500. TodestagKölner Museum zeigt kostbare Zeichnung von Leonardo Da Vinci

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Figurenstudien zur „Anbetung der Könige“ 

Köln – Zu Lebzeiten wurde der Renaissancemaler Leonardo da Vinci (1452-1519) viel bewundert, selten verstanden und von Auftraggebern ob seiner Unzuverlässigkeit gefürchtet. Denn Leonardo verstand sich nicht als Handwerker, bei dem man Leistungen einfach bestellen konnte, sondern als suchender Künstler, der allein entschied, ob ein Werk so weit in ihm gereift war, dass es auf Leinwand oder Mauerwerk lebendig werden sollte.

Mönche warteten vergeblich auf da Vincis Werk

Vermutlich gab es keinen anderen Maler der Renaissance, der so oft vertragsbrüchig wurde wie Leonardo – auch die Mönche des Klosters San Donato a Scopeto vor der Porta Romana in Florenz warteten um das Jahr 1481 vergeblich auf die zugesagte Anbetung der Könige. Das Gemälde sollte im Hochaltar der Kirche hängen, doch Leonardo brach die Arbeit auf halbem Wege ab, verschwand nach Mailand und ließ außer einer Ölskizze auf Holz etliche „Notizen“ zurück – so heißen seine zahlreich erhaltenen Studien.

Wie das Blatt mit einer Reihe heftig bewegter nackter Männer in den Besitz des Kölner Wallraf-Richartz-Museum kam, lässt sich heute nicht mehr genau nachvollziehen: „Alter Bestand, erworben vor 1908“, heißt es in den Unterlagen lapidar. Dafür ist es das einzige Kölner Blatt, bei dem die Handschrift Leonardos unumstritten ist.

Entsprechend argusäugig hütet das Museum die mit leichter Hand hingestrichenen „Tänzer“ und „Poseure“, auf deren Rückseite der sparsame (oder frisch inspirierte) Maler zwei Krebse so ergreifend lebensnah festhielt, als seien diese soeben dem Meer entstiegen.

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Auf der Rückseite: Zwei Krebse 

Anlässlich des 500. Todestags Leonardos am 2. Mai zeigt das Wallraf das kostbare Blatt jetzt für fünf Tage – vom 1. Mai an bis einschließlich Sonntag. Es ist also eine höchst seltene Gelegenheit, anhand der Aktstudien eine Ahnung vom ebenso dramatischen wie kühnen Geschehen zu gewinnen, mit dem Leonardo die Anbetung der Könige umgeben wollte. Im Hintergrund kämpfen berittene Soldaten in einer antiken Ruine, um die Muttergottes schart sich eine vielköpfige und aufgewühlte Menschengruppe. Beinahe beschleicht einen der Verdacht, der junge Leonardo könnte Angst vor der eigenen Courage bekommen haben. Aber vielleicht zog es diesen ruhelosen Geist auch nur zu anderen Ufern, als er das Werk im Geist vollendet hatte.

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