält Europa den Spiegel vor. Denn die junge Frau ging als Freiwillige nach Griechenland, um anderen Geflüchteten zu helfen. Doch statt Anerkennung zu erhalten, wurde sie verhaftet. Sie saß mehr als 100 Tage im Gefängnis und erhielt anschließend ein Einreiseverbot. Im Januar 2023 wurde ein Teil der Anklage aufgehoben, dennoch besteht immer noch die Gefahr einer Verurteilung.
Feldman begleitete sie bei privaten Gesprächen mit ihrer Schwester und Freunden, aber auch bei öffentlichen Auftritten. Und sie filmt sie auch oft, wenn sie allein versuchte, ihre Gedanken zu sortieren. Entstanden ist ein bewegendes Porträt einer außergewöhnlichen, sehr charismatischen Frau, die aufgrund ihrer eigenen Geschichte nicht einfach wie so viele wegsehen kann.
„Was ist mit dieser Welt los? Woher nehmt ihr das Recht, mir zu sagen, dass ich Menschen ertrinken lassen muss?“, ruft sie bei einem öffentlichen Auftritt. Und betont, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte: Dass es niemals ein Verbrechen sein wird, Menschen vor dem Ertrinken zu retten.
Der jahrelange Kampf und das Damoklesschwert des Prozesses, das über ihr hängt, haben ihr stark zugesetzt, dennoch will sie weitermachen. Und man sollte sie ernst nehmen, wenn sie am Schluss des Films sagt: „Wenn ihr jetzt nicht handelt, wird es Tausende von Saras geben.“
Das Erste zeigt „Gegen den Strom - Sara Mardinis Einsatz für die Menschlichkeit“ am Mittwoch, 26. Juli, um 22.5o Uhr. Außerdem steht der Film in der ARD Mediathek zum Abruf bereit.