Kölner PhilharmonieBritischer Abend mit einem Oratorium von Paul McCartney

Lesezeit 2 Minuten
Paul McCartney, Musiker aus Großbritannien, lacht bei der Vorstellung eines Kinderbuches. Er trägt ein blau-weiß kariertes Hemd.

Paul McCartney bei der Vorstellung eines Kinderbuches in London

Ein Konzert in der Kölner Philharmonie verschrieb sich der britischen Musik und spielte dafür auch ein Oratorium von Beatles-Star Paul McCartney.

Irgendwie lag sie schon in der Luft, und dann kam „Land of Hope and Glory“, die inoffizielle britische Nationalhymne, gleich zweimal – das erste Mal verhalten, aber am Schluss gewohnt triumphal.

Die Rede ist nicht von der Last Night of the Proms, sondern vom Saisonschluss in der Kölner Philharmonie, wo der KölnChor sowie Gastsänger vom Philharmonischen Chor Siegen und vom Rheinischen Kammerchor unter Wolfgang Siegenbrink jetzt Edward Elgars Coronation Ode opus 44 (1902) aufführten. Das Stück entstand zur Krönung von König Edward VII., und der Komponist hatte es sich nicht nehmen lassen, aus diesem Anlass das erhaben-bombastische Trio aus dem kurz zuvor verfassten ersten seiner „Pomp and Circumstance“-Märsche aufzuwärmen.

Kölner Philharmonie gibt ein britisches Konzert

„Very British“ lautete das Motto des Konzerts – man hätte es nicht besser wählen können. Unter Hardcore-Modernen gilt Elgar nach wie vor als musikalisch reaktionärer Verklärer des britischen Imperialismus, aber damit ist er zu schlecht bedient. Sicher, der weihevolle Anthem-Ton lässt sich nicht leugnen, aber die Phrasen dieser kantatenartigen Krönungs-Ode sind weitgespannt und immer wieder herzerwärmend, es gibt Leitthemen, interessante harmonische Ausweichungen und modale Wendungen, kurzum: charakteristische Züge und Valeurs, die diese englische Spätromantik unverwechselbar machen.

Siegenbrink hielt seine Mannen zu einer angemessen inbrünstigen, die schöne Melodik intensiv auskostenden und darüber hinaus sehr präsent artikulierenden Darstellung dieser so gut wie unbekannten Musik an. Die Vokalsolisten Agnes Lipka, Rena Kleifeld, Bernhard Schneider und Christoph Scheeben trugen, ohne dabei Bäume auszureißen, genauso das Ihrige zum Gelingen bei wie das begleitende Deutsche Ärzteorchester, das aus Medizinern besteht, die zum großen Teil auch eine musikalische Ausbildung absolviert haben. Das hört man – der Eindruck von dürftigem Laiengefiedel und -geblase drängte sich hier kein einziges Mal auf.

Oratorium des Beatles-Stars Paul McCartney in der zweiten Hälfte des Konzerts

Leider hielt der zweite Teil des Konzerts bei weitem nicht das Niveau des ersten. Zwar ging es mit Paul McCartneys Oratorium „Ecce Cor Meum“ von 2006 „very british“ weiter (jetzt unter Hinzunahme der Knaben des Kölner Domchores), aber als klassischer Komponist bleibt der Beatles-Star doch ziemlich auf dem Teppich.

Da werden einige wenige Einfälle gnadenlos ausgewalzt, fehlt es an Gegensätzen und Entwicklungen. Der Stil der Aufführung – jetzt unter dem Ärzte-Orchester-Leiter Alexander Mottok –  konnte dem Ganzen auch nicht aufhelfen: Da summierten sich die verpatzten Einsätze, machte sich in der Fläche ein Mangel an Energie, Kraft, Kontrastdynamik und fokussierender Gestaltung bemerkbar. Lichtblicke waren immerhin die Solo-Performance von Agnes Lipka und Siegenbrinks kraftvolle Orgel-Interventionen.

KStA abonnieren