Interview mit Corinna Kamphausen„Design wird immer wichtiger“

Corinna Kamphausen in ihrer Kölner Geschäftsstelle
Copyright: Grönert
Frau Kamphausen, Ihr Verband Eyes & Ears of Europe feiert 20. Geburtstag. Wie erklären Sie einem Branchenfremden, was Sie machen?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das gar nicht so leicht zu beschreiben ist. Dabei kennt eigentlich jeder im Fernsehen diese 30-Sekünder, die Programm ankündigen. Daraus, aus der Verpackung der Trailer, aus dem gesamten Design für einen Fernsehsender ist unser Verband entstanden. 1996 gab es einige Art-Direktoren in Sendern, Agenturen und Hochschulen, die gesagt haben: Im Moment schauen alle nach Amerika und kaufen da ihr Design. Wir sind doch genauso gut. Warum machen wir das nicht selbst? Deshalb haben sie sich zusammengeschlossen.
Mit welchem Ziel?
Sie wollten sich auf Europa konzentrieren. Wir haben ja ein eigenes europäisches Design. Daraus entstanden ist ein Verband, der nicht nur einmal im Jahr eine große Preisverleihung in München macht, sondern auch eine Konferenz in Köln organisiert, um die neuesten Trends in der Branche zu sehen. Und wir haben die Eyes & Ears Academy, die sich um Aus- und Fortbildung kümmert.
Wie sieht das aus?
Wir sind keine alte gewachsene Schule mit Lehrern, die schon seit 20 Jahren dasselbe Fach unterrichten. Bei uns unterrichten nur Praktiker. Ein Filmregisseur macht etwa den Workshop über Storytelling mit der Kamera. Die sind am Puls der Zeit. Bei uns treffen sich Leute aus ganz Europa und können sich untereinander austauschen.
„Wir sind in Europa genau so stark wie die USA“

Corinna Kamphausen in ihrer Kölner Geschäftsstelle
Copyright: Grönert
Die Entwicklung der vergangenen 20 Jahre war rasant. Das Internet hat immer mehr an Bedeutung gewonnen. Wie reagieren Sie auf diese Entwicklung?
Es ist natürlich eine Herausforderung, denn wir müssen immer vorne mit dabei bleiben. Wir müssen wissen, was die neuesten Trends sind, und in welche Richtung sich die Medienbranche entwickelt. Aber für uns ist das ein großer Vorteil, denn wir sind im Bewegtbild groß geworden und im Grunde ist es so, dass es überall Richtung Bewegtbild geht. Uns kommt die Medienentwicklung zugute. Das Design wird immer wichtiger, weil es in der allerersten Sekunde klar macht, wer der Absender ist. Mittlerweile gibt es so viele Plattformen, auf denen etwa ein Sender präsent sein muss, da muss die eigene Produktion und die eigene Marke wiedererkennbar sein und das geht eben nur mit dem richtigen Design.
Wie können Sie helfen, die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen?
Indem wir über Innovationen aufklären und die neuen Player auf dem Markt in den Verband holen, um sich genauso mit ihnen auszutauschen wie wir es mit den etablierten tun. Wir müssen immer schauen, wohin die Reise geht. Es muss bei uns Vordenker geben.
Wo steht Europa in diesen Fragen?
Man hört natürlich sehr, sehr viel aus den USA. Ein europäischer Fernsehsender hat aber ein ganz eigenes Feeling. Wir in Europa sind genauso stark. Wir müssen uns nur auf unsere Stärken besinnen. Im Moment sind Serien das große Thema und da wird auch in Europa sehr viel produziert – auch wenn es natürlich in Amerika angestoßen wurde.
„Die Geschichte hält alles zusammen“

Corinna Kamphausen in ihrer Kölner Geschäftsstelle
Copyright: Grönert
Welche Rolle spielt Deutschland in Ihrem Verband?
Wir sind im deutschsprachigen Raum entstanden. In unserem Verband sind ungefähr 80 Prozent deutschsprachig zurzeit. Aber wir haben auch Mitglieder in England, Frankreich, Belgien, in der Ukraine und es breitet sich weiter aus. Das ist auch unser großes Ziel. Wir werden es hinkriegen, in jedem europäischen Land vertreten zu sein.
Warum wurde der Standort Köln für den Verband gewählt?
Viele Gründer kamen aus Köln und München. Und dann war die Frage, wohin man geht mit der Geschäftsstelle. Die Entscheidung ist für Köln gefallen, weil wir verkehrstechnisch der Mittelpunkt Europas sind und weil wir diese große Medienlandschaft haben.
An diesem Montag findet die „Eyes & Ears Conference“ in Köln statt. Sie haben das Motto „Tell your story“ gewählt. Warum?
Das ist für uns ein Thema, das immer wichtiger wird. Wir müssen auf so vielen Medien stattfinden und das können wir nur, wenn wir eine Geschichte erzählen, die einen Anfang und ein Ende hat und die auf vielen verschiedenen Medien unterschiedlich erzählt werden kann, aber immer authentisch ist und so die Zielgruppe erreicht. Die Geschichte hält alles zusammen, auch wenn sie unterschiedlich erzählt werden muss. Im Idealfall hat man dann viele Zielgruppen unterschiedlich erreicht mit einem Thema. Aber das ist natürlich eine Quadratur des Kreises.