„Hüter der Schwelle“Ein Tatort, der besser aussah als er war

Die Kommissare Felix Klare als Sebastian Bootz (l.) und Richy Müller als Thorsten Lannert treffen am hoch gelegenen Tatort ein.
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Der Fall
Die Leiche des Geschichtsstudenten Marcel Richter wurde auf einem Bergplateau vor den Toren Stuttgarts gefunden. Auf seiner Brust waren merkwürdige Symbole eingeritzt, die Anordnung der Leiche deutete auf einen Ritualmord hin. Die Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) begaben sich daraufhin ins Reich des Übersinnlichen. Schnell führten die Ermittlungen zu Emil Luxinger (André M. Hennicke).
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Der betrachtete sich selbst als Magier und behauptete, der Student habe ihm ein wichtiges altes Buch gestohlen, woraufhin er ihn mit einem Schadenszauber belegt habe. Weil aber Flüche strafrechtlich nicht relevant sind, hatten die Kommissare zunächst wenig in der Hand.
Die Auflösung
Die Auflösung war ähnlich abgedreht wie die gesamte Geschichte. Einen Mord gab es nicht. Richter hatte sich während eines okkulten Rituals in Trance selbst getötet. Der junge Mann sah sich als Wiedergeburt eines Hexenjägers aus dem 17. Jahrhundert. Um sich von dieser Schuld zu reinigen, vollzog er das Ritual, das dann aus dem Ruder lief.
Das Thema
Die Polizisten waren bald umgeben von Hexen, Satanisten und anderen merkwürdigen Gestalten. Und sie waren erstaunlich schnell bereit, deren wirren Geschichten Glauben zu schenken. Ein wiedergeborener Hexenjäger tötet sich, weil er mit der eigenen Schuld nicht leben kann? So was scheint in Stuttgart niemanden zu überraschen.Und weil der psychisch kranke Richter vorher noch andere Wege gesucht hatte, die Stimmen in seinem Kopf zum Schweigen zu bringen, durfte Kommissar Bootz auch noch ein bisschen „Fight Club“ spielen. Und parallel ein paar Sexfantasien mit der schönen Hexe Diana Jäger (die Namenswahl war wohl auch kein Zufall) durchleben.
Fazit
Esoterik-Freunde werden ihre helle Freude an diesem „Tatort“ aus Stuttgart gehabt haben, allen anderen war es vermutlich ein bisschen viel Hokuspokus. Das Drehbuch von Michael Glausauer warf Okkultismus, physische Erkrankungen und sexuelle Anziehungskraft in einen Topf und rührte darin wild herum. Einzig die Arbeit des Kameramanns Jürgen Carle konnte bei „Hüter der Schwelle“ (Regie: Piotr J. Lewandowski) wirklich überzeugen, auch weil Carle sich hemmungslos austoben durfte. Die Lichtsetzung und das Spiel mit Farben waren sehr gelungen. Dieser Krimi sah besser aus als er war. Für das Team aus Stuttgart, das in den vergangenen zwei Jahren mit einigen sehr gelungenen Filmen auf sich aufmerksam machte, war dieser Fall ein Rückschritt.