Kian Soltani in der Kölner PhilharmonieDie Liebeserklärung einer der besten Cellisten seiner Generation

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Der österreichisch-iranische Cellist Kian Soltani blickt in die Kamera. Er hält sein Cello mit einem

Der österreichisch-iranische Cellist Kian Soltani blickt in Kiel

Kian Soltani spielte in der Kölner Philharmonie eine selbst erstellte Bearbeitung von Dvoráks Cellokonzert.

Für Kian Soltani ist Dvoráks Cellokonzert nach eigenem Bekunden ein Lebenswerk tief im Zentrum der eigenen Künstlerkarriere. Er spielt es auch ziemlich oft – was im schlechteren Fall zu routinierter Abfertigung führen mag. Davon kann freilich, ausweislich seines jüngsten Auftritts mit dem Mahler Chamber Orchestra (sowie Stipendiaten der MCO Academy) unter Tugan Sokhiev in der Kölner Philharmonie, keine Rede sein.

Wobei die nicht nachlassende emotionale Intensität ganz offensichtlich auch mit den düsteren Entstehungsumständen des Konzerts zu tun hat, die Soltani vor seiner Zugabe erläuterte: Während der Komposition in den USA verstarb daheim in Böhmen Dvoráks Geliebte, die zugleich die Schwester seiner Ehefrau war. Das Konzert wurde darob zu einem verschwiegenen Requiem: Dvorák baute in den zweiten Satz nachträglich sein Lied „Lasst mich allein“ ein, ein Lieblingsstück der Verblichenen.

Kian Soltani spielt in der Kölner Philharmonie eine selbst erstellte Bearbeitung des Stücks

Soltani spielte, begleitet von den Celli und Bässen des Orchesters, eine von ihm selbst erstellte Bearbeitung – dicht und erfüllt im instrumentalen Melos und ohne auch nur den geringsten Anflug von weinerlicher Sentimentalität. Auch zuvor war der Solist seinem Ruf als eines der besten Cellisten seiner Generation vollauf gerecht geworden: Eine selbstverständliche, von Spiellust beflügelte Virtuosität im schnellen Laufwerk, rhythmisch fokussierte Attacke, wo sie angezeigt war, ein herrlich singender, ja redender Ton in den weitgespannten Phrasen und intensive Intervallspannungen – da blieben keine Wünsche offen.

Nun verfügt Soltani zwar über einen warmen und edlen, aber nicht gerade riesengroßen Ton, dies ein Umstand, der ihn zuweilen gegenüber den selbstbewusst auftrumpfenden Begleitern zuweilen in die Defensive brachte. Andererseits: Ähnlich wie Brahms´ Violinkonzert ist auch dieser Dvorák ein sinfonisch angelegtes Werk, in dem sich der Solist immer wieder in den Dialog mit dem Orchester begeben muss. Die Devise, dass man hier nur gemeinsam überzeugen kann, scheint Soltani durchaus verinnerlicht zu haben.

Auch Stücke von Debussy und Prokofiew im Kölner Programm

In den Rahmenstücken – Debussys „Nachmittag eines Fauns“ und Auszügen aus Prokofiews „Romeo und Julia“-Suiten – erwies sich Sokhiev als überlegener, dramaturgisch genau disponierender Interpret, der oft genug Klangverläufe weniger im engeren Sinne dirigiert, als vielmehr durch körperliche Gesten suggestiv vorwegformuliert.

Tönte es in Debussys legendärem Geburtsstück des französischen Impressionismus noch etwas zu präsent, zu direkt, zu konkret, wurde also der hier erforderte Grundsound noch nicht vollends getroffen, so vermochte der Prokofjew in jeder Hinsicht zu begeistern. Charme und Lebendigkeit der Tanzsätze konnten genauso für sich einnehmen wie die schmerzhaft niederfahrende Gewalt etwa gleich des ersten Satzes, „Die Montagues und die Capulets“. Die brutale Drohung von Hass und Feindschaft kam hier als musikalisches Bild schonungslos herüber. Eine beklemmende Klangmagie entfaltete sich da, für die Sokhiev bekanntlich allemal gut ist.

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