„Musst noch erwachsen werden“Klimaaktivist weist in Sendung auf Hitze-Tote hin – Moderatorin lacht ihn aus

Lesezeit 4 Minuten
Moderatorin Beverley Turner fand die Ausführungen des Klimaaktivistin offenbar urkomisch. (Archivbild)

Moderatorin Beverley Turner fand die Ausführungen des Klimaaktivistin offenbar urkomisch. (Archivbild)

Alex De Koning kann die Reaktion der Moderatoren nicht fassen. „Menschen sterben und Sie lachen?“. Doch wer hat recht?

Ein Auftritt des Studenten Alex De Koning von der britischen Umweltaktivistengruppe „Just Stop Oil“ bei „GB News“ geht derzeit in den sozialen Medien viral. De Koning gibt in dem Clip in einer Live-Schalte ein Interview zu den Folgen des Klimawandels. Doch das Gespräch endet in einem Desaster.

Aufhänger des Gesprächs, das bereits Anfang Juli stattgefunden, aber erst diese Woche von „Just Stop Oil“ in den sozialen Medien verbreitet und millionenfach angesehen wurde, sind Zwischenrufe von Aktivisten während einer Rede des Labour-Politikers Keir Starmer, die per Einspieler gezeigt wird.

Klimaaktivist Alex De Koning macht in Nachrichtensendung auf Folgen des Klimawandels aufmerksam

In dem anschließenden Gespräch zwischen den Moderatoren und dem per Schalte eingeblendeten Studenten geht es fortan um die Auswirkungen des Klimawandels und der Frage der Dringlichkeit des Handelns. Alex De Koning spricht von den verheerenden Auswirkungen von Waldbränden und Flutwellen weltweit, die Folgen seien aber auch in Großbritannien spürbar. 1.700 Menschen seien während einer Hitzewelle im Sommer 2022 in den UK gestorben, so der Aktivist.

Die Moderatoren sind skeptisch und haken nach. Sie wollen wissen, woher De Koning diese Zahl habe, woran die Menschen gestorben seien und wie sich beweisen lasse, dass die Todesopfer dem Klimawandel geschuldet seien.

Moderatoren lachen Klimaaktivisten aus und reißen Witze

De Koning führt aus, Hitzeschläge seien ursächlich gewesen und beschreibt, was passiert, wenn der Körper nicht mehr in der Lage ist, seine eigene Körpertemperatur – insbesondere durch Schwitzen – aufgrund der extremen Außentemperaturen zu regulieren. „You boil in your own sweat“ („im eigenen Schweiß kochen“), umschreibt De Koning diesen Vorgang.

Die Moderatorin Beverley Turner versucht daraufhin, ihr Lachen zu unterdrücken und hält sich die Hände vors Gesicht, kann letztlich aber nicht an sich halten. Der Moderator verweist die Ausführungen des Klimaaktivisten ins Reich der Fabeln. „Menschen sterben und Sie lachen“, konstatiert ein sichtlich entsetzter De Koning. „Stellen Sie keine dummen Behauptungen auf“, erwidert der Moderator Andrew Pierce.

Er wird dann persönlich. „Sei mir nicht böse, Alex, aber ich denke, du musst noch ein bisschen erwachsen werden, weil das ist lächerlich.“ Während seine Kollegin ihren Lachanfall nicht mehr verbergen kann, macht Pierce Witze über die Aussagen des Klimaaktivisten.

Aktivist kann Haltung der TV-Moderatoren nicht fassen

„Es ist keine Meinung, zu sagen: Die Klimakrise Menschen tötet“, so der entgeisterte De Koning, der sich auf wissenschaftlichen Konsens beruft. Das Gespräch indes ist nicht mehr zu retten.

Ein Auszug aus dem Gespräch wird in den sozialen Medien inzwischen millionenfach angesehen und von vielen Menschen geteilt. Die Lager sind geteilt, während sich die einen über den Aktivisten lustig machen, verurteilen andere die Ignoranz des Moderatoren-Duos, sie würden die Gefahren durch der Klimakrise nicht ernst nehmen.

„Just Stop Oil“-Aktivisten halten Transparente, während sich Klimademonstranten vor der Downing Street versammeln. Alex De Koning gehört der Aktivistengruppe an.

„Just Stop Oil“-Aktivisten halten Transparente, während sich Klimademonstranten vor der Downing Street versammeln. Alex De Koning gehört der Aktivistengruppe an.

Die Reaktionen sowie das Gespräch an sich zeigen eindrucksvoll die Schwierigkeiten, sachlich über das Thema zu sprechen. 

De Koning beschreibt Vorgang, wenn Schwitzen den Körper nicht mehr zu kühlen vermag

Tatsächlich reguliert der Mensch seine Körpertemperatur durch Stoffwechseltätigkeit, Isolierung und durch Schweißabsonderung. Dadurch ist es ihm möglich, relativ unabhängig von der Umgebungstemperatur eine konstante Körpertemperatur zwischen 36 uns 37 Grad Celsius zu halten. Geringe Schwankungen nach unten sowie nach oben sind möglich, werden die Grenzwerte überschritten, denaturieren die körperlichen Grundbausteine, die Eiweiße. Die Folge sind irreparable Schäden.

Bei Hitze kann Schweiß, wenn er auf der erwärmten Haut verdunstet, dem Körper Wärme entziehen. Wenn jedoch sowohl Umgebungstemperatur als auch Luftfeuchtigkeit extrem sind, hilft auch Schwitzen nicht mehr. Dann gelingt es dem menschlichen Körper nicht mehr, sich durch das Schwitzen zu kühlen – die Körpertemperatur steigt und führt im Zweifel zum Tod. Diesen Vorgang beschreibt der britische Aktivist – und wird aus Unwissenheit dafür ausgelacht.

Über 40 Grad bei Hitzewelle in Großbritannien 2022

Die extreme Hitze im Juli 2022 in Großbritannien, die nachweislich bei bis zu 40 Grad Celsius und mehr auch Todesopfer forderte, hat mit diesem Vorgang aber nicht direkt etwas zu tun. In Großbritannien wurde bislang keine derart hohe Kühlgrenztemperatur – berechnet aus Außentemperatur und Luftfeuchtigkeit –, die oben beschriebenen Prozess auslösen würde, über einen längeren Zeitraum protokolliert.

Zum Vergleich: Laut der österreichischen Nachrichtenagentur APA gab es in Österreich bisher ins Jahr 2022 kaum Kühlgrenztemperaturwerte von mehr als 25 Grad, ab einem Wert von rund 31 Grad wird es kritisch. „Für kleine Kinder, ältere Menschen und vulnerable Gruppen sind jedoch bereits diese Temperaturen gefährlich. So führte die Hitzewelle 2003 in Europa mit Kühlgrenztemperaturwerten von unter 28 Grad zu geschätzt 72.000 Hitzetoten.“

60.000 hitzebezogene Todesfälle in Europa

Für die nächsten Jahrzehnte prognostizieren Wissenschaftler laut dem Zwischenstaatlichen Sachverständigenrat für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) insbesondere entlang der Flüsse Indus und Ganges in Pakistan und Indien, wo rund eine Milliarde Menschen lebt, bis zum Ende des Jahrhunderts Hitzewellen auftreten, deren Kühlgrenztemperaturwerte für den menschlichen Körper tödlich sind.

Mit der Erderwärmung dürfte die Zahl der Hitzetoten von Jahr zu Jahr steigen, warnte jüngst auch der Direktor der WHO-Region Europa, Hans Kluge. Er verwies auf eine jüngste Studie, derzufolge es im Sommer 2022 mehr als 60.000 hitzebezogene Todesfälle in Europa gegeben hat.

KStA abonnieren