Im Rahmen der „Run For Your Lives World Tour“ spielen Iron Maiden keinen Song, der nach 1992 veröffentlicht wurde. Ein Fest für Band-Nostalgiker.
Iron Maiden in GelsenkirchenDie Angst vor der Dunkelheit

Iron-Maiden-Sänger Bruce Dickinson in Gelsenkirchen
Copyright: Marcus Flesch
Zu den Urängsten der Menschheit gehört die Furcht vor der Dunkelheit – „Fear Of The Dark“. In diesem Stück von Iron Maiden, das sich über die Jahre zum Live-Hit der Band entwickelt hat, singt Bruce Dickinson mit einem gewissen Zynismus über das Thema. Von der hektischen Suche nach dem Lichtschalter oder den eingebildeten Schritten hinter sich.
Zehntausende Kehlen johlen diese Zeilen in Gelsenkirchen am Freitagabend mit. Es ist einer der atmosphärischen Höhepunkte eines Abends, der für die Fans eigentlich ein durchgängiger Höhepunkt ist. Bestandteil der Show sind nämlich ausschließlich Hits, die den ersten neun Alben entstammen. Mit einer Ausnahme: Das 1990 erschienene „No Prayer For The Dying“ polarisiert die Fans und bleibt außen vor.
Song-Vorlage aus der englischen Romantik
Zum Auftakt erklingt vom Band das Instrumental-Stück „The Ides Of March“. Dazu läuft über die Videomonitore ein animierter Gang durch verwinkelte Gassen einer englischen Stadt. Für den aufmerksamen Beobachter gibt es zahlreiche Anspielungen auf Songs, Alben und Vorlieben der Bandmitglieder. So steht auf einem Wandgraffiti: „Long Live The Boleyn“. Eine Reminiszenz an den Londoner Fußballverein West Ham United, für den Bassist Steve Harris in der Jugend dereinst kickte und dessen Fan er ist.
Über Klassiker wie „Killers“, „Phantom Of The Opera“, dem unvermeidlichen „The Number Of The Beast“ und „2 Minutes To Midnight“ arbeiten sich Iron Maiden zu einem Stück vor, das eine Art Vorboten der späteren, progressiveren Phase der Band darstellte.
In einer guten Viertelstunde erzählen Iron Maiden vom „Rime Of The Ancient Mariner“. Die literarische Vorlage aus der englischen Romantik stammt aus dem Jahr 1798 und ist auf Deutsch als „Die Ballade vom alten Seemann“ bekannt. Eben jener Seemann tötet einen Albatros und löst damit einen Fluch aus. Erst die Anerkennung der Schönheit der Natur befreit ihn davon. Fortan ist es seine Lebensaufgabe, anderen davon zu berichten.
Der siebte Sohn eines siebten Sohnes
Nicht minder episch geht es wenig später bei „Seventh Son Of A Seventh Son“ zu. Inspiration für das 1988 erschienene gleichnamige Konzeptalbum war wiederum eine literarische Vorlage. Der Song berichtet von der Geburt eines siebten Sohnes. Ihm werden die Gaben übernatürlicher Heilkräfte und der Vorhersage der Zukunft angedichtet.
Wer hier nun einen Stimmungsabbruch ob der vermeintlich schweren Kost vermutet, war vermutlich noch nie auf einem Iron-Maiden-Konzert. Es brodelt fortwährend im Publikum und auf der Bühne. Im Vorfeld der Tour war in den sozialen Medien die Rede davon, dass es möglicherweise die letzte Chance sein könne, die Band noch einmal auf der Bühne zu erleben.
Maskottchen Eddie darf nicht fehlen
Mit ihrem dynamischen Auftritt strafen die Heavy-Metal-Veteranen diese despektierlichen Kommentare regelrecht ab. Seit Jahrzehnten ist die Besetzung der Gruppe konstant, lediglich Schlagzeuger Nicko McBrain tritt nicht mehr mit auf. Als erstes Bandmitglied hatte er 2022 seinen 70. Geburtstag gefeiert. Seinen Part übernahm 2024 Simon Dawson.

Band-Maskottchen Eddie ist der heimliche Star bei Iron Maiden
Copyright: Marcus Flesch
Fester Bestandteil einer Iron-Maiden-Show ist der Auftritt des Maskottchens Eddie. Geschaffen von Künstler Derek Riggs, der viele Alben-Cover für die Gruppe gestaltete und seine Kreatur dort stets verewigte. Zu „The Trooper“ stampft das überlebensgroße Monster in der roten Uniform eines britischen Infanteristen aus der viktorianischen Zeit über die Bühne. Er fuchtelt und droht mit seinem Säbel - sehr zur Freude des Publikums. Zum Fürchten ist Eddie im grellen Scheinwerferlicht nicht. Im Dunklen möchte man ihm dann aber vielleicht doch nicht begegnen. Sie wissen schon: „Fear Of The Dark“.