Film über Patricia HighsmithDas Doppel-Leben einer Ausnahmeautorin

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Patricia Highsmith 

Köln – Großes versprach Moderatorin Katty Salié zu Beginn des Abends. „Sie werden Patricia Highsmith von einer völlig anderen Seite kennenlernen“ – weich, verletzlich und als liebende Frau.

Was in der Tat eine Überraschung ist, war die 1995 verstorbene US-amerikanische Krimiautorin ihren Fans bis dato doch eher als kratzbürstige ältere Dame bekannt.

Dass Pat High, wie ihre Vertrauten sie nannten, auch ganz anders sein konnte, zeigt Eva Vitijas in ihrem von der Film- und Medien Stiftung NRW geförderten Dokumentarfilm „Loving Highsmith“, der soeben im Kölner Odeon seine Deutschlandpremiere feierte.

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Auch sie habe zu Beginn ihrer Recherchen das Bild von einer düsteren, einsamen Frau vor Augen gehabt, gibt die Schweizer Drehbuchautorin und Regisseurin im Gespräch mit der Moderatorin zu.

Doch das habe sie schnell korrigieren müssen. „Patricia Highsmiths zentrale Themen im Leben waren das Schreiben und die Liebe.“ Die Liebe zu Frauen, um genau zu sein – ein Umstand, den Pat High tunlichst vor der Öffentlichkeit und erst recht vor ihrer konservativen Familie verbarg.

Auf den Spuren von Patricia Highsmith

Eva Vitija hat die Biografie ihrer Protagonistin gründlich recherchiert und ist dafür bis nach Texas gereist, wo Patricia Highsmith 1921 geboren wurde. Und wo noch heute Verwandte von ihr leben, die sich kaum beruhigen können, als sie von einer spektakulären Affäre der berühmten Groß-Großkusine erfahren.

Sie ist der Highsmith nach Paris, in die französische Provinz und in die Schweiz gefolgt, sie hat mit Weggefährtinnen und Freundinnen gesprochen und nicht zuletzt die Notizhefte und Tagebücher ausgewertet, die die Autorin bis zu ihrem Tod unter Verschluss hielt.

Eine liebesbedürftige Frau

Das daraus entstandene Puzzle aus Interviews, Filmszenen und gelesenen Buchpassagen zeichnet das Bild einer liebebedürftigen Frau, die sich schon früh zu Frauen hingezogen fühlt.

Der Start ins Leben ist von der Scheidung der Eltern überschattet, die nur neun Tage nach ihrer Geburt erfolgt. Die Mutter Mary Coates, eine kühle, schmallippige Frau, geht nach New York und heiratet dort den Illustrator Stanley Highsmith.

Pat bleibt bis zu ihrem sechsten Lebensjahr bei Großmutter Willie Mae in Texas. Nach dem Erfolg ihres 1950 erschienenen Debüts „Zwei Fremde im Zug“ kauft sich die Jungautorin ein Ticket nach Europa.

Offen nur unter Pseudonym

Zwei Jahre später kommt unter dem Pseudonym Claire Morgan ein zweites Buch von ihr auf den Markt: „Salz und sein Preis“, die Geschichte einer lesbischen Beziehung.

Erst rund 40 Jahre später wird sich Patricia Highsmith öffentlich zu dem Liebesroman bekennen, für den sie in den 1950er Jahren in den einschlägigen New Yorker Bars gefeiert wird.

Szene um Szene fügt sich in „Loving Higsmith“ das Porträt einer rastlosen, von Leidenschaft getriebenen Frau, deren Partnerschaften oft schon nach wenigen Monaten scheitern. Allein mit der Schriftstellerin Marijane Meaker, die im Film ebenfalls zu Wort kommt, teilt sie zwei Jahre Tisch und Bett.

Verborgene Sehnsüchte

Eva Vitijas Film gewährt Einblick in eine Zeit, in der es für eine lesbische Frau nicht opportun war, zu ihrer sexuellen Orientierung zu stehen, und genau das macht „Loving Highsmith“ sehenswert.

Es zeigt das Doppelleben der Pat High, die ihre verborgenen Sehnsüchte und Begierden nutzt, um daraus, so die Regisseurin, „ein unglaubliches Werk“ zu schaffen.

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