Er war Mark Twain, Lincoln und Deep ThroatDer Schauspieler Hal Holbrook ist gestorben

Hal Holbrook
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Köln – Als Hal Holbrook zum ersten und einzigen Mal für den Oscar nominiert wurde, war er bereits über 80 Jahre alt. Im Aussteigerdrama „Into the Wild“ spielte er einen milden älteren Herrn, auf dessen freundliche Ratschläge der jugendliche Held besser mal gehört hätte – stattdessen setzte dieser seinen Weg ins Verderben unbeirrbar fort.
Auch wenn Holbrook den Oscar dann nicht bekam, war es die Rolle seines Lebens: der krönende, wenngleich vorläufige Abschluss einer Schauspielerkarriere, die in jungen Jahren in der Maske eines weisen alten Mannes begonnen hatte. Als 29-Jähriger stand Holbrook erstmals als der 70-jährige Mark Twain auf der Bühne, erzählte dessen satirische Schnurren mit warmem Humor und blieb dem Autor bis ins eigene hohe Alter hinein treu.
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Nebenbei spielte er für Film und Fernsehen, lieh Abraham Lincoln seine Stimme und später auch Deep Throat, jenem geheimnisvollen Tippgeber, der in „Die Unbestechlichen“ einen anderen US-Präsidenten, Richard Nixon, zu Fall bringt. Dass von Holbrooks Gesicht nur Schemen zu erkennen waren, passte zu einer Laufbahn im Schatten großer Männer.
Aber Holbrook konnte auch ganz anders und sogar Clint Eastwood wie die letzte Bastion der Rechtschaffenheit aussehen lassen. Als Anführer einer Rotte adretter Polizisten, die wie ideale Schwiegersöhne auftreten, während sie Lynchmorde begehen, war er im zweiten „Dirty Harry“-Film das angemessen ekelhafte Spiegelbild des selbstgerechten Titelhelden. In Erinnerung bleibt Holbrook freilich als jener freundliche ältere Herr, als der er jetzt im Alter von 95 Jahren starb.