Kommentar zum Nato-Russland-KonfliktDas Neue ist das Uralte

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Köln – Das darf man eine klassische Retourkutsche nennen – über die man lachen könnte, wenn es alles nicht so traurig wäre: Der russische Präsident Putin hat damit gedroht, eigenes Militär in Kuba und Venezuela zu stationieren – also direkt vor der Haustür der USA. Es ist jetzt schon absehbar, dass diese das nicht hinnehmen werden – dafür gibt es die Blaupause der Kubakrise von 1962. Indes: Von Moskau erwartet die Nato zur Stunde sehr wohl, dass es die Aufnahme der Ukraine in das westliche Bündnis anstandslos hinnimmt. Da stimmt doch etwas nicht, da wird ein Symmetriegebot massiv verletzt.

Sicher ist Putin ein widerwärtiger Autokrat, an dessen Völkerrechtsbrüchen es nichts zu verteidigen gibt, während die USA – noch – die mächtigste Demokratie der Welt sind. Aber wofür könnte das ein Argument sein? Besagte „Demokratie“ war schließlich oft genug bereit, die abstoßendsten Diktaturen in ihrem Hinterhof zu stützen oder zu installieren, wenn es nur ihren ökonomischen und politischen Interessen diente.

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Das Bedrückendste an der aktuellen Entwicklung aber ist gar nicht mal die praktizierte Doppelmoral, als vielmehr – in weltpolitischem Maßstab – ihr Déjà-vu-Charakter: Überwunden geglaubte Konflikt-Designs aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kehren in diesen Tagen zurück. Daran knüpft sich eine weitere ernüchternde Beobachtung: War im Kalten Krieg der Gegensatz von Kapitalismus und Kommunismus der Treibsatz der Konfrontation, so zeigt die Gegenwart, dass jene auch ohne harte ideologische Gegnerschaft prächtig funktioniert. Tatsächlich scheinen es die Imperative machtstaatlicher Selbstbehauptung als solche zu sein, die die Akteure in der internationalen Raubtierarena steuern. Das Neueste ist das Uralte – und geeignet, jeglichem weltbürgerlichen Fortschrittsglauben endgültig den Garaus zu machen.

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