c/o popCrucchi Gang eröffnet Musikfestival mit humorvollem Italopop

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Crucchi Gang, das Das Musikkollektiv u.a. mit Sven Regener, spielt das Eröffnungskonzert der 20. Ausgabe der c/o pop.

Crucchi Gang, das Das Musikkollektiv u.a. mit Sven Regener, spielt das Eröffnungskonzert der 20. Ausgabe der c/o pop.

Crucchi Gang erzeugt ein romantisiertes Idyll von 80er Jahre Riviera-Urlauben: Ein gutes Musikkollektiv, das sich selbst nicht zu ernst nimmt.

Gibt es da nicht einen Song, der genauso heißt und dieselbe Melodie hat? Das fragt man sich unweigerlich bei einem Konzert der Crucchi Gang. Sänger Francesco Wilking stellt sie sogar auf der Bühne. Die Antwort lautet: Ja, aber... noch nicht mit italienischem Text! Crucchi Gang nimmt sich selbst nicht allzu ernst. Musikalisch sollte man das aber tun.

Zum Auftaktkonzert der c/o pop im Satory stand Crucchi Gang mit einer Reihe an Gästen auf der Bühne. Eine Eröffnung, würdig der 20. Festival-Ausgabe. Das prominent besetze Kollektiv macht Italopop. Reinhard Meys „Gute Nacht, Freunde“ wird zu „Buonanotte amici“, Von wegen Lisbeths „In meine Kneipe“ zu „Al mio locale“, gesungen vom Lisbeth-Sänger Matthias Rhode persönlich. Die Künstlerinnen und Künstler interpretieren eigene Songs mit der Crucchi Gang neu und auf italienisch, so das Konzept. Dabei sind sie allzu oft bekennende Neulinge der italienischen Sprache, auch das ist durchaus gewollt. Die Band, fast ein Tanzorchester, macht den deutschen Akzent wett. Für humorvollen Charme sorgt er allemal.

Crucchi Gang schafft aus übersetzten Texten und italianisierter Musik ein eigenständiges Werk

Ausgedacht hat sich das Projekt die Musikproduzentin Charlotte Goltermann mit ihrem Mann Sven Regener, der mit der italienischen Version „Carta Bianca“ von Element of Crime zeigte, dass die Sprache gar nicht so wichtig ist. Die Stimmung, die der Songs erzeugt, funktioniert auf italienisch fast noch besser. Dritter in diesem wagemutigen Bunde ist Francesco Wilking (Die Höchste Eisenbahn). Auf italienisch brabbelnd, dabei stets die Deutschen auf die Schippe nehmend, führt er durch die Neuinterpretationen im Schnulzengewand.

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Lina Maly, mit 25 Jahren zwar noch jung, aber in der deutschen Musikszene keine Newcomerin mehr, versinkt mit einer wolkenweichen Stimme in dem jüngst erschienen „Quello che sei / Als Du gingst“ in Melancholie. Antje Schomakers Abrechnung mit ihrem Ex in „Verschwendete Zeit“ klingt in der Italo-Version hingegen optimistischer. Crucchi Gang spielt mit der Kombination von übersetzten Texten und (der deutschen Vorstellung nach) italianisierter Musik, um ein erstaunlich eigenständiges Werk zu schaffen.

Die Melodie von Tristan Bruschs „Zuckerwatte“ ist eh nicht weit weg vom Stimmfall, in dem ein Italiener in einem Straßencafé alte Klassiker für Touristen singen würde. Brusch hat es im Satory bewiesen, innerhalb der Crucchi-Ästhetik aus stereotypischen sizilianischen Zitronen und pseudoantiken Steinskulpturen lässt sich mit (fast) allem ein romantisiertes Idyll von 80er Jahre Riviera-Urlauben wiederbeleben. Zumindest, wenn sich begabte Musikerinnen und Musiker zusammenfinden.

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