Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kommentar

Ausgedienter Showmaster
Thomas Gottschalk hat den richtigen Moment für den Abgang verpasst

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
Thomas Gottschalk und seine letzte ZDF-Sendung Wetten, dass. Es ist das Ende einer TV-Ära. Die Sendung wurde live im ZDF übertragen. // 25.11.2023: Offenburg, Baden-Württemberg, Deutschland, Europa *** Thomas Gottschalk and his last ZDF show Wetten, dass Its the end of a TV era The show was broadcast live on ZDF 25 11 2023 Offenburg, Baden Württemberg, Germany, Europe

Thomas Gottschalk bei seiner letzten Wetten-Dass-Sendung im November 2023 (Archivbild)

In guten Zeiten war der Moderator ein großer Entertainer, der seinen Job leicht aussehen ließ - zuletzt gab es Gegenwind. Und das aus Gründen.

Ein Kollege, der in Bayern aufwuchs, erzählte mir mal, wie glücklich er in seiner Jugend war, als Thomas Gottschalk im Hörfunk des BR auftauchte. Da war plötzlich einer, der lustig und schnell war und sich auch mal etwas traute. Ich verbinde mit Thomas Gottschalk vor allem den Abend im Dezember 2010, an dem Samuel Koch in der „Wetten, dass..?“-Livesendung verunglückte. Als die Kameras schon lange aus waren, versteckte Gottschalk sich nicht hinter der Bühne. Er sprach mit dem Publikum, traf genau den richtigen Ton, zeigte seine eigene Hilflosigkeit. Mich hat das sehr beeindruckt.

Entertainer ist kein Ausbildungsberuf und richtig gut ist nur, wer den Job besonders leicht aussehen lässt. Thomas Gottschalk war in seinen besten Zeiten ein großer Entertainer, weil er genau diese Kunst beherrschte. Ob er mit Wettkandidaten oder Weltstars sprach, machte keinen Unterschied. Wenn deutsche Unterhaltung jemals in die Nähe amerikanischer Vorbilder kam, war es in dieser Zeit.

Gottschalk flüchtet sich in Rolle des Beleidigten

Aber seine Lockerheit führte eben immer auch mal dazu, dass Gottschalk Sprüche raushaute, die eine Grenze überschritten. Lange Zeit nahm das Publikum das einfach hin und verzieh ihm fast alles. Doch irgendwann musste sich Gottschalk auch mit heftigem Gegenwind auseinandersetzen. Und um direkt mal passend dazu allen, die jetzt reflexhaft „Man darf ja auch heute nichts mehr sagen“ rufen, den Wind aus den Segeln zu nehmen, bleibt festzuhalten: Doch, man darf immer noch alles sagen, man muss halt nur damit rechnen, dass jemand widerspricht.

Das ist ein großer Unterschied, den Gottschalk allerdings nicht sehen wollte. Er flüchtete sich stattdessen in die Rolle des beleidigten alten, weißen Mannes. Das ist schade, denn dafür ist er eigentlich viel zu schlau.

Nun hat er also sein Karriereende als TV-Showmaster für Ende des Jahres angekündigt. Den passenden Moment für den Abschied hat er zwar um Jahre verpasst, dennoch ist es die richtige Entscheidung.