Am Donnerstagabend spielte die Kölner Band AnnenMayKantereit ein Konzert in der ausverkauften Lanxess-Arena. In den zwei Stunden gab es viele Gänsehautmomente.
Lanxess ArenaAnnenMayKantereit spielen das Heimkonzert schlechthin – und ein Song fehlt
Es ist die erste von drei Zugaben. Henning May sitzt alleine am Piano und flüstert zwischen den Textzeilen von „Barfuß am Klavier“ ein fast schon schluchzendes „Danke, Köln“.
Drei Jahre lang habe er auf diesen Moment gewartet, sagt der AnnenMayKantereit-Sänger kurze Zeit später. Schon Anfang 2020 wollte die Kölner Band in der Lanxess-Arena ein Heimkonzert geben, am Donnerstagabend haben sie es endlich getan.
AnnenMayKantereit legen beim Konzert Fokus auf die Musik
Und es war Mays markante, rauchige Stimme, die das Konzert mit den Worten „Es tut gut, wieder hier zu sein“ eröffnete. Der gleiche Song, mit dem das Trio schon den ganzen Sommer lang in seine Clubkonzerte gestartet ist.
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Trotz der Besonderheit dieses Abends, ein Heimspiel und eine ausverkaufte Arena, blieben Henning May, Christopher Annen und Severin Kantereit ihrem bodenständigen Stil treu, und legten den Fokus allein auf die Musik. Denn auch das Bühnenbild war schlicht, nur die Instrumente und das Trio mit ihrer neuen Bassistin Sophie Chassée standen auf der Bühne.
Mays bescheidene Begrüßung nach dem zweiten Lied erinnerte sogar ein bisschen an die ersten Jahre der Band: „Guten Abend, wir sind AnnenMayKantereit.“ Ein Satz, den er 2015 auf einem „Umsonst und Draußen“-Festival noch sagen musste. 2022 weiß fast jeder, wer die drei Männer aus Köln-Sülz sind. Nicht nur in der Arena, sondern in ganz Deutschland.
Jetzt ist es eben nicht mehr die Kölner Uniwiese – auf der sie, wie May verriet, den Song „Wohin du gehst“ geschrieben haben – oder ein Festival, auf dem sie eine Band von vielen waren. Und das ist den Musikern auch bewusst.
Nicht nur zur gelegentlichen Unterstützung, sondern als die perfekte Ergänzung zu ihrem Pop-Rock-Folk-Sound holten sich AnnenMayKantereit acht weitere Musikerinnen und Musiker mit Geige, Violoncello, Trompete, Saxofon und Posaune dazu.
„Oft gefragt“, einer der ersten und bekanntesten Hits der Band, möchte man in seiner quasi-klassischen Live-Version am liebsten direkt auf eine CD pressen oder bei einem Streaming-Dienst abspeichern und immer wieder abspielen.
Die zarten Klänge der Streicher und die schmetternden Töne der Bläser unterstrichen aber auch die vielen gesellschaftskritischen Texte der Kölner Band, die Lieder über das Leben als junger Mensch im Jahr 2020 von ihrem aktuellsten Album „12“, oder die Sehnsucht, einfach mal wieder drei Tage am Meer zu verbringen.
Das knapp zweistündige Konzert bot einen Mix aus alten und neuen, aus leisen und lauten Liedern, insgesamt waren es 22. Zum Glück hat das Trio auch schnelle und tanzbare Songs im Programm, mit weniger kritischen Texten und mehr Leichtigkeit und Spaß wie bei „Erdbeerkuchen“ und „Als ich ein Kind war“.
Kölner Band AnnenMayKantereit bleibt authentisch
Es war keine sonderlich spektakuläre Show, wie man das von anderen Künstlern kennt, die in der größten Konzerthalle Deutschlands spielen, die Konfettikanonen schwiegen, aber für ein Konzert des Kölner Trios war es natürlich genau richtig, nämlich authentisch.
Und sowieso wartete jeder in der Halle nur auf diesen einen, letzten Gänsehautmoment, als Annen, May und Kantereit, jeweils mit einem Kölsch im Anschlag, „Tommi, ich glaub‘ ich hab Heimweh“ anstimmten. May am Klavier, über dem eine Regenbogenflagge drapiert war, der Gitarrist und der Drummer sitzend davor.
Die Zuschauer verwandelten sich in einen Chor der 15.000. Sie alle besangen, gemeinsam mit ihrer Kölner Band und mit aufgerichteten Körperhaaren, die Liebe zu dieser Stadt. „Danke, dass ihr hier seid, danke für die Liebe“, sagte Henning May noch und beschloss das Konzert mit dem Song „Ausgehen“.
Gefehlt hat an diesem Abend nur eine Sache: der Song „Pocahontas“, der mittlerweile auf jeder Party in Deutschland mindestens einmal gespielt wird – nur beim AnnenMayKantereit Konzert in Köln nicht.