Entsetzen wegen Porno-VideoKölner Verlag KiWi beendet Zusammenarbeit mit Till Lindemann

Lesezeit 3 Minuten
Till Lindemann, Frontsänger von Rammstein, steht während eines Konzertes auf der Bühne (Archivbild)

Till Lindemann, Frontsänger von Rammstein, steht während eines Konzertes auf der Bühne (Archivbild)

Der Kölner Verlag habe Kenntnis von einem Pornovideo, in dem Till Lindemann sexuelle Gewalt gegen Frauen zelebriere.

Der Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch (KiWi) hat die Zusammenarbeit mit Rammstein-Frontmann Till Lindemann mit sofortiger Wirkung beendet. Der 60-jährige Sänger, der seit 2013 bei dem renommierten Verlag als Autor Gedichtbände veröffentlicht, sieht sich massiver Kritik ausgesetzt.

Till Lindemann: Kiepenheuer & Witsch trennt sich mit sofortiger Wirkung von Rammstein-Frontmann

„Mit Erschütterung haben wir in den letzten Tagen öffentlich gewordene Vorwürfe gegen Till Lindemann verfolgt“, heißt es in einem offiziellen Statement von Kiepenheuer & Witsch. „Unser Mitgefühl und unser Respekt gilt den betroffenen Frauen“, schreibt der Verlag weiter.

Im Zuge der aktuellen Berichterstattung, unter anderem hatten der „Kölner Stadt-Anzeiger“ und die „Süddeutsche Zeitung“ über Vorwürfe gegen Rammstein sowie Till Lindemann berichtet, habe Kiepenheuer & Witsch „Kenntnis von einem Porno-Video, in dem Till Lindemann sexuelle Gewalt gegen Frauen zelebriert“, erlangt. Das 2013 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienene Buch „In stillen Nächten“ solle in dem Video eine Rolle spielen, heißt es in dem Statement.

Alles zum Thema Konzerte in Köln

Kölner Verlag soll Porno-Video vorliegen, das Lindemann schwer belastet

„In stillen Nächten“ ist ein Gedichtband von Till Lindemann, der Frontmann von Rammstein schreibt seit Jahrzehnten Lyrik und veröffentlichte bei Kiepenheuer & Witsch zwei Gedichtbände. In dem genannten Werk geht es laut Beschreibung um „Abgründe der Existenz, den Hunger des Begehrens, den Körper, den Schmerz, die Lust, die Komik und Tragik der Kommunikation, die Einsamkeit und Gewalt“.

Lindemanns Kunst stand bereits des Öfteren in der Kritik. Vor drei Jahren veröffentlichte er im Band „Till Lindemann – 100 Gedichte“ ein Gedicht mit dem Titel „Wenn du schläfst“. Darin geht es um Vergewaltigungsfantasien, Sätze wie: „Ich schlafe gerne mit dir wenn du schläfst, wenn du dich überhaupt nicht regst“, lösten eine heftige Debatte aus. Kiepenheuer & Witsch verteidigte seinen Autor damals. „Die moralische Empörung über den Text dieses Gedichts basiert auf einer Verwechslung des fiktionalen Sprechers, dem sogenannten „lyrischen Ich“, mit dem Autor Till Lindemann“, hieß es 2020 in einer Stellungnahme. Genau diese Trennung scheint der Verlag nun jedoch nicht mehr zu sehen, bezieht sich dabei auf das 2013 veröffentlichte Werk Lindemanns.

Till Lindemann nicht mehr Autor bei Kiepenheuer & Witsch: „Vertrauensverhältnis zerrüttet“

„Durch die Frauen demütigenden Handlungen Till Lindemanns im besagten Porno und die gezielte Verwendung unseres Buches im pornographischen Kontext wird die von uns so eisern verteidigte Trennung zwischen dem „lyrischem Ich“ und dem Autor/Künstler aber vom Autor selbst verhöhnt“, begründet Kiepenheuer & Witsch das sofortige Ende der Zusammenarbeit mit dem Rammstein-Sänger. Till Lindemann überschreite „unverrückbare Grenzen im Umgang mit Frauen“, das Vertrauensverhältnis sei deswegen zerrüttet.

Till Lindemann hatte die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bestreiten lassen. „Zu den im Netz kursierenden Vorwürfen zu Vilnius können wir ausschliessen (sic), dass sich was behauptet wird, in unserem Umfeld zugetragen hat“, teilte die Band über ihren offiziellen Twitter-Account am 28. Mai mit.

Zuvor hatte die Irin Shelby L. in der vergangenen Woche Vorwürfe nach einem Rammstein-Konzert im litauischen Vilnius veröffentlicht. Daraufhin hatten mehrere Frauen schwere Vorwürfe gegen Till Lindemann erhoben. Die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) veröffentlichte am Freitag (2. Mai) einen ausführlichen Artikel über Rammstein, in dem zahlreiche Frauen Till Lindemann Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe vorwerfen.

KStA abonnieren