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Jazz-Legende gestorbenDer Mann, der Miles Davis inspirierte

Lesezeit 2 Minuten
Ahmad Jamal, US-amerikanischer Jazzpianist und Komponist, aufgenommen im Rahmen des Jazzfestivals im französischen Marciac.

Ahmad Jamal, US-amerikanischer Jazzpianist, ist mit 92 Jahren gestorben, wie US-Medien unter Berufung auf seine Tochter Sumayah berichteten.

Der in Pittsburgh geborene Pianist Ahmad Jamal entdeckte mitten im Bebop-Sturm die Kraft der Stille. Jetzt ist der einflussreiche Jazzer mit 92 Jahren gestorben.

Als Ahmad Jamal – damals noch unter seinem Geburtsnamen Frederick Russell Jones – 1944 mit gerade mal 14 Jahren sein Debüt als professioneller Pianist gab, galt das Gebot der großen Beschleunigung: Musiker, die zuvor in Swing-Orchestern zum Paartanz aufgespielt hatten, nutzten halsbrecherische Tempi und Haken schlagende Akkord- und Tonartwechsel als Fluchtgeschwindigkeit, mit der sie den Jazz endgültig zur Kunstmusik emanzipierten. Oder, wie Ahmad Jamal gerne sagte: Amerikanische klassische Musik.

Er selbst verweigerte sich jedoch dem Sturm und Drang des Bebop, dem Rausch übereinander einstürzender Noten. Lieber verschaffte Jamal der Stille zwischen den Tastenanschlägen Raum. Weil sich das angenehm hören und auch leichter in den Hintergrund verbannen ließ als die fordernden Stücke Charlie Parkers oder Thelonious Monks, taten einige Kritiker seine Musik anfangs als seichte Cocktail-Untermalung ab.

100 Wochen in den amerikanischen Billboard-Charts

Vor allem der große Erfolg seines Albums „Ahmad Jamal at the Pershing: But Not for Me“ hatte sie misstrauisch gemacht. Die Aufnahme aus einem Chicagoer Club hielt sich ab 1958 mehr als 100 Wochen in den US-Billboard-Charts.

Jamals Kollegen bewerteten seine Musik völlig anders: „Meine ganze Inspiration kommt von Ahmad Jamal“, behauptete Miles Davis, dessen Cool Jazz denn auch klingt wie das gesammelte Schweigen des Pittsburgher Pianisten. Noch kurz vor seinem Tod schrieb der Trompeter: „Ich habe immer gedacht, dass Ahmad Jamal ein großartiger Pianist war, der nie die Anerkennung bekommen hat, die er verdient hat.“

Von Jay-Z und De La Soul gesampelt

Herbie Hancock und Keith Jarrett beriefen sich ebenso auf Jamal als Vorbild. Und viel später sampelten etliche Hip-Hop-Größen – unter anderen De La Soul, Jay-Z, Common und Nas – Jamals charakteristisch minimalistisches Spiel.

Sein erster Erfolg hatte Jamal aus der Bahn geworfen, sein neu gegründeter Club, das Alhambra, musste nach kurzer Zeit wieder schließen. Nicht zuletzt, weil sein muslimischer Glaube ihn davon abhielt, dort Alkohol auszuschenken. Schulden und eine Scheidung gipfelten in einen Suizidversuch.

Doch der Pianist fand seine innere Ruhe wieder, veröffentlichte 1970 mit „The Awakening“ sein Meisterwerk, wandte sich anschließend verstärkt dem E-Piano zu, tourte und veröffentlichte bis ins hohe Alter. Am Sonntag starb er mit 92 Jahren an Prostatakrebs.