Streaming-Tipp „The Old Man“Jeff Bridges ist ein Ex-Agent auf der Flucht

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Dan Chase (Jeff Bridges) hat seine Feinde immer genau im Blick.

Köln – Die Serie „The Old Man“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie verwirrend der Serienmarkt mittlerweile geworden ist. Die sieben Episoden der ersten Staffel liefen in den USA ursprünglich beim Kabelsender „FX“, bei dem auch das famose „Fargo“ zu Hause ist. Ebenfalls in den USA wurde die Serie zusätzlich von dem Streaming-Dienst „Hulu“ ausgestrahlt, der dort in dieser Hinsicht einer der Pioniere ist, aber nie den Weg nach Europa wagte. Daher werden Hulu-Inhalte hierzulande zumeist von Disney+ auf der Plattform „Star“ gezeigt.

Von Albträumen geplagt

Immerhin mit „The Old Man“ hat es wieder eine hervorragende Serie auf die deutschen Bildschirme geschafft. Wer denn die titelgebende Person sein könnte, wird gleich in der ersten Szene deutlich, als Dan Chase (Jeff Bridges) mitten in der Nacht mehr als einmal die Toilette aufsucht. Er lebt alleine mit seinen beiden Hunden Dave und Carol und wird von Albträumen geplagt, die sich um seine bereits lange verstorbene Ehefrau drehen. Mit seiner sehr lebendigen Tochter Emily, die an einem unbekannten Ort lebt, kommuniziert er regelmäßig. Und dann geschieht zum ersten Mal etwas sehr Ungewöhnliches. Chase klappt das Handy nach einem intensiven Vater-Tochter-Gespräch nicht einfach nur zu, sondern lässt es in der Mikrowelle brutzeln. Nach einem Arztbesuch und einer weiteren Vision von seiner Ehefrau Abby, die an der Huntington-Krankheit verstorben ist, wird es wild.

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Dan Chase (Jeff Bridges) und seine treuen Gefährten sind ein schlagkräftiges Trio. 

Plötzlich hört Chase einen Einbrecher in seinem Haus. Um den kümmern sich erst einmal die beiden Rottweiler, eher ihr Herrchen den verletzten Angreifer erschießt. Schnell wird klar, dass es sich wohl nicht um einen normalen Dieb handelt, sondern um eine Art Agenten und Chase tatsächlich kein gewöhnlicher alter Mann ist. Er packt schnell die Hunde und das Nötigste ein, setzt sich ins Auto und erklärt seiner Tochter am Telefon, dass er ab sofort wieder auf der Flucht ist und untertauchen muss. Doch so weit kommt zunächst nicht.

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Agent  Harold Harper (John Lithgow) arbeitet für das FBI und will Dan fassen. 

Noch gar nicht richtig unterwegs meldet sich FBI-Direktor Harold Harper (John Lithgow) bei Chase. Er teilt ihm mit, dass ein gewisser Faraz Hamzad ihn in Kabul sehen will und die US-Regierung diesem Wunsch nachkommen möchte. Harper und Chase haben offensichtlich eine gemeinsame Historie und der FBI-Agent macht klar, dass er nicht daran interessiert ist, dass davon jemals etwas an das Licht der Öffentlichkeit gerät. Daher will er Chase bei der Flucht vor den Behörden helfen. Dafür müsste er allerdings für immer den Kontakt zu seiner Tochter abbrechen. Nach kurzer Rücksprache mit eben dieser entschließt sich Chase für den Kampf gegen die Behörden und somit auch für ein Duell mit Harper, der ihn für das FBI fassen soll.

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In der anschließenden Verfolgungsjagd mit zwei weiteren Agenten wird deutlich, dass sich das FBI die Sache eventuell etwas zu einfach vorgestellt hat. Dieser Senior ist nicht bereit sein Leben und das seiner Tochter aufzugeben und hat offensichtlich Fähigkeiten, die niemand unterschätzen sollte.

Welche gemeinsame Geschichte Chase und Harper verbindet, füllt einen großen Teil der Serie und wird in Rückblenden erzählt, die von einem Afghanistan-Einsatz vor vielen Jahren handeln. Die Erzählung springt also regelmäßig zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Das funktioniert zumindest zu Beginn hervorragend. Alte Liebesgeschichten und neue Affären spielen dabei entscheidende Rollen, während das Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden alten Bekannten immer intensiver wird.

Zweite Staffel bestellt

Zum Ende hin verliert sich „The Old Man“ leider etwas zu sehr in Wendungen, Andeutungen und der eigenen Komplexität. So fällt plötzlich ein Satz, der den Zuschauer zweifeln lässt, ob mit der titelgebenden Figur überhaupt Chase gemeint ist, oder doch jemand völlig anderes.

Insgesamt, ist die Serie jedoch einer der besseren Neustarts in diesem Jahr. Alleine den beiden routinierten Schauspielern Jeff Bridges und John Lithgow bei ihrer Kunst zuschauen zu dürfen, ist ein Geschenk. Ihre fein geschliffenen Dialoge sind manchmal sogar aufregender, als die exzellent inszenierten Aktion-Sequenzen. Sollte die Serie aus ihren wenigen Fehlern lernen, könnte „The Old Man“ auch im nächsten Jahr ein wahres Serien-Highlight werden, denn der US-Kabelsender FX hat  eine weitere Staffel bestellt. Auf Disney+ stehen bereits drei Folgen zum Abruf bereit, jeden Mittwoch erscheint eine neue Episode.

„The Old Man“, erste Staffel, sieben Episoden, von Robert Levine, Jonathan E. Steinberg, mit Jeff Bridges, John Lithgow, Alia Shawkat, Amy Brenneman,bei Disney+ 

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