Kommentar zum Skandal-FilmDer wahre Borat sitzt im Weißen Haus
Köln – Letzte Nacht habe ich mir noch einmal den ersten „Borat“-Film angeschaut. Er ist immer noch abscheulich und urkomisch. Aber er wirkt sehr viel älter als seine 14 Jahre. Mit seinem kasachischen Reporter Borat hatte der britische Komiker Sacha Baron Cohen den ultimativen Agenten der Aufklärung erfunden: Ein Antisemit, Schwulenhasser und Frauenfeind, der mit gespielter Unbedarftheit seinen Gegenübern noch viel Schlimmeres entlockte. Borat, das war Staatsbürgerkunde mit Hilfe äußerster Geschmacklosigkeit.
Heute, und das merkt man dem neuen „Borat“-Film in jeder Szene an, sind dessen schlimmste Vergehen Alltagsetikette im Weißen Haus. Was Baron Cohen damals mit schamlosem Charme ans Licht brachte und seinem schockierten Publikum präsentierte, sonnt sich heute in aller Öffentlichkeit.
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In der Reihe Ali G, Brüno, Borat und Donald Trump ist letzterer der krasseste Charakter. Auf seine Art hat Trump den Hass, der die USA (aber nicht nur die) zerfrisst, noch deutlicher enthüllt als Baron Cohen. Dass dieser Rudy Giuliani nun dazu gebracht hat, vor Kameras im Schritt herumzunesteln, ist weniger erstaunlich, als der moralische Fall, den der Mann, der sich einst als Held des 11. September feiern ließ, längst hinter sich hat.
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Bevor er Borats angebliche Tochter auf unmissverständliche Weise antatscht, erzählt er ihr hustend, dass China das Virus absichtlich verbreitet habe. Solche Lügen wiederholt Giuliani in jedem TV-Sender, der ihn als Experten einlädt. Wozu soll Borat also noch eingreifen: Die Hosen sind längst unten.